Unter die Haut: Ein romantischer SM-Roman (German Edition)
beiden Herankommenden und bemüht sich peinlich berührt, die kleine Meinungsverschiedenheit zu überspielen. Georg kann es sich allerdings nicht verkneifen, noch einmal kräftig in die Kerbe zu schlagen, denn allzu selten ist es für seinen Geschmack möglich, Schwächen an Fernando aufzudecken. „ Guten Morgen, schöne Lydia, guten Morgen, Fernando. Habt ihr gerade ausgedehnte pädagogische Betrachtungen angestellt?“
Juliette knufft ihn in die Seite. Sie empfindet diese Einmischung, die betont gewählt wirken soll, aber süffisant klingt, als sehr unhöflich und unangenehm. „ Georg!!“, zischt sie ihm leise zu, „lass das!“, und an das Gastgeberpaar gewandt: „Guten Morgen, ihr Lieben, was für ein wundervoller Morgen und was für einen grandiosen Brunch ihr uns wieder bietet! Ich hoffe, ihr habt gut geschlafen?“
Lydia nimmt dankbar Juliettes Ablenkung auf und blinzelt ihr zu: „Kommt, setzt euch. Ja, wir sind erst gegen fünf Uhr früh im Bett gelandt, ich habe jedenfalls geschlafen wie ein Stein.“
Fernando wendet sich an Juliette, erzählt ihr von Miguels Morgenbericht aus dem Pferdestall. „ Esperanza steht heute, sie kann es gar nicht mehr erwarten, gedeckt zu werden. Kommst du nach dem Essen mit rüber, du könntest mir ein bisschen helfen.“
„ Aber gern!“ Juliette ist sofort in ihrem Element.
Ein ausgedehntes Gespräch über Pferdezucht entspinnt sich zwischen den beiden, zu dem auch Lydia viel beizutragen hat. Georg sitzt mit zunehmend säuerlichem Gesichtsausdruck dabei und bereut bereits, dass er wieder einmal in den Fettnapf getreten ist und letztlich mit seiner Unhöflichkeit nicht gerade zur eigenen Reputation beigetragen hat.
Nach dem Frühstück verabschiedet Juliette sich kurz, um sich umzuziehen. In Sommerkleidchen und Pumps würde sie im Stall etwas deplatziert sein.
Georg folgt ihr, immer noch schlecht gelaunt. Auf der Terrasse, außer Hörweite der anderen, bleibt sie stehen. „ Warum tust du das immer wieder, Georg, ich verstehe nicht dieses Konkurrenzverhalten, das du Fernando gegenüber ständig an den Tag legst“, macht Juliette ihrem Ärger Luft und es ist unüberhörbar, dass sie knatschig ist.
„ Ich könnte mir ja selbst in den Hintern treten“, erklärt er zerknirscht, „aber Fernando ist, obwohl ich ihn für einen meiner zuverlässigsten Freunde halte, immer schon ein Konkurrent für mich gewesen. Er ist einfach zu und zu gut weißt du, er scheint so gar keine Fehler zu haben, ist immer souverän bis zum Anschlag, hat Erfolg im Geschäft und natürlich bei allen Frauen. Solange ich solo bin, habe ich überhaupt keine Probleme mit ihm. Aber sobald ich eine Frau habe, sehe ich irgendwie rot, denn er kann es nicht lassen, seine schönsten Räder zu schlagen; immer sehe ich mich dann in der Pflicht, mich sozusagen mit ihm zu duellieren. Und ganz ehrlich: nur aus Angst, sein Rad könnte schöner sein als meines, er könnte mir die Frau, die ich liebe, die ich allein für mich gewinnen will, abspenstig machen, passiert mir immer wieder derselbe Fehler. Und jetzt bist du diese Frau! Wunder dich nicht, ich kann es einfach gerade jetzt nicht lassen, die Messer zu wetzen, denn nichts wäre schlimmer für mich, als dich an ihn zu verlieren. Ich merke doch, wie er dich beeindruckt. Ich merke, ihr teilt Interessen, die nicht wirklich meine sind. Es sind die Momente, in denen ich mich ausgeschlossen fühle von dir. Ich fürchte jedes Terrain, auf dem er dichter bei dir ist als ich. Er sammelt schöne, interessante Frauen, Juliette, und wird doch nie von seiner Lydia lassen, denn sie ist die Einzige, die ihn dauerhaft binden kann. Auch wenn sie oft genug die Zähne zusammenbeißen und zusehen muss, wie sie seine Affären verwinden kann.“
Juliette ist beeindruckt von Georgs offenem Bekenntnis. „ Weißt du was, mein Liebster? Das, was du schon nach diesen paar Tagen für mich bist, würde Fernando nie sein können. Natürlich ist er wunderbar, ein großartiger Gastgeber, und was er allein für Sarah getan hat, hebt ihn in meiner Achtung sehr hoch. Aber es tut mir weh, wie du dich ihm gegenüber ins Unrecht setzt, ich will das nicht. Denn für mich ist dein geschlossener Schweif schon schöner als Fernandos Rad. Ich kann es einfach nicht ertragen zu sehen, wie du dir selbst vor Eifersucht die Federn ausreißt. Und noch etwas: Fernando tangieren deine Attacken nicht wirklich, sie perlen einfach an ihm ab. Ich will nicht, dass du dir selbst schadest. Ich liebe
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