Unter der Haut (Hauptkommissar Leng ermittelt) (German Edition)
gemacht hatten, den es in diesem Bereich gab. Die beiden sahen ihn zwar seltsam an, aber das interessierte ihn überhaupt nicht, da der Tisch Platz bot für vier Personen.
Die zweite Halbzeit hatte gerade begonnen. Die Kölner Mannschaft spielte gegen einen Abstiegskandidaten und würde, wenn die nächsten Begegnungen so endeten wie die voran gegangenen, sich selbst bald am unteren Ende der Tabelle wiederfinden.
Im Moment stand es 0:0 unentschieden, und wer den Kommentaren der selbst ernannten Experten im Lokal Glauben schenken mochte, der konnte nur zu dem einen Schluss kommen, dass nicht nur Schieds- und Linienrichter in völliger Fehleinschätzung die Kölner Mannschaft behindert hatten, sondern diese darüber hinaus auch ein grottenschlechtes Spiel abgeliefert hatte.
Leng hob die Hand, um Yussef, der hinter der Theke stand, zu signalisieren, dass er gerne ein Kölsch hätte. Das wäre zwar nicht nötig gewesen, da der freundliche Mann aus Marokko ein körpereigenes Warnsystem besaß, welches nicht nur jeden neuen Gast sofort registrierte, sondern ihn auch umgehend auf leere Gläser aufmerksam machte. Leng stand wohl eine halbe Stunde allein zwischen fremden Menschen, bevor sich die Tür öffnete und Elsa erschien, um ihren Dienst anzutreten.
Wenigstens ein Lichtblick.
Sie lächelte ihm zu, wechselte ein paar Worte mit ihm und bahnte sich dann einen Weg durch die Gästeschar. Leng schaute ohne allzu großes Interesse auf den Flachbildschirm oben auf dem Flaschenregal, dessen oberer Rand von einem ausladenden Messingkronleuchter verdeckt wurde, der über dem Tresen hing. Die Begegnung ging, bei unverändertem Spielstand, allmählich ihrem Ende entgegen. Er hoffte auf einen baldigen Abzug de r eingefleischten Fans, die ausschließlich des Fußballs wegen hier aufgekreuzt waren. Und tatsächlich erfüllte sich sein Wunsch schneller, als er es für möglich gehalten hätte. In dem Moment, wo eine Gruppe von vier Leuten, die links am äußeren Ende der Theke standen, Anstalten machte, zu gehen, schnappte er sein Glas und sicherte sich die frei werdende Ecke nahe dem Fenster.
Dies war sein absoluter Li eblingsplatz, der ihm sowohl erlaubte, sein Bier problemlos in Empfang zu nehmen, als auch den Schankraum überblicken zu können, was ihm natürlich, wenn Elsa arbeitete, ein besonderes Vergnügen bereitete.
Das Spiel war schon zwanzig Minuten vorüber, da tauchte Prado auf. Zur Enttäuschung Lengs wieder ohne seine Frau. Der vordere Bereich der Gaststätte hatte sich bis auf eine handvoll hart gesottener Fußballanhänger geleert.
„Was ist los? Du machst ein Gesicht, als hättest du gerade jemanden über den Haufen gefahren.“
„Völlig daneben, Herr Hauptkommissar“, antwortete Prado verärgert. „Ich bin mit dem Fahrrad unterwegs und habe genau auf halber Strecke einen Platten bekommen. Ich wäre nicht mal in der Lage gewesen, irgendjemanden umzufahren, wenn ich gewollt hätte.“
„Ein Loch im Schlauch ist doch keine Tragödie.“
„Stimmt, aber ich Idiot hab versucht, es zu flicken.“
„Ja und?“
„Ich hätte das Fahrrad einfach anbinden und sofort zu Fuß herkommen sollen. So hab ich natürlich nichts mehr von der zweiten Hälfte des Spiels mitbekommen.“
„War eh nicht so interessant“, sagte Leng, obwohl er das meiste der Begegnung überhaupt nicht verfolgt hatte.
„Hast wahrscheinlich Recht. Ist ja wieder nur ein Punkt heraus gesprungen.“
„Du kennst das Ergebnis?“
„Klar. Bin ja an genug Kaschemmen vorbei gekommen, wo ich durch die Fenster auf den Bildschirm schauen konnte.“
„Ist Susanne noch unterwegs?“ fragte Leng vorsichtig.
Prado nickte. „Sie kauft noch für heute Abend ein. Muss aber sicherlich gleich kommen.“
Auf dem Gesicht des Hauptkommissars zeichnete sich ein Lächeln ab.
„Noch´ n Kölsch Wilfried?“ Elsa war unbemerkt an ihn heran getreten und schaute ihn mit ihren blauen Augen an. Er konnte ihr Parfüm riechen. Es duftete nach Rosen mit einem leichten Hauch von Vanille.
„Gerne“, antwortete er. Mehr brachte er nicht heraus.
Während sie das Bier zapfte, versuchte er, sie zu beobachten, ohne dass es allzu sehr auffiel. Sie trug ihr dunkelblondes Haar heute zu einem Pferdeschwanz zusammen gebunden. Als sie ihm das Glas hinstellte, beugte sie sich ein wenig vor, sodass er, ohne es zu wollen, in ihren Ausschnitt schauen konnte. Er spürte die Hitze, die sich auf seinen Wangen ausbreitete. Er hätte wetten mögen, dass sein Gesicht im selben
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