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Unter Trümmern

Unter Trümmern

Titel: Unter Trümmern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Heimbach
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„… sage ich, wo Klaus ist.“
    „Wo?“, fragte Koch noch einmal.
    „So einen wie dich hätten sie vor zwei Jahren noch vergast …“
    Koch sah mit einem Mal Glodkowski vor sich, nahm seine Hand blitzschnell vom Mund des Alten, nahm dessen Nase zwischen seine gebogenen Zeige- und Mittelfinger und verdrehte sie so lange, bis es knackte.
    Der Schrei verebbte in Kochs Hand.
    „Das war fürs Vergasen. Das nächste, wenn du mir nicht sagst, wo ich Glodkowski finde!“
    Die Antwort war ein Blitzen der Augen.
    „Ich breche dir nacheinander alle Finger. Also …!“ Koch nahm den kleinen Finger der rechten Hand und bog ihn so weit nach hinten, dass noch ein klein wenig mehr Druck ihn brechen würde. Der Alte stierte ihn an, wollte vielleicht herausbekommen, ob Koch es ernst meinte, da erhöhte er seinen Druck. Wieder erstarb der Schrei des Mannes in seiner Hand. Wieder hatte sich das Bild Glodkowskis über das Gesicht des Mannes gelegt.
    Der wand sich mit aufgerissenen Augen unter ihm.
    „Wo?“, zischte Koch dem Mann unter ihm entgegen. Er packte den Mittelfinger und begann ihn wie den kleinen zu biegen. „Eins … zwei …“
    „In der Hölle.“
    „Hölle? Willst du mich …?“
    „Nein, nein, so heißt das …“, beeilte sich der Alte zu sagen.
    „Weiter!“
    „Hinterhof in der Hauptstraße 51.“
    „Kneipe?“
    Der Alte antwortete nicht. Koch bog den Finger noch ein Stückchen weiter.
    „Eine … Wohnung. Keine … Konzession. Mädchen“, stammelte der Alte. Er hatte seine Augen weit aufgerissen.
    „Wie komme ich rein?“
    „Dreimal …“, er musste heftig atmen, „dreimal klopfen.“
    „Wenn das nicht stimmt, dann gnade dir Gott. Und wenn du keinen Ärger willst, auch nicht mit Glodkowski, behältst du dieses Gespräch für dich.“
    Als der Mann nicht sofort antwortete, erhöhte Koch den Druck seines Knies auf der Brust des Alten.
    „Ja … ja … verstanden.“
    Koch nickte und schlug so fest er konnte mit der Faust gegen die Schläfe des Mannes, dessen Kopf augenblicklich zur Seite fiel.
    „Gute Nacht!“, zischte Koch, stand auf, klopfte sich den Staub von den Kleidern und schlich durch die Ruine zurück zur Straße, wo er erst einmal lauschte, ob nicht doch der Kumpan des Alten auf ihn wartete. Als er sicher war, dass ihm dort niemand auflauerte, eilte er zu der angegebenen Adresse.
    Die Hauptstraße 51 war ein ansehnlicher Bau, der im Krieg keine äußeren Schäden genommen hatte. Neben der Tür war in die Wand ein Standartenträger eingelassen. Koch nahm an, dass hier eine Nazigröße gewohnt hatte. Oder vielleicht noch immer wohnte. Vielleicht war sein Vorgehen ein Fehler, aber er wollte endlich weiterkommen, wollte endlich Glodkowskis Fingerabdrücke. Und Glodkowski!
    Ein Flügel des Tores in der breiten Toreinfahrt stand offen. Koch wartete einen Moment, sah sich um und schlüpfte in die Einfahrt. Vollkommene Dunkelheit umfing ihn. Er wartete, bis sich seine Augen soweit daran gewöhnt hatten, dass er wenigstens Umrisse erkennen konnte. Mit kleinen Schritten bewegte er sich in den Hinterhof und drückte sich an die Wand. Er ließ seinen Blick an den Mauern entlang gleiten. Nirgends konnte er einen Eingang erkennen. In einem der oberen Stockwerke des Hinterhauses brannte Licht, aber der matte Schein reichte nicht bis in den Hof hinunter. Kein Geräusch, das ihm den Ort verraten hätte. Vielleicht hatte ihn der Mann doch an der Nase herumgeführt. Jetzt würde er über alle Berge sein. Und die Zeit lief ihm davon. War es nicht schon ein Fehler, in diese Kneipe zu gehen, in der Siggi Glodkowski gesehen hatte? Ein noch größerer war es, sich auf den Streit und die Schlägerei mit dem Alten einzulassen. Und nun dieses Risiko? Trotz dieser Bedenken schlich Koch an der Wand entlang, suchte nach einem Anhaltspunkt zu dem Lokal namens „Hölle“. Was hatte der Alte gesagt?
    Seine Überlegungen wurden durch Stimmen von der Straße unterbrochen. Er drückte sich gegen die Hauswand.
    „Die schärfsten Weiber. Machen alles. Kannst auch Filme sehen, Fotos.“
    „Und die Polizei?“ Die Stimmen kamen näher, mussten jetzt in der Einfahrt sein.
    Die erste Stimme lachte. „Keine Sorge. Die einen wissen nichts davon und die anderen sind selbst Kunden.“
    Ganz überzeugt schien der Zweite noch nicht zu sein. Die Stimmen waren jetzt direkt vor Koch. Er konnte zwei Gestalten erkennen, deren Konturen sich ganz schwach gegen das wenige Licht von der Straße abhoben. Einer der beiden Männer schien

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