Unter die Haut: Ein romantischer SM-Roman (German Edition)
nächsten Moment überschlagen sich die Ereignisse.
Jonathan muss den Beamten entkommen sein. Sie sind nirgends zu sehen, als er in rasender Eile den Balkon entlangläuft.
Die Männer springen aus der Deckung, die Jagdgewehre im Anschlag.
Juliette erkennt auf der Balustrade nur Daniel und Robert, die sich dem Flüchtenden in den Weg gestellt haben. Die Sonne fällt auf einen metallisch schimmernden Gegenstand, den Jonathan in der Hand hält, und erzeugt ein Aufblinken. Ein Messer!, denkt sie entsetzt, denn sie weiß, dass die Freunde dort oben unbewaffnet sind.
Daniel ringt mit dem Mann, der offenkundig rücksichtslos zu allem bereit ist, seine Situation erkannt haben muss, weiß, dass es für ihn nichts mehr zu verlieren gibt.
Als Robert sich blitzschnell einmischt, sinkt Daniel schon zu Boden.
Juliette sieht Fernando und Georg, die Flinten entsichernd, zum Eingang stürmen, Hinrich vor der Türe einen weiteren Fluchtweg verstellen.
Ein Wagen fährt vor. Es müssen die Kommissare aus der Stadt sein.
Beide ziehen ihre Dienstpistolen, sehen aber keine Chance, in dem Handgemenge den richtigen Mann zu treffen, den Juliette ihnen umgehend bezeichnet hat.
Mit blankem Entsetzen sieht sie Robert im Schwitzkasten, das Messer am Hals, als ein Warnschuss fällt. Ganz offenbar ist Jonathan für einen Moment irritiert, was Robert die Gelegenheit gibt, sich seinem Griff halbwegs zu entwinden. Beide Männer torkeln rückwärts auf das Geländer der Balustrade zu und das laute Krachen vom Splittern und Herabstürzen des alten Holzes ist zu hören.
Robert findet Halt an einem senkrechten Stützbalken, während Jonathan, hilflos mit dem Messer fuchtelnd, nur noch dessen Willen ausgesetzt, von ihm gerade noch an einem Hosenbein gegriffen wird.
Kopfüber hängt der Peiniger über dem Abgrund.
Sarah, die starr neben Juliette gestanden hat, tritt näher, tritt unter den Balkon und sieht hinauf. Ihre Augen treffen Roberts.
Juliette ahnt, was sich zwischen den beiden jetzt abspielt. Sie sieht das kaum wahrnehmbare Kopfschütteln Sarahs, das winzige Nicken Roberts.
Jonathan versucht noch einmal mit aller Kraft, sich in einer Rumpfbeuge aufzurichten, Robert schreit: „Scheiße, hör auf zu zappeln, ich kann dich nicht mehr halten!“
Und lässt los.
Schwer schlägt der Körper auf dem Teer auf.
Juliette nimmt wie in Zeitlupe wahr, wie der Kopf geradezu zerplatzt, Blut in großen Mengen sich über den Asphalt zu ergießen beginnt.
Sie hat noch nie einen Menschen sterben sehen, hat immer angenommen, es würde sie erschüttern, selbst wenn es sich um einen Fremden handeln würde, aber sie empfindet nichts in diesem Moment.
Georg nimmt sie um die Taille, und es gelingt ihr nicht, den Blick abzuwenden, denn Sarah ist als Erste an den Leichnam herangetreten, und es scheint Juliette nur folgerichtig, was sie tut, völlig selbstverständlich.
Sarah spuckt Jonathan in das zerschmetterte Gesicht.
„ Komm, es ist vorbei! Für immer vorbei!“, nimmt Juliette Sarah in die Arme.
„ Ja, es ist vorbei, und ich kann endlich beginnen, wieder zu leben!“, erwidert sie und ihr Blick, direkt in Juliettes Augen, ist klar und voller Frieden.
16. Kapitel
Den Kommissaren sind die Szenen, die sich abspielen, vorerst vollkommen unklar. Später erst, beim gemeinsamen Abendessen auf dem Gut, werden sie für alles Erklärungen finden.
Zunächst gilt es, Daniel zu verarzten, der einen glatten Durchstich der rechten Schulter erlitten hat, und die beiden Polizisten zu befreien, denen es trotz vereinter Kräfte nicht gelungen ist, die Luke wieder zu öffnen, die Jonathan in seiner rasenden Flucht so heftig zugeschlagen hat, dass sie sich völlig verklemmt hat und nicht mehr von unten aufzustemmen ist.
Robert bleibt vorerst bei dem verletzten Daniel, während sich die anderen nach Absprache mit den Kommissaren zunächst ins Vorwerk aufmachen. Verabredet wird ein späteres Zusammentreffen auf dem Gut. Noch gelingt es niemandem, sich zu entspannen, zu groß ist die Angst um Lenas Zustand, insbesondere den ihrer Psyche.
Michel hat den vorfahrenden Wagen sofort gehört und kommt aus dem Haus gerannt. „ Der Doktor ist da, es geht Lena gar nicht so schlecht“, berichtet er atemlos. „Mama und Susanna baden sie gerade. Haben die Polizisten den Mann gefangen?“
„ Komm mal zu mir, mein Michel“, zieht Juliette den aufgeregten Jungen beiseite, „ich muss dir etwas erklären.“
Nur allzu gern folgt er Juliette zu der kleinen Bank in dem
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