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Unter Korsaren verschollen

Unter Korsaren verschollen

Titel: Unter Korsaren verschollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Legere
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erkennt es sofort. Wenn es ihm gelingt, auch den rechten Arm so außer Gefecht zu setzen, muß sich der Große besiegt bekennen. Es gelingt.
    »Zu Hilfe!«
    Die Zuschauergruppe löst sich bei diesem Ruf auf. Die Freunde Mahmuds sehen ihn besiegt. Sollen sie ihm beispringen? Sollen sie abwarten? Die anderen, die nur seine Muskelkraft zum Mitgehen gezwungen hat, erkennen, daß auch dieser Starke unterliegen kann, und fallen von ihm ab. Einen Rückhalt wollen sie sich aber sichern, mit dem sie sich jederzeit vor Mahmud rechtfertigen können.
    »Laßt ihn laufen, er ist besiegt! Wir werden Omar in Zukunft…« Verwirrt schweigen sie. Beinah hätten sie sich zur Unterstützung des kleinen Fremden bereit er-klärt, und das könnte ihnen Mahmud schwer eintränken.
    »Helfen?« vervollständigt Ali den Satz.
    »Wir werden nichts dagegen haben, wenn ihr vorsagt.«
    »Schön. Es ist zwar nicht viel, was ihr da versprecht, aber immer noch besser, als wenn ihr euch dagegen er-klärtet. – Du hast es gehört, Mahmud!«
    Statt einer Antwort verdoppelt der Uxeire seine Anstrengungen, die beiden Sieger von sich abzuschütteln.
    »Laßt mich los!« faucht er endlich, als er merkt, daß die Zange zu fest ist.
    »Erkennst du an, unterlegen zu sein?« Ali ist unerbittlich. Mahmud soll laut und deutlich bekennen, daß er besiegt ist.
    Aber welcher Junge ist dazu bereit? Mahmud nicht. Er zieht die Beine an, stößt sie wieder von sich, wirbelt Sand auf, will beißen.
    »Du kommst nicht los; es hat alles keinen Zweck.«
    »Pah. Für alle Ewigkeit könnt ihr mich doch nicht festhalten.«
    »Mit der Zeit werden wir dir doch zu schwer werden und deine berühmten Muskeln platt pressen«, meint Achmed.
    Bei Allah! Die Muskeln platt pressen? Nur das nicht.
    Dann schon lieber zugeben, besiegt zu sein, für jetzt, nur für jetzt. Die Scharte wird bei erster bester Gelegenheit wieder ausgewetzt. Er druckst und würgt und brummt etwas, das man bei einigermaßen gutem Willen als Ja erkennen könnte. Ali hat es nicht verstanden, versteht nichts, bis Mahmud in höchster Verzweiflung ein von allen zu vernehmendes »Ja« herausstößt. Grundlose Rache schwingt in diesem kleinen Wort.
    Wartet nur, das zahle ich euch heim, beschließt Mahmud.
    Im Augenblick geht es leider nicht; man weiß nicht, wie sich die Kameraden dazu stellen würden.
    So trollt er sich mit einem Teil seiner Anhängerschar davon. Er hat heute viel von seinem Ruf eingebüßt. Um die Vorherrschaft wiederzugewinnen, wird man die Fäuste rücksichtslos gebrauchen müssen.
    Einige der Jungen sondern sich von dem Schwärm ab.
    Sie haben sich von Mahmud losgesagt, wollen aber auch nichts mit Achmed und Ali, deren Stellung ja noch gänzlich ungefestigt ist, zu tun haben.
    Bevor Mahmud hinter der ersten Hütte des Dorfes verschwindet, bleibt er stehen und droht mit der Faust zu Ali und Achmed zurück. »Hütet euch, ihr Verräter!«
    geifert er mit sich überstolpernder Stimme.
    Jetzt erst spürt Ali die erhaltenen Schläge. Aber das Bewußtsein, gegen den Großen ehrenvoll bestanden zu haben, ist Öl auf die Schmerzen.
    Der Zankapfel Omar, der von ferne den Kampf beobachtet hat, schleicht näher. Wie ein begossener Pudel steht er da. »Komm her, Omar!« ruft ihn der kleine Neger an.
    Der Junge rührt sich nicht vom Fleck. »So komm doch, wir tun dir nichts. Du kannst nichts dafür!«
    Aber auch das bleibt ohne Ergebnis.
    Da gehen die beiden auf ihn zu.
    Omar hält die Augen gesenkt. Ausreißen? Ach, es hat keinen Zweck. Er ist so müde, so unlustig zu allem, an nichts findet er Freude. Komme, was kommen mag, er wird sich nicht dagegen auflehnen.
    Wenn man nur wüßte, was die beiden wollen?
    »Omar«. Das klingt gar nicht feindlich, beinah freundschaftlich, so wie es Ali sagt.
    »Ihr seid gut. Sogar geschlagen habt ihr euch meinetwegen mit ihm.«
    Die beiden Jungen pruschen wie auf Kommando los.
    Omar zuckt zusammen, als habe man ihn mit einer dünnen, pfeifenden Gerte geschlagen. Nun ist schon wieder alles aus, zerbrochen, zerronnen. Er hatte gehofft und gewünscht, daß diese zwei ihm Freund würden. Aber sie lachen ihn aus wie alle. Überall spottet man über ihn.
    Die Erwachsenen blicken scheel, wenn er das Dorf ent-langschleicht. Die Mitschüler belustigen sich über seine Unkenntnis in Dingen, die ihnen geläufig sind. Es gibt keinen Menschen hier, der ihn liebt.
    Dicke Tränen rollen über das runde Kindergesicht.
    Stumm wendet er sich ab und will davongehen.
    Die Freunde blicken sich

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