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Unter den Sternen von Rio

Unter den Sternen von Rio

Titel: Unter den Sternen von Rio Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ana Veloso
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macht die Installation des Telefons? Hat der alte Vermieter die Kaution schon zurückgezahlt?« – und schlenderte dann ziellos umher, während er Henriques umständlichen Antworten lauschte. Man merkte ihm an, dass er die beiden höchst ungern in ihrer Zweisamkeit störte und nur blieb, weil er den jungen Mann nicht unterbrechen wollte.
    »… als Dona Luisa mir verriet, dass Seu Filiberto gar nicht zur Bank gegangen war, sondern …«, führte Henrique weitschweifig aus.
    »Wann ist das denn passiert?« León war stirnrunzelnd vor der Vitrine stehen geblieben.
    »Das war vorgestern, kurz vor …«
    »Das meine ich nicht.« León drehte sich zu seiner Tochter um.
    Ana Carolina hielt seinem Blick stand, obwohl ihr Herz plötzlich schneller schlug. Ihr schwante schon, worum es ging.
    »Was denn,
pai?
«, fragte sie so beiläufig wie möglich.
    »Dieses Porzellandöschen. Es ist kaputt. Jemand hat es notdürftig repariert.«
    »Oh nein!«, rief Ana Carolina aus und stand auf, um den Schaden zu begutachten. »Tatsächlich. Meine Güte, das ist schrecklich – ich weiß, wie sehr du daran hängst. Soll ich die Dienstboten zusammentrommeln, damit wir der Sache auf den Grund gehen können?«
    »Nein, lass es gut sein. Darum kümmere ich mich.«
    »Ich schätze, es war dieses nichtsnutzige Ding von Mariazinha«, behauptete Ana Carolina dreist. Sie fühlte sich trotz ihrer schäbigen Beschuldigung kein bisschen schlecht, sondern war im Gegenteil froh, dem blöden Mädchen seine fortdauernden Frechheiten einmal heimzahlen zu können.
    In diesem Augenblick betrat Dona Vitória den Salon. Henrique erhob sich, verbeugte sich vor ihr und machte eine artige Bemerkung über ihr wundervolles Aussehen. Sie nickte ihm huldvoll zu, um gleich darauf zu ihrem Mann und ihrer Tochter vor die Vitrine zu treten.
    »Was heckt ihr beiden denn hier aus?«
    »Sieh nur, Mãe, das Döschen ist beschädigt!«, rief Ana Carolina in gespielter Verzweiflung. »Mariazinha, dieser dämliche Trampel, hat es wahrscheinlich abstauben wollen und dann herunterfallen lassen.«
    Dona Vitória nahm das Stück in die Hand und betrachtete es nachdenklich. Einen unbehaglichen Moment lang senkte sich Schweigen über die kleine Runde, und Ana Carolina hätte wer weiß was dafür gegeben, die Gedanken ihrer Mutter lesen zu können. Dann nahm Don León seiner Frau behutsam das Porzellandöschen ab und setzte zu einer besänftigenden Rede an: »Hör mal,
meu coração,
wir könnten es professionell kitten lassen oder auch …«
    »Was machst du denn für einen Aufstand wegen dieses blöden Tands?«, unterbrach ihn Dona Vitória ungehalten. »Das Versprechen, das daran hing, hast du ohnehin nie eingelöst, und ich bezweifle, dass wir es überhaupt je schaffen, nach Japan zu reisen.«
    Ana Carolina und Henrique sahen einander betreten an.
    »Ähm, wir müssen uns jetzt verabschieden. Die Pflicht ruft, die Pflicht ruft«, sagte Henrique bemüht fröhlich.
    »Natürlich, lasst euch von uns nicht aufhalten«, erwiderte Dona Vitória. »Und genießt den Ausflug.« Sie drückte ihrer Tochter ein Küsschen auf die Stirn und gab Henrique die Hand.
    Die beiden verließen fluchtartig den Salon.
    Als Henrique Ana Carolina in der Halle ihren Sonnenschirm reichte, hörten sie, wie etwas gegen die Wand geworfen wurde und klirrend zerbrach.

2
    M eine Güte, fährt diese Blechkiste nicht schneller?« Ana Carolina warf ihrem Verlobten einen vorwurfsvollen Blick zu, bevor sie sich von ihm abwandte und sich dem vorüberziehenden Panorama widmete. Doch auch der atemberaubende Anblick des Zuckerhutes, der über der Bucht von Botafogo thronte, konnte sie nicht besänftigen. Der Streit ihrer Eltern, dessen Zeugen sie unfreiwillig geworden waren, hatte sie aufgewühlt. Und nun ließ sie ihre schlechte Laune an dem armen Henrique aus, der es nicht einmal zu bemerken schien. Vollkommen ernst beantwortete er ihre Frage, als habe sie ihn tatsächlich um eine Auskunft gebeten.
    »Aber ja doch, diese Blechkiste, wie du mein T-Modell so abfällig nennst, fährt durchaus schneller. Sie schafft bis zu 55  Stundenkilometer. Doch ich bezweifle, dass du derartigen Geschwindigkeiten gewachsen wärst. Im Übrigen ist es eine sehr verkehrsreiche Strecke. Es wäre wirklich verantwortungslos, so zu rasen.«
    Ana Carolina verdrehte die Augen. Das war wieder einmal typisch für Henrique. Es war erschreckend, wie wenig er sie kannte und verstand. Er hätte wissen müssen, dass sie hohe Geschwindigkeiten

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