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Unter Trümmern

Unter Trümmern

Titel: Unter Trümmern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Heimbach
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was!“, beschwerte sich der Mann. „Hier herrscht Ordnung. Hier wird angestoßen!“
    In der Kneipe war es still, alle hatten ihre Gespräche eingestellt und sahen zu den beiden Männern an dem Eisenkolben herüber.
    Koch hielt dem Alten sein Glas entgegen und zog es, als der seines dagegen stoßen wollte, zurück.
    Der zog die Augenbrauen hoch und schluckte seine Verärgerung herunter.
    „Klaus wie?“, fragte er.
    Koch wartete einen Moment und sah sich dabei um. Zur Tür war es nicht weit. Noch hatte sich keiner der anderen Männer in dem Raum so postiert, dass er den Ausgang blockieren konnte.
    „Klaus Glodkowski oder so ähnlich. Ich hab’s nicht aufgeschrieben.“
    „Kennt einer von euch Klaus Glodkowski?“, fragte der Alte in die Runde, kratzte sich erneut am Hinterkopf und grunzte. Ein vielstimmiges Lachen antwortete ihm.
    „Der soll Arbeit haben.“
    Wieder kommentierte das Lachen aus vielen Kehlen die Aussage.
    „Arbeit, Mensch, das hört man doch gerne!“, rief einer. „Musst mir diesen Klaus auch mal vorstellen.“
    Ein kräftiger Typ trat einen Schritt vor. „Woher kennt der denn diesen Klaus? Hat er dir das verraten, Werner?“
    „Sagt er nicht.“
    „Sagt er nicht. So. So.“ Der Kräftige kam zwei Schritte auf Koch zu, zwei andere Männer folgten ihm.
    „Ich kenne ihn nicht persönlich. Ein Kumpel von mir hat das gesagt. Der kennt Klaus aus dem Knast. War noch vorm Krieg.“
    „Klaus. Knast. Krieg. Tolle Geschichte, Mann. Ich würde zu gerne wissen, was du wirklich willst.“
    Der Alte hatte sein Messer aus der Tasche genommen und ließ es vernehmlich aufschnappen.
    Koch griff in seine Tasche und entnahm ihr ein paar Münzen, die er auf den Kolben knallte.
    „Ich sehe, mir kann keiner helfen. Ich versuche es woanders.“
    Er drehte sich schnell um und ging mit eiligen Schritten zum Ausgang. Niemand hinderte ihn. Draußen war es schon dunkel und im Moment kein Mensch auf der Straße. Nur in der Ferne war die Sirene eines französischen Militärpolizeiwagens zu hören. Koch blickte sich um, niemand schien ihm zu folgen. Trotzdem war er vorsichtig, eilte die Straße ein Stück weiter und schlüpfte unter einem herunterhängenden Balken hindurch in eine Ruine. Er tastete sich in der Dunkelheit in das Innere des eingestürzten Hauses vor und drückte sich eng gegen eine eingebrochene Mauer.
    Nur wenige Augenblicke später hörte er von der Straße Schritte, die rasch näher kamen, und ungefähr auf seiner Höhe verstummten.
    „Ich kann ihn nirgends sehen“, vernahm er aus seinem Versteck eine Stimme.
    „Du gehst da lang, ich hier in die Ruine.“
    Koch atmete flach.
    Einige Sekunden lang war es still bis auf die in der Ferne verklingende Sirene, bis er das knirschende Auftreten von Schuhen auf dem losen Untergrund vernahm. Die Schritte kamen näher, nun konnte Koch auch die gedämpften Atemgeräusche eines Menschen hören. Keine zwei Meter von ihm hielt er inne. Koch spannte seinen Körper und lauschte. Sekunden vergingen, in denen nichts passierte und er nichts hörte, als ob der Mann auch das Atmen eingestellt hätte. Dann war da ein leises Schleifen, kaum hörbar. Koch drückte sich fester gegen die Wand und starrte in die Dunkelheit. Er konnte nichts erkennen. Bis ihn plötzlich eine Alkoholwolke erreichte. Eine mächtige Fahne. Koch wartete noch einen Moment und trat einen Schritt nach vorne. Direkt vor ihm stand ein Mann. Er hielt Koch den Rücken zugewandt, hörte dessen Schritt und wollte sich umdrehen, aber da war es schon zu spät. Koch schlug sofort zu, genau in den Nacken. Der Mann brach auf der Stelle zusammen und fiel vor ihm auf die losen Steine. Er stöhnte auf. Koch war gleich bei ihm, drehte ihn auf den Rücken, presste sein Knie auf dessen Brust und schlug nochmals zu. Es war der Alte aus der Kneipe, der ihn mit glasigen Augen anstarrte. Das Messer, das dem Mann aus der Hand gefallen war, warf Koch in hohem Bogen in die Trümmer.
    „Blöde Sau!“, zischte er. „Was soll …?“ Er atmete schwer.
    Er konnte den Satz nicht vollenden, weil Koch nochmals zuschlug, um ihm danach seine Hand auf den Mund zu pressen.
    „Wenn du brüllst, schlage ich dir sämtliche Zähne aus. Also: Wo finde ich Klaus Glodkowski?“
    Koch lockerte seine Hand auf dem Mund.
    Der Versuch eines Lachens war die Antwort. „Meinst du …“, der Mann musste Luft holen, „so nem Affen wie dir …“, wieder atmete er schwer und stieß die nächsten Worte mehr hervor, als dass er sie sprach,

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