Unter die Haut: Ein romantischer SM-Roman (German Edition)
enormen Dreispitz über der Kapuze.
Juliettes Mut sinkt. Die vier sind nicht einmal an der Größe voneinander zu unterscheiden.
„ Auf die Plätze, ihr Frauen!“
Die unheimliche Stimme scheint aus dem Nichts zu kommen und wird begleitet von einem donnernden Aufstampfen des weißen, übermannshohen Zeremonienstabes, den die Figur links von ihr in der Hand hält. Juliette fühlt sich ein wenig beruhigt, als sie Sarahs Zwinkern hinter der Maske entdeckt, und tut es den anderen gleich. Bewegungslos steht sie mit gesenktem Kopf.
„ Auf die Knie, ihr Frauen!“
Dieses Mal wird der Stab zweimal aufgestoßen.
Juliette geht in die Knie; den weiten Umhang um sich breitend, berührt sie mit der Stirn den Boden.
Die Zeit, bis das ersehnte und befürchtete dreifache Aufstampfen sich hören lässt, scheint ihr unendlich. Das Leder der langen Stiefel drückt sich schmerzhaft in ihre Kniekehlen, sie spürt in dieser Haltung überdeutlich den dehnenden Effekt der Liebeskugel. Panik macht sich in ihr breit, sie könnte sie womöglich verlieren. Sarahs Warnung hämmert in ihrem Kopf: „Wähl den Richtigen! Wenn du dich vertust, wirst du dem bis Mitternacht dienen müssen, den du aussuchst, und dessen Frau hat dann deinem Mann zur Verfügung zu stehen. Sofort aber wirst du die Strafe deines Geliebten vor allen anderen Anwesenden ertragen müssen!“
Der Gedanke, bei dieser Prüfung nicht zu bestehen, erscheint ihr entsetzlich. Nicht allein die möglichen Folgen eines Versagens ängstigen sie; es ist besonders die Furcht davor, Georg den Beweis ihrer Verbundenheit womöglich schuldig zu bleiben. Vorsichtig, um den Eindruck der Bewegungslosigkeit nicht zu zerstören, nestelt sie nach dem Seidenband, das ihr Cape am Hals zusammenhält. Die anderen knienden Frauen kann sie neben sich atmen hören.
„ Juliette!“
Dreifach donnert der Zeremonienmeister.
Sie steht auf; das Bindeband schon in der Hand, wirft sie das Cape von sich, hebt den Kopf. Ein Raunen lässt sich unter der dunklen Empore vernehmen.
Nun gilt es, ohne zu zögern den richtigen Mann zu finden.
Grazil und sehr langsam, wie um Zeit zu schinden, schreitet Juliette auf die Gruppe zu. In Zeitlupe geht sie an den aufgereihten Männern vorbei.
Keine Regung, kein Augenzwinkern hilft ihr bei der Wahl.
Da, plötzlich weiß sie es!
Es ist sein Duft, der ihn verrät.
Mit zierlicher Geste küsst sie ihn leicht auf den Mund und sinkt vor ihm auf die Knie. Er hilft ihr hoch und tritt mit ihr in den Hintergrund. Juliette fällt ein Stein vom Herzen.
Claudia, im umwerfend langen schwarzen, bis auf den Bauchnabel offenherzig geschnürten, hautengen, hinauf bis zur Scham geschlitzten Lackkleid, ist die Nächste, deren Name aufgerufen wird. Juliette beobachtet genau, was sie tut. Selbstbewusst hat sie sich erhoben und steuert mit zügigen Schritten auf die drei Männer zu. Langsam geht sie prüfend von einem zum anderen, zögert abwägend zwischen zwei Kandidaten, scheint sich entschieden zu haben, nähert ihr Gesicht einer Maske, als Juliette plötzlich einen mutwilligen Zug um ihren blutrot geschminkten Mund entdeckt.
Der Atem stockt ihr, als die junge Frau sich von ihrem Auserwählten abwendet und mit entschlossener Geste den anderen küsst.
Als er im nächsten Moment der Knienden aufhilft, sieht Juliette zu ihrem blanken Entsetzen einen Ring an seiner Hand aufblitzen.
Roberts Ring!
Er lässt sich nichts anmerken.
Susanna und Lydia haben leichtes Spiel, denn die Auswahl ist ja nun doch erheblich reduziert. Lydias Wahl ist treffsicher und prompt. Ohne zu zögern, tritt sie in ihrem langen, hochgeschlossenen schwarzen Lederkleid sicheren Schrittes in schwindelerregend hohen Lackstiefeletten auf Fernando zu und küsst ihn. Susanna im schwarzen Latexanzug, der ihren Körper eng und glänzend umschließt, nur die Brüste freilässt und im Schritt großzügig ouvert ist, geschnürt mit einem roten Taillenkorsett aus demselben Material, gibt stolz ihr Schicksal in Daniels Hände. Sie weiß um Claudias Fehler.
Als alle Paare sich gefunden haben, legen auch die Männer Capes, Masken und Hüte ab, und die Frauen sind sich später einig, dass sie sich durchaus Mühe mit ihrer Erscheinung gegeben haben. Zu engen schwarzen Lederhosen tragen sie verspielt gerüschte elegante Hemden, die zu Zeiten des Sonnenkönigs durchaus zur Ehre gereicht hätten.
Claudia schlägt zwar im Augenblick des Erkennens die Hände vors Gesicht, benimmt sich schuldbewusst erschreckt, aber Juliette
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