Unter fremden Sternen - Die Frontier-Saga (2): Die Frontier-Saga 2 (German Edition)
Gesprächsführung anscheinend nicht sonderlich beeindruckt war.
»Vielleicht sollte ich zunächst die Legende erläutern«, begann Tug. »Demnach begann alles menschliche Leben auf einer weit entfernten Welt namens Erde, auch Terra genannt. Vor etwa dreizehntausend Jahren flogen die Bewohner dieser Welt zu nahe gelegenen Sternen. Dabei aber erzürnten sie die Götter und wurden zur Strafe mit einer fürchterlichen Plage geschlagen, die in Windeseile auf alle ihre Welten übergriff. Viele versuchten dem Übel zu entgehen und flohen. Einige Gruppen kamen ungeschoren davon und besiedelten unberührte Welten, während andere bereits vom Übel infiziert waren. Diese Welten gingen unter, bevor sie überhaupt angefangen hatten, sich zu entwickeln, was einige Menschen veranlasste, noch weiter zu flüchten.«
»Und das hier ist eines dieser Systeme?«, fragte Nathan.
»Sozusagen«, antwortete Tug. »Angeblich ließen sich mehrere dieser Raumschiffe im Pentaurus-Cluster nieder. Im Umkreis dieser fünf Sterne entstand eine interstellare Zivilisation, die sich rasch entwickelte, da genügend Bodenschätze und bewohnbare Welten zur Verfügung standen. Da sie so nahe beieinanderlagen, konnten sich die Siedlungen die Technologien und Ressourcen, die sie mitgebracht hatten, teilen, was zumindest in der Anfangszeit allen zugute kam.« Tug füllte nacheinander ihre Gläser aus einer Flasche, dann fuhr er fort: »Bis eine Welt irgendwann mehr wollte und zur Gewalt griff.«
»Die Ta’Akar«, sagte Jessica.
»Genau. Ihr Feldzug ging so rasch vonstatten, dass man ihren Anführer für einen Gott hielt, dem es bestimmt sei zu herrschen. Allerdings behauptete er von sich, die unterworfenen Völker einigen zu wollen.«
»Wie hat er das bewerkstelligt?«, fragte Jessica.
»Keine der anderen Welten hatte daran gedacht, sich zu bewaffnen«, erklärte Tug. »Das hatte niemand für nötig gehalten.«
Nathan musste an die Erde und an seinen Vater denken, der für das Präsidentenamt kandidierte und die militärische Aufrüstung verhindern wollte, um die Yung-Dynastie nicht zu einem Präventivschlag gegen die Erde zu provozieren.
»Wann entstand die Ursprungsdoktrin?«, fragte Jessica.
»Als die Ta’Akar die Systeme im Umkreis des Pentaurus-Clusters erobert hatten. Damals erklärte Caius Ta’Akar sich zum Herrscher aller Welten.«
»Klingt ein bisschen narzisstisch«, murmelte Jessica. »Und es gab keinen Widerstand?«
»Anfangs nicht. Die Doktrin wurde so brutal durchgesetzt, dass niemand sich dagegen aufzulehnen wagte. Es war eine Zeit des Wahnsinns und der Verzweiflung.«
»Und die Aufständischen weigern sich, der Doktrin zu folgen?«, fragte Nathan.
»Bei dem Aufstand geht es nur am Rande darum, gegen die Doktrin aufzubegehren, Captain. Im Grunde ist es allen egal, woher wir stammen. Aber die Aufständischen wollen sich nicht dazu zwingen lassen, an das Gefasel eines selbst ernannten Potentaten zu glauben. Die Ta’Akar wollen der Öffentlichkeit weismachen, die Aufständischen seien fundamentalistische Terroristen. Aber lassen Sie sich nicht täuschen. Bei dem Aufstand geht es um Freiheit – um nicht mehr und nicht weniger. Die Ursprungslegende kontra die Doktrin – das ist nur ein Symbol der Ungerechtigkeit und Unterdrückung.«
Nathan schwieg einen Moment. Als Student der Geschichte fand er die neuen Informationen faszinierend. Vor allem aber interessierte ihn, was dies für seine Leute, sein Schiff und vor allem für seine Heimatwelt bedeutete. »Das ist eine interessante Geschichte, Mister Tugwell, aber Sie haben meine Frage noch nicht beantwortet. Wenn wir von der Erde kämen, was würde das für Sie bedeuten?«
»Für mich persönlich? Nichts. Allerdings wäre es faszinierend, wenn sich die Legende als wahr erweisen würde.« Tug überlegte einen Moment, dann nickte er. »Also, ich glaube, es könnte doch etwas Grundlegendes für mich ändern. Aber wie sähe es bei anderen aus? Das ist eine schwierige Frage, Captain.«
Tug beugte sich vor und stützte die Ellbogen auf den Tisch, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen. »Wenn Sie von der Erde kämen, und die Ta’Akar würden davon erfahren, wäre Ihr Leben in großer Gefahr.«
Nathan spürte, dass Tug es ernst meinte. »Warum? Inwiefern stellen wir für sie eine Bedrohung dar?«
Sein Versprecher blieb nicht unbemerkt. Tug registrierte das unbeabsichtigte Eingeständnis und rief etwas in seiner Muttersprache. Auch Nathan und Jessica war sofort klar, dass er die
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