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Unter feindlicher Flagge

Unter feindlicher Flagge

Titel: Unter feindlicher Flagge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Thomas Russell
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Schiffe.«
    »Warum lässt die Admiralität dann nicht mehr davon bauen?«, wollte Landry wissen und bedachte nun Hayden mit einem finsteren Blick.
    »Eine gute Frage, Mr Landry. Ich denke, sie sind nicht schwer genug für die Gefechtslinie, im Gegensatz zu den Vierundsiebzigern. Ich habe gehört, dass man zwei Fregatten für den Preis eines Vierundsechzigers bauen kann, das wäre dann die Antwort. Ich habe schon oft gedacht, dass ein Vierundsechziger in einem Geschwader die Flagge des Kommodores haben sollte. Drei oder vier Fregatten und ein Vierundsechziger würden schon eine beachtliche kleine Flotte bilden - schnell und tödlich.«
    Die Midshipmen schauten einander an und waren nun alle von den bewundernswerten Eigenschaften eines Vierundsechzigers überzeugt. Landry wandte sich wieder mürrisch seinem Essen zu.
    »Mr Hayden, erzählen Sie doch bitte noch einmal die Geschichte, die Sie mir erzählt haben«, sagte Archer mit einem kleinen Grinsen. »Von dem Mann auf der Besangaffel ...«
    Hayden musste auch grinsen, denn die Geschichte amüsierte ihn immer noch. »Damals war ich selbst noch Midshipman«, erklärte er. »Vor den Küsten Nordamerikas.«
    »Während des Krieges mit Amerika?«, fragte Wickham.
    »Zweiundachtzig war es. Ich war auf dem Quarterdeck, und wir setzten uns mit anderen Schiffen unseres Geschwaders in Bewegung. An Bord eines Achtundzwanzigers namens Albemarle sahen wir einen Mann, der bis zum Ende der Gaffel aufenterte. Offenbar wollte er eine Flagge austauschen. Ein Besucher auf dem Quarterdeck erkundigte sich, was der Mann vorhabe, woraufhin ein Leutnant mutmaßte, der Matrose mache sich bereit, die Flagge mit seinem Leben zu schützen. Daraufhin machte einer die geistreiche Bemerkung: ›Das muss Nelson sein‹.«
    Die Midshipmen lachten.
    »Wer ist Nelson?«, fragte Stock, obwohl er in das Lachen mit eingestimmt hatte.
    »Kapitän Horatio Nelson«, erwiderte Archer und verdrehte die Augen. »Es ist ja löblich, wenn ihr eure Nasen in Bücher steckt, aber ihr solltet doch über Vorgänge in eurem Dienst Bescheid wissen!«
    »Nelson ist ein guter Offizier«, sagte Hayden, »aber manchmal bekannt dafür, dass er ein wenig - übereifrig ist. Wie ich gehört habe, hat er inzwischen das Kommando über einen Vierundsechziger.«
    »Wer war der beste Kommandant, unter dem Sie gedient haben?«, wollte Williams wissen.
    »Bourne, ohne Frage.« Schnell fügte er hinzu: »Ich möchte Kapitän Hart nicht schlecht machen, unter dem ich erst seit einem Tag diene. Hätten die Männer damals an Bord einen Kapitän aus den eigenen Reihen bestimmen dürfen, so hieß es, dann hätten sie sich einstimmig für Bourne entschieden. So beliebt war er. Nie haben Sie so einen Seemann gesehen, keiner war tapferer im Kampf. Ich denke, dass ich das meiste meines Handwerks bei ihm gelernt habe. Einen besseren Kommandanten kann man sich nicht vorstellen.« Hayden dachte, dass es an der Zeit sei, das Gespräch von der eigenen Person abzulenken. »Und bei Ihnen, Mr Landry - was war bislang Ihr Lieblingsschiff?«
    »Meine Laufbahn war, verglichen mit anderen, dürftig. Ich war zunächst Reffer auf einem alten Vierundsiebziger, aber er wurde nach meiner ersten richtigen Fahrt für seeuntüchtig erklärt und später abgetakelt. Dann war ich an Bord der Niger, einer Zweiunddreißiger-Fregatte. Dann auf einer kleinen Brigg namens Charlotte, später auf einer Korvette und schließlich hier. Die Themis ist bei Weitem die Beste, obwohl ich auch die kleine Brigg mochte, da sie so wendig war. Und sie brachte uns sicher durch einen schrecklichen Wintersturm auf dem Atlantik. Danach hatten wir sie alle ins Herz geschlossen.«
    Niemand schien so recht an Landrys Karriere interessiert zu sein, und für einen Moment herrschte Stille. Hayden hatte noch nie gehört, dass ein Mann zum Leutnant ernannt worden war, der erst auf so wenigen Schiffen gedient hatte. Das wunderte ihn.
    Hayden wandte sich an die Midshipmen. »Erzählen Sie mir, was Sie gelesen haben. In den letzten Wochen ist es ja wohl zu lebhaften Debatten in der Midshipmen-Messe gekommen.«
    »Mr Burke, Sir«, sagte Madison und blickte ziemlich stolz drein. »Reflections on the French Revolution.«
    »Haben Sie das auch gelesen, Mr Hayden?«, wollte Wickham wissen. Der kleine Midshipman blickte ihn im Schein der Lampe durchdringend an.
    »Mein Freund Kapitän Hertle war so freundlich, mir eine Ausgabe zu leihen«, antwortete Hayden. »Gefiel Ihnen das Werk?«
    »Mr Archer mochte

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