Unter die Haut: Ein romantischer SM-Roman (German Edition)
die Stahlfesseln von ihren Fußgelenken zu lösen, durchtrennen mit dem Seitenschneider die massiven Glieder der Kette, die von den gefesselten, zerschundenen Handgelenken zu einem rostigen eisernen Ring in der Wand führt.
Robert hebt das Mädchen hoch, trägt sie, während Susanna ganz dicht bei ihr bleibt, ihre schmutzige Hand hält, hinauf ans Licht.
Fortwährend flüstert Susanna: „Alles ist gut! Alles ist vorbei!“
Die Tränen, die ihr über das Gesicht laufen, sind Tränen der Erleichterung, des Glücks und des fassungslosen Entsetzens.
Juliette ist vorgelaufen, hat die schon mit dem Doktor telefonierende Bärbel mit dem Auto ganz dicht ans Torhaus geholt, vor dem mittlerweile auch die Polizisten eingetroffen sind.
Einer der drei Beamten steigt mit in den Wagen, um die Sicherheit der Frauen zu gewährleisten, falls Jonathan ihren Weg kreuzen sollte.
Robert setzt die teilnahmslose Lena zu Susanna auf den Rücksitz und schiebt auch den protestierenden Michel hinein.
„ Du fährst mit den Frauen nach Hause, mein Sohn! Ich bin stolz auf dich, aber was hier jetzt noch kommt, ist reine Männersache“, erklärt Hinrich seinem Jüngsten und sein Ton lässt keinen Widerspruch zu.
15. Kapitel
Nein! Nein, ich werde nicht davonlaufen! Dieses Mal werde ich dem Schwein ins Gesicht sehen! So wie meine Haut heilt, werde ich jetzt auch meine Seele heilen!
Sarah empfindet zum ersten Mal die Kraft und den Mut, sich ihren schlimmsten Albträumen mit aller Konsequenz zu stellen. Sie will ihm ins Gesicht spucken, will sehen, wie er leidet, wenn er dieses Mal gefasst wird.
Lenas Anblick hat sie zu sehr an ihr eigenes Schicksal erinnert.
Und heute weiß sie, dass sie sich ein für allemal befreien wird.
Deshalb hat sie das Angebot der Männer, mit den Frauen zu fahren, trotz allen Zuredens vehement abgelehnt.
Es herrscht große Hektik vor dem Torhaus. Die Wagen werden an uneinsehbare Stellen gefahren, die beiden Polizisten haben im Keller Position bezogen. Sie wollen Jonathan dort unten, hinter der Tür versteckt, überraschen.
Robert und Daniel verbergen sich, entgegen den Anweisungen der Beamten, sich in sicherer Entfernung zu halten, in dem einsturzgefährdeten Raum über dem Torbogen, um bei eventuellem Rückzug Jonathans gegebenenfalls eingreifen zu können. Vorsichtig vermeiden sie das Betreten der morschen Bodendielen zwischen den soliden Eichenbalken.
Die dichte Hecke, nah an der alten Weide, die Michel als Versteck gedient hat, bietet nun Sarah, Juliette, Georg und Fernando Schutz. Beide Männer sind bewaffnet.
„ Gut nur, dass der Weg bis ans Torhaus heran geteert ist“, bemerkt Georg, „sonst wäre der Kerl sofort wegen der Spuren gewarnt, so nass, wie der Boden jetzt ist.“ Er weist auf seine lehmverschmierten Schuhe.
Stummes, angespanntes Nicken bestätigt, dass alle seine Gedanken teilen.
Seit Michels Anruf sind inzwischen gut drei Stunden vergangen, und langsam beschleicht die Freunde Unruhe und die Sorge darüber, ob Jonathan möglicherweise gar nicht zurückkehren wird.
Juliette spürt die unbequeme, fast bewegungslos stehende Position in jedem Muskel und beginnt, sich mit isometrischen Übungen zu lockern.
Über den Punkt der Müdigkeit ist sie lange hinweg. Ein überanstrengtes, nervöses Flirren macht sich um den Solarplexus herum bemerkbar.
Angespannt lauschen alle, und als sich endlich Motorgeräusche vernehmen lassen, geht ein erleichtertes Aufatmen durch die Gruppe.
Jonathan fährt schwungvoll am Torhaus vorbei, scheint den Wagen wieder an der nicht einsehbaren Stelle zu parken, die Michel beschrieben hat, und kommt, die Aktentasche unter den Arm geklemmt, eine gut gefüllte Plastiktüte in der Hand, in das Blickfeld der Freunde.
Ohne zu zögern geht er auf den Eingang zu.
Juliette sieht Sarah ins Gesicht und entdeckt einen Ausdruck nie zuvor gesehener Wut in ihren Zügen. Mit einem leichten Anstupsen macht sie Georg darauf aufmerksam, der zustimmend, kaum merklich nickt.
Als Jonathan den Weg über die Balustrade genommen hat, hebt Fernando Hinrichs Feldstecher an die Augen. „ Er ist an der Luke, ich kann seinen Schatten sehen“, flüstert er.
„ Jetzt ist er weg.“
Atemlos gespannt verfolgen die Freunde den Fortgang.
„ Da, da ist er wieder!“
Alle erwarten nun das Auftauchen des Festgenommenen in Polizeigewahrsam auf der Balustrade. Umso erstaunter reagieren sie auf den neuen Kommentar.
„ Und wieder weg! Warum schließen sie denn jetzt die Luke?“
Im
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