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Unter feindlicher Flagge

Unter feindlicher Flagge

Titel: Unter feindlicher Flagge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Thomas Russell
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wir sie mit einer ersten Salve bestreichen.«
    »Segel, Sir!« Wickham riss den Arm hoch und zeigte in den Nebel.
    Allmählich nahm ein Schiff im Dunst Gestalt an: Segel, Rigg, dunkel glänzender Rumpf - die Stückpforten konnte man nicht zählen.
    »Es ist die Themis!«, stieß jemand hervor.
    »Ruhe da vorn«, mahnte Landry. Zu Hayden gewandt sagte er: »Ich denke, der Mann hat recht. Das muss unser Schiff sein - oder nicht?«
    Wer auch immer dort segelte, Hayden war sich sicher, dass es eine Fregatte war. Sie mochte eine Seemeile entfernt sein unter Mars- und Bramsegeln, doch der unbeständige Nebel hüllte das Schiff immer noch größtenteils ein, sodass Hayden nicht sicher war, ob sich auch wirklich die Meuterer an Bord befanden.
    Angestrengt blickte Wickham durch sein Glas. »Sie machen klar Schiff zum Gefecht, Sir.«
    »Damit wäre unser kleiner Vorteil dahin.« Hayden hob sein eigenes Glas und verfluchte den Nebel.
    »Die Männer sind auf ihren Positionen, Mr Hayden«, meldete Barthe. »Soll ich Befehl zur Kursänderung geben?«
    Hayden ließ das Fernglas sinken und wandte den Blick keinen Moment von dem anderen Schiff ab. »Warten Sie noch einen Augenblick, Mr Barthe. Wir brauchen erst noch Gewissheit. Vielleicht müssen wir im Nebel Schutz suchen.«
    »Sie zeigt Flagge, Mr Hayden«, sagte Wickham leise.
    Durch sein Glas verfolgte Hayden, wie eine Flagge ruckartig am Besangaffel gehisst wurde. Sie flatterte und wehte dann vor dem grauen Himmel aus. »Scheint die Trikolore zu sein«, sagte er.
    Das Schweigen wurde von Flüstern unterbrochen.
    »Es könnte genauso gut die Themis sein«, merkte Mr Barthe an. »Oft haben wir den Feind verwirrt, indem wir die französische Flagge hissten. Sehr oft.«
    Rauch stieg vom Schiff auf, und Signalflaggen flatterten im leichten Wind. Augenblicke später flog der Schall über das Wasser.
    »Wenn es die Themis ist, so hoffen sie, dass man das im Nebel für das Signal der französischen Marine hält«, mutmaßte Wickham.
    »Wo ist mein Schreiber?«, fragte Hayden. »Rufen Sie Perse. Der Junge soll das Buch aus meiner Kabine holen, das er heute früh weggeräumt hat.«
    Barthe beäugte Hayden skeptisch, als halte er den Zeitpunkt für äußerst ungünstig, jetzt zur Lektüre zu greifen.
    Kurze Zeit später lief Perseverance Gilhooly über das Deck und drückte seinem Herrn das schwere, in Segeltuch geschlagene Buch in die Hand. Hayden klemmte sich sein Fernglas unter den Arm und blätterte in dem Buch. Kurz darauf fiel sein Blick auf ein lose hineingelegtes Blatt. »Mr Wickham, ich fürchte, dass dies nicht unsere Meuterer sind. Es sei denn, sie haben das Signal des Feindes ausfindig gemacht.« Er drehte sich um und ließ den Blick über das Quarterdeck schweifen. »Mr Archer? Können Sie ein bisschen Französisch lesen?«
    »Ja, Sir, aber ich spreche nicht so gut Französisch wie Sie und Mr Wickham.«
    »Das ist nicht schlimm.« Hayden winkte den jungen Offizier näher heran und zeigte ihm das Buch. »Hier steht die Antwort auf das Signal. Setzen Sie die entsprechenden Signalflaggen.«
    »Aye, Sir.« Archer nahm das Buch entgegen. »Ist das das Signalbuch des französischen Kapitäns?«
    »Ja.«
    Archer war einen Moment verblüfft und eilte dann zum Flaggenschrank.
    »Wie, um alles in der Welt, wurde das übersehen?«, fragte Barthe. »Die hatten doch alle Zeit der Welt, um es ins Meer zu werfen.«
    »Das stimmt. Eigentlich sollte Monsieur Sanson es vernichten, doch dann überließ er es freundlicherweise mir.«
    »Ein dreifaches Hurra auf schwermütige französische Zigeuner, Sir«, freute sich Wickham und brachte Hayden damit zum Lächeln.
    Augenblicke später ließ Archer eine Kanone abfeuern und Flaggensignale als Antwort heißen. Derweil blickte Hayden auf das Schiff in der Ferne, das nach wie vor halb von den Grauabstufungen verschluckt war.
    »Wie mögen unsere Zeichen gewirkt haben, Mr Wickham?«
    »Schwer zu sagen, Sir, aber ich möchte wetten, dass sie etwas erleichtert sind.«
    »Wir werden ja merken, ob sie auf unser Signal mit einer Breitseite antworten«, murmelte Barthe.
    »Deck!«, ertönte es aus dem Ausguck. »Segel voraus!«
    »Mr Wickham, würden Sie nach vorn eilen und nachsehen, ob Sie die Nationalität erkennen können? Ich will nicht hoffen, dass wir mitten in ein französisches Geschwader geraten sind. Mr Landry, geben Sie an die Mannschaft durch: keine Rufe auf Englisch. Wir dürfen uns nicht verraten.«
    Wickham eilte über die Gangway aufs

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