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Unter die Haut: Roman (German Edition)

Unter die Haut: Roman (German Edition)

Titel: Unter die Haut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Andersen
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paar Stunden zuvor aus seiner Wohnung gestürmt war, und nachdem er mit eigenen Augen gesehen hatte, dass sie mit ebendiesem Mann hier geflirtet hatte?
    Oh Gott, bei all seinem Misstrauen gegenüber Frauen und deren Fähigkeit zur Treue?
    Würde sie diesen widerlichen Mistkerl lange genug hinhalten können, bis Vincent zu ihrer Rettung herbeigeeilt käme, nur damit er dann auf dem Absatz kehrtmachte und wieder ging, sobald er sie beide erblickt hatte? Das Gefühl von Hoffnungslosigkeit legte sich wie Blei auf ihre Schultern, und als Tyler jetzt auf sie zutrat, seinen entblößten Schwanz in der Hand und damit drohend vor ihr herumwedelnd wie zuvor mit dem Messer, und ihr befahl, sich hinzuknien, da gaben ihre Knie von sich aus unter ihr nach.
    Dann stieg das Bild von Vincents dunklen Augen vor ihr auf, und sie hörte seine Stimme. »Ich liebe dich, Ivy Jayne«, hallte es in ihrem Kopf wider. »Du besitzt mehr Integrität …« Ihre Beine gewannen ihre Stärke zurück, und sie erhob sich.
    »Ich habe gesagt, auf die Knie, du Hure!«
    Ivy schrie wutentbrannt auf und stürzte sich mit all ihrer in jahrelanger Schufterei in der Notaufnahme erworbenen Kraft auf ihren Peiniger. Tyler, der nicht mit diesem Angriff gerechnet hatte, stolperte einen Schritt zurück. Sie rammte ihm die stumpfe Seite des Skalpells gegen den Ellbogenknochen, und sein Messer fiel klappernd zu Boden. Ivy schnappte es sich und rannte laut schreiend zur Tür, als wäre der Leibhaftige hinter ihr her.
    Kurz vor der Biegung im Flur holte er sie ein und brachte sie zu Fall, indem er sich auf sie warf. Er rollte sie auf den Rücken, setzte sich rittlings auf sie und schlug ihr einmal, zweimal mit voller Wucht ins Gesicht, so dass ihr Kopf von einer Seite zur anderen geschleudert wurde. In seinem Wutrausch bemerkte er nicht einmal das Skalpell in ihrer linken Hand, als er ihr rechtes Handgelenk umklammerte und ihre Hand mehrere Male auf den Parkettboden schlug. Sie ließ das Messer los, und es schlitterte über den Boden und blieb eine Armeslänge von Tyler entfernt liegen. Aber er beachtete es nicht, sondern spreizte mit dem Knie brutal ihre Beine auseinander und schob sich zwischen ihre Schenkel. »Darum hast du doch gebettelt, du hinterhältiges Miststück.«
    Draußen vor ihrer Wohnungstür war ein leises Geräusch zu hören, aber Ivy bekam nichts davon mit. Ihre linke Hand schnellte hoch, und sie presste die Stahlklinge des Skalpells gegen Tylers Hals. »Ein falscher Schnaufer, du krankes Arschloch«, flüsterte sie mit rauer Stimme, »und ich schwöre, ich schlitze dir die Kehle auf, schneller, als du Piep sagen kannst« – und wusste im gleichen Augenblick, dass sie es nicht würde tun können.
    Du lieber Gott, was sollte sie jetzt bloß machen? Warum nur musste sie solche Skrupel haben – das war nun wirklich nicht die richtige Zeit oder der richtige Ort dafür. Sie sollte sich besser schnell einen anderen Plan ausdenken, weil sie ihn sicher nicht mehr lange hinhalten konnte, bevor er merkte, dass sie nicht den Mut hatte, das Skalpell tatsächlich gegen ihn einzusetzen.
    Sie spürte, wie sein Penis erschlaffte, und seufzte erleichtert auf. Wenigstens drohte ihr fürs Erste nicht mehr, vergewaltigt zu werden. Einen Moment lang war sie versucht, ihn wegen seiner fehlenden Manneskraft zu verspotten, aber sie besaß noch Verstand genug, die Worte hinunterzuschlucken, bevor sie ihr über die Lippen kamen. Für den Moment war sie in der stärkeren Position, und es wäre gut, wenn das auch so bliebe. Sie hatte es mit einem Verrückten zu tun. Schon ganz normale Männer hatten auf diesem Gebiet Probleme mit ihrem Ego; wenn sie sich deswegen über ihn lustig machte, dann könnte er möglicherweise eine durchgeschnittene Kehle für einen kleinen Preis dafür halten, sie so langsam und qualvoll wie möglich sterben zu lassen, bevor er selbst schließlich verblutete.
    Der Gedanke daran weckte erneut ihren Zorn. Dieses Schwein hatte sie durch die Hölle geschickt; das konnte sie nicht auf sich beruhen lassen, ohne wenigstens zu versuchen, es ihm zu vergelten. »Wissen Sie, wie lange es dauert, bis ein Körper ausgeblutet ist?«, fragte sie ihn möglichst gleichmütig und lächelte zufrieden, als sie sah, wie alle Farbe aus seinem Gesicht wich. Gut. Sie hoffte, er machte sich vor Angst in die Hose.
    Er brauchte nicht zu denken, dass nur er dieses grausame Psychospiel spielen konnte. Sie mochte darin nicht so gut sein wie er, aber sie lernte immerhin schnell.

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