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Unter Trümmern

Unter Trümmern

Titel: Unter Trümmern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Heimbach
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dieses … wie heißt er … Bauer.“
    Nun musste Dorle lachen. „Um Gottes willen!“
    „Die Leute im Ort reden schon, dass du …“
    Weiter kam Franzi nicht, weil in diesem Moment ans Tor geklopft wurde. Beide Frauen sahen herüber.
    Es war Bauer, der forsch und nur mit einem kurzen Gruß an Dorle vorbei in den Hof treten wollte, die fremde Frau entdeckte, stehen blieb, nochmals kurz Dorle ansah und auf Franzi zuging.
    „Herrmann Bauer!“, stellte er sich vor und reichte ihr die Hand.
    „Molitor“, antwortete Franzi so kühl, dass Dorle sie erschreckt ansah.
    „Ich bin ein Kriegskamerad von Hans-Joachim. Dorle lässt mich für ein paar Tage hier wohnen, bis ich wieder soweit bei Kräften bin, dass ich weiter zu meiner Familie reisen kann. Ich war ein wenig spazieren. Es ist schön hier. Aber jetzt bin ich doch sehr müde. Sie entschuldigen mich?“
    Ohne Franzis Antwort abzuwarten, ging er ins Haus. Die beiden Frauen sahen ihm nach, bis er drinnen verschwunden war.
    „Wie lange bleibt der?“ Das „der“ klang sehr abschätzig.
    „Nicht lange“, antwortete Dorle.
    „Glaubst du das?“
    „Ja, natürlich. Warum denn nicht? Glaubst du ihm nicht?“
    Franzi lachte leise. „Weißt du sicher, dass er Hans-Joachim kennt?“
    „Aber er hat doch Einzelheiten erzählt. Woher soll er die kennen?“
    „Falsch“, entgegnete Franzi ungewohnt scharf. „Woher willst du wissen, dass diese Einzelheiten stimmen. Wie lange hast du nichts mehr von Hans-Joachim gehört?“
    „Aber er hat mich doch angesprochen, er kannte die Adresse …“
    „Ja, vielleicht“, ließ Franzi die Freundin nicht aussprechen. „Aber alles, was darüber hinaus geht … Im Lager tauschen die Männer ihre Adressen. Und der nutzt sie jetzt, um sich aushalten zu lassen, vielleicht von Frauen, die lange keinen Mann mehr …“ Sie sah Dorle von der Seite an. „Hast du …?“
    „Bist du verrückt? Er ist ein Kamerad von Hans-Joachim und ich helfe ihm, wie er ihm geholfen hat. Warum bist du so misstrauisch?“
    „Ist so ein Gefühl. Hast du es nicht gerochen? Alkohol, Tabak.“
    „Der war lange in Gefangenschaft.“ Dorle sagte das trotzig, selbst überrascht darüber, dass sie den Mann vor ihrer Freundin verteidigte. Aber irgendwie fühlte sie sich selbst angegriffen.
    „Was machst du, wenn Hans-Joachim vor der Tür steht?“
    „Wie meinst du das?“ Dorles Stimme bebte.
    „Wie ich es gesagt habe. Was machst du, wenn er wieder hier ist? Dorle, du weißt doch selbst, dass du nicht mehr glücklich warst. Und der Krieg, der verändert die Männer doch.“
    „Aber vielleicht wird alles gut …“
    Franzi sah sie intensiv an. „Glaubst du das? Glaubst du, dass Hans-Joachim anders sein wird? Die Männer, die ich gesehen habe, die aus dem Krieg gekommen sind …“, sie machte eine Pause, „… die sind keine Männer mehr.“
    Verwundert blickte Dorle zurück.
    „Nicht, was du meinst. Sie haben alle … Manieren oder so verloren. Sie sind verroht. Enttäuscht. Sie sind Verlierer.“
    „Woher willst du das alles wissen? Es ist doch nicht jeder gleich. Wie kannst du so was sagen.“
    „Schau dir doch diesen Bauer an.“
    „Das kannst du doch so schnell gar nicht wissen. Du hast ihn doch noch gar nicht kennen gelernt.“
    Franzi ging nicht darauf ein. Sie stand auf und machte drei Schritte aufs Haus zu.
    „Herr Bauer“, rief sie.
    Ein müdes „Ja“ war die Antwort.
    Franzi blieb bei der Tür stehen.
    „Was machst du da?“, rief Dorle aus und sprang auf.
    Bauer kam angeschlurft, er trug nur ein Unterhemd über seiner Hose und hatte eine Zigarette im Mund.
    „In welchem Lager waren sie mit Hans-Joachim?“
    Verwundert sah der Mann die Frau an, dann inhalierte er und blies ihr den Tabakqualm ins Gesicht.
    Franzi wedelte ihn mit der Hand weg.
    „Was soll das? Soll ich mich hier rechtfertigen?“
    „Ich habe Sie etwas gefragt“, erwiderte Franzi ungerührt. „Und ich erwarte eine Antwort. Und Sie riechen nach Alkohol.“
    „Das geht Sie nichts an, was ich mache. Und Sie erwarten eine Antwort?! Sie behandeln mich wie einen Verbrecher. Ich habe extra den Umweg über Mainz auf mich genommen, um der Frau meines Kameraden die Nachricht zu bringen, dass ihr Mann lebt und dass es ihm gut geht. Und Sie tun so, als wäre ich ein Lügner.“
    Er drehte sich um und ging nach drinnen.
    „Beweisen Sie, dass Sie Hans-Joachim kennen“, rief Franzi ihm nach.
    Plötzlich stand Bauer wieder vor ihr, baute sich direkt vor ihr auf. Dorle war

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