Unter fremden Sternen - Die Frontier-Saga (2): Die Frontier-Saga 2 (German Edition)
Tobin klar, dass es sinnlos war, mit ihr diskutieren zu wollen.
»Verstehe. Dann vielleicht wir drei …«
»Jalea ist meine Übersetzerin«, beharrte Nathan.
Tobin seufzte resigniert. »Na schön, dann also wir vier.« Er neigte leicht den Kopf und forderte sie mit einer Handbewegung zum Eintreten auf.
»In Ordnung«, sagte Nathan. Die fremde Umgebung ließ ihn unsicher werden, deshalb beruhigte es ihn, Jessica in der Nähe zu haben – schließlich hatte sie ihre Kämpferqualitäten schon mehrfach unter Beweis gestellt. Er wandte sich wieder Tobin zu. »Was schätzen Sie, wie lange wir dort drin sein werden?«
»Kommt darauf an, wie viele noch nach Arbeit suchen«, antwortete er. »Zu dieser späten Tageszeit dürfte die Auswahl beschränkt sein.«
»Ist das nicht reizend, wie er deine Fragen beantwortet, ohne sich festzulegen?«, flüsterte Jessica Nathan zu, was ihm ein Lächeln entlockte. Das war ihm schon bei seiner ersten Begegnung mit Tobin aufgefallen.
»Okay«, sagte Jessica laut und wandte sich an Enrique und die anderen. »Wir gehen jetzt in dieses große, hässliche Gebäude rein. Wird bestimmt lustig. Ihr vier schaut euch hier draußen um. Aber bleibt in der Nähe und sperrt Augen und Ohren auf. Ich habe keine Ahnung, wie lange wir brauchen werden oder wie schnell wir verschwinden müssen, wenn wir fertig sind. Also haltet euch bereit.«
»Alles klar, Jess«, sagte Enrique. Wladimir und Danik steuerten bereits den nächsten Laden an, in dem es irgendwelche technischen Geräte zu kaufen gab. Enrique machte Anstalten, ihnen zu folgen, und bedeutete Sergeant Weatherly, sich ihm anzuschließen.
»Gehen Sie voran«, sagte Nathan zu Tobin.
Tobin drehte sich um und stieg die Eingangstreppe hoch; Jalea, Nathan und Jessica folgten ihm. Beim Eintreten streiften sie die Kapuze zurück und verneigten sich vor dem mürrischen Mann am Empfangstresen. Nach einem kurzen Wortwechsel mit dem Mann bedeutete ihnen Tobin, ihm in die Halle zu folgen. »Ich habe den Aufseher informiert, dass wir eine Erntecrew anheuern wollen. Er hat gemeint, es wären nur noch wenige Crews verfügbar, also sollte das Bieten rasch vonstattengehen.«
Sie folgten Tobin in die Halle. Der Raum war groß und offen, mit hoher Decke. Schwere Holztische und Bänke waren darin aufgereiht. Offenbar konnte er in Stoßzeiten mehrere Hundert Arbeiter aufnehmen. Gegenwärtig waren nur ein halbes Dutzend Crews zugegen, jeweils vertreten durch mindestens zwei Wortführer.
Der Aufseher reichte einem Mann, der auf einer erhöhten Plattform in einer Ecke des Raums hinter einem großen Tisch saß, ein kleines elektronisches Tablett. Nathan vermutete, dass es sich um ein Datenpad handelte, ähnlich denen, die sie an Bord der Aurora benutzten. Der Mann warf zur Vorbereitung des Bietrituals einen Blick aufs kleine Display. Auch die Crewsprecher waren inzwischen auf sie aufmerksam geworden. Sie witterten ein neues Engagement und bereiteten sich aufs Bieten vor.
Der große Mann hinter dem Schreibtisch winkte Tobin näher und wechselte ein paar Worte mit ihm. Dann machte er eine Durchsage über Lautsprecher. »Das volonesische Frachtschiff Volander möchte eine Erntecrew angeheuern«, sagte der Mann. »Anvisierte Quote dreihundert Kilotonnen. Durchführung in zwei Tagen. Gewünschte Bezahlung zehn Prozent minus Abgaben und Unkosten.« Der Mann ließ den Sprechern Zeit, die Zahlen zu verdauen und ihr Gebot vorzubereiten. Nach einer Weile fuhr er fort: »Es darf geboten werden.«
»Fünfundzwanzig! Plus Abgaben und Unkosten!«, rief der erste Sprecher. Tobin verzog ungehalten das Gesicht und legte die Stirn in Falten.
»Zweiundzwanzig plus!«, entgegnete ein zweiter Sprecher. Tobins Gesichtsausdruck blieb unverändert.
»Zwanzig plus!«, rief ein Dritter. Nathan staunte über den geordneten Ablauf und fragte sich, wie die Reihenfolge wohl festgelegt wurde.
»Achtzehn plus!«, erklärte der vierte Sprecher. Tobins Miene blieb unverändert. Es entstand eine kurze Pause, und alle warteten auf das fünfte und letzte Gebot. Der fünfte Bieter aber winkte wortlos ab; offenbar wollte er kein Gebot abgeben. Entweder hatte er kein Interesse oder wollte sich in diesem frühen Stadium noch zurückhalten.
»Sechzehn plus!«, setzte das erste Team das Bieten fort.
»Fünfzehn plus!«
»Dreizehn plus!«
Wieder kam das fünfte Team an die Reihe, und wieder verzichtete es darauf, ein Angebot zu machen. Dann ging es mit dem ersten Team weiter, dessen Sprecher nach
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