Unter die Haut: Ein romantischer SM-Roman (German Edition)
„Meine Güte, das müssen wir behandeln!“
„ Hat Zeit, Liebling, Indianer kennt keinen Schmerz“, erwidert Georg mit einer wegwerfenden Handbewegung und gibt sich alle Mühe, männlich tapfer zu wirken. „Küss mich und ich bin lokal anästhesiert.“
Juliette setzt vorsichtige Küsse um die Verwundung herum, während er mit geschlossenen Augen ihre Zärtlichkeiten genießt und grinsend auf seine Lippen deutet, als sie wieder vor ihn tritt.
„ Hast doch gar nichts am Mund, oder wohin soll ich dich noch küssen?“
Hätte Diego an der Hand seiner Reiterin nicht in diesem Moment angefangen, den armen Ovido schon wieder mächtig männlich anzuprusten, hätte Georg vermutlich Verletzungen an ganz anderen Körperstellen vorgetäuscht, um eine liebevolle Behandlung zu erhalten.
So aber muss er sich für den Moment mit einem kurzen, allerdings schwer verliebten Kuss auf seine gespitzt hingehaltenen Lippen begnügen.
Das Vortraben des Wallachs ergibt keinen Hinweis auf Lahmheit, sodass alle wieder aufsteigen und ihren Weg fortsetzen können.
Nicht weit entfernt von der Küste treffen sie bald auf ein kleines Häuschen.
„ Wir nennen es das Torhaus“, erklärt Fernando, „es ist so eine Art Pförtnerhaus, allerdings jetzt unbewohnt. Früher befand sich hier der Eingang zum Anwesen. Es ist wie das Herrenhaus um die vorletzte Jahrhundertwende entstanden, auf dem Grundriss einer sehr alten Fischerkate, die noch aus dem vierzehnten Jahrhundert stammte. Erhalten war schon damals lediglich noch ein Teil des Kellers. Wir haben es bei der Renovierung erst einmal nur mit einem neuen Dach versehen und die Fenster abgedichtet, um es vor den Witterungseinflüssen zu schützen. Bisher kam ich noch nicht dazu, mehr dran zu machen. Wo wir sowieso schon mal hier in der Nähe sind, können wir ja auch noch Schröder im Vorwerk einen Besuch abstatten und horchen, wie es um die Landwirtschaft bestellt ist.“
Die Sonne hat ihren Weg nach oben schon fast beenden können. Vielleicht noch eine Stunde und sie wird im Zenit stehen.
Je weiter sich die Reiter von der Steilküste entfernen, umso mehr verliert der Wind an Kraft und es wird sehr warm. Juliette zieht die dünne Jacke aus, schlingt sie sich um die Hüften und krempelt die Ärmel ihres Hemdes hoch. Sie ist so durstig, dass die Zunge schon am Gaumen klebt.
Zwischen Feldern traben sie auf asphaltierten Wegen, die grasbewachsenen Seitenstreifen so gut es geht nutzend, um die Gelenke der Pferde zu schonen. Ein Stoppelfeld bietet noch einmal die Gelegenheit zu einem ausgedehnten Galopp.
Juliette bemerkt Georgs schmerzverzogenes Gesicht. Das Hemd muss arg auf der offenen Wunde reiben.
Die Gerste ist schon geerntet, der Weizen wiegt sich goldgelb auf kurzen Halmen im Wind. Feldlerchen schwingen sich in atemberaubendem Zickzack singend über den Ähren.
Bald erreichen sie das Vorwerk. Die Wege werden breiter, der Boden wechselt in einen buckeligen Kopfsteinbelag aus Ostseesteinen, als sie das von alten Eichen umstandene Gehöft erreichen.
Auch der Hof ist so gepflastert. Juliette erinnert sich, schon über die schwere Arbeit der Steinfischer an der See gehört zu haben, die früher jeden Stein mühsam mit soliden Netzen vom Meeresgrund heraufholen mussten.
Das Vorwerk ist eine wahre Idylle.
Große, sorgsam renovierte Scheunen stehen im Rund mit Stallgebäuden, Geräteschuppen und dem langgestreckten, flachen reetgedeckten Wohnhaus. Eine Maschinenhalle ist offen und Juliette sieht moderne Schlepper und einen grün glänzenden, offenbar ganz neuen, gewaltigen Mähdrescher dort, wo man sich eigentlich Dreschflegel und Sensen hätte vorstellen können.
Um das Haus herum, eingefasst von einem kniehohen Zäunchen, mehr einladend denn abgrenzend, blüht ein wunderschöner Bauerngarten. Über die kleine Pforte wölbt sich ein Bogen, bewachsen mit Kletterrosen, deren betörender Duft aus unzähligen roten, weiß gefüllten Blüten die Luft erfüllt. Stockrosen haben ihre großen Gesichter in allen Farben geöffnet. Blassrosa und weiße Malven stehen in voller Pracht und liefern sich einen Wettstreit mit blauem Rittersporn und Goldlack in allen Tönen von gelb bis dunkelrot. Ein kleines Beet, umrandet von voll erblühtem Lavendel, beherbergt alle erdenklichen Küchenkräuter.
Auf der Holzbank vor der Haustür hatten zwei ältere Kinder gesessen, die aber bei ihrem Eintreffen sofort aufgesprungen und auf die Gäste zugelaufen sind.
Aus der Maschinenhalle kommt Schröder,
Weitere Kostenlose Bücher