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Unter den Sternen von Rio

Unter den Sternen von Rio

Titel: Unter den Sternen von Rio Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ana Veloso
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hier«, sagte Caro. Sie wunderte sich, wie friedlich ihr auf einmal ums Herz war. Da brach um sie herum eine Welt zusammen, und sie saß fröhlich kauend auf einem Balkon und genoss den grandiosen Ausblick. Und sie plauderte mit dem Mann, den sie sich noch kurz zuvor für immer aus dem Kopf hatte schlagen wollen, als seien sie gute alte Freunde. Sie fühlte sich ihm sogar so nah und vertraut, dass sie sich gar nicht damenhaft benahm. Sie hatte nicht nur mit vollem Mund gesprochen, sondern sie streifte anschließend auch ihre Schuhe ab und stellte ihre nackten Füße gegen das Balustradengeländer, jeden an eine der weißen Säulen, zwischen denen das Blau des Meeres durchblitzte. Sie bewegte die Zehen hin und her, froh, dass sie aus den unbequemen Schuhen befreit waren. So wohl hatte sie sich schon lange nicht mehr gefühlt. Sie stieß mit António an und schlürfte einen kleinen Schluck Champagner. Dann legte sie den Kopf in den Nacken und schloss die Augen. Ihr Gesicht befand sich im Schatten, nur ihre Beine und Füße wurden von der angenehm warmen Maisonne beschienen. Ihr Glas hielt sie unterdessen zwischen beiden Händen auf ihrem Schoß.
    Sie wusste nicht, wie lange sie dort schon so gesessen hatte, den Kopf herrlich leer, den Magen voll, die Füße leicht, als António hinter sie trat und begann, ihren Nacken zu massieren. Gab es ein vollkommeneres Glück als diesen Moment? Sie atmete entspannt durch und ließ sich von seinen geschickten und starken Händen verwöhnen. Er knetete die verkrampfte Schulterpartie, streichelte den Hals und massierte den Kopf. Es prickelte auf ihrer Haut, ein Schauer des Genusses lief über ihren ganzen Körper. Sie hätte bis in alle Ewigkeit hier sitzen und dem Rauschen des Ozeans zu ihren Füßen lauschen können. Sie gähnte wohlig.
    »Du musst ins Bett«, sagte António.
    »Oh. Wie raffiniert du sein kannst«, sagte Caro pikiert.
    »Ich meinte, du musst schlafen. Du bist ja vollkommen erschöpft. Während du dein Nickerchen hältst, erledige ich ein paar Dinge.«
    »Einverstanden.« Sie war tatsächlich todmüde. Sie fragte nicht nach, was er zu erledigen hatte, denn im Grunde war es ihr gleich. Hauptsache, sie konnte sich jetzt ein bisschen hinlegen und ausruhen. Das Bett sah himmlisch bequem aus, es hatte sie schon beim Betreten der Suite dazu gereizt, sich einfach in die dicken weichen Decken hineinfallen zu lassen.
     
    Die Abenddämmerung setzte bereits ein, als sie wieder erwachte. Der ganze Raum war erfüllt vom orangefarbenen Licht der untergehenden Sonne. Sie blinzelte und sah António, der im angrenzenden Raum auf dem Sofa saß und eine Zeitung las. Als sie sich streckte und gähnte, blickte er auf. Er lächelte sie verliebt an.
    »Gut geschlafen?«
    »Göttlich.«
    »Möchtest du zum Aufwachen einen Kaffee?«
    »Nein, im Augenblick nicht. Mir ist mehr nach einem Bad und …« Den Rest verschwieg sie schamhaft. Sie wünschte sich frische Kleidung sowie ein paar Hygieneartikel, wie etwa eine Haarbürste.
    »Hier, das habe ich dir mitgebracht«, sagte António und legte eine große Papiertüte mit dem Aufdruck eines bekannten Modegeschäfts aufs Bett.
    Caro sah hinein und wühlte ein bisschen herum. In der Tragetasche befanden sich kleinere Tüten aus anderen Läden. Sie entdeckte alles, was ihr Herz begehrte: elegante Unterwäsche, Waschsachen, ein schlichtes, aber schönes Kleid, mit dem sie sich innerhalb des Hotels blicken lassen konnte. Sogar ein Nachthemd war dabei, oder vielmehr ein Négligé. Sie zog es mit spitzen Fingern hervor und ließ es vor Antónios Augen baumeln. Dass er dieses Teil für sie ausgewählt hatte, war ihr unendlich viel peinlicher als die Tatsache, dass er Leibwäsche gekauft hatte. Sie stellte ihn sich in den verschiedenen Geschäften vor und malte sich aus, was in ihm vorgegangen sein musste, als er nach den Sachen fragte. Hatte der Mann keinerlei Schamgefühl? Andererseits war sie froh und dankbar, dass sie sich nun waschen und umziehen konnte.
    Beim Anblick des sehr gewagten Négligés hatte er immerhin den Anstand, kurz den Blick zu senken. Dann sah er ihr in die Augen und sagte: »Du musst es nicht tragen, wenn es dir nicht gefällt – ohne finde ich dich auch sehr schön.«
    Sie schluckte und spürte, dass sie rot wurde. Sie hatte seinen Gesichtsausdruck völlig falsch gedeutet. Es war nicht Scham gewesen, sondern Wollust, die sich dort abzeichnete.
    »Das muss dir nicht peinlich sein – ich habe Schwestern, wie du weißt. Ein

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