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Unter Trümmern

Unter Trümmern

Titel: Unter Trümmern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Heimbach
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Freund? Auch das konnte er nicht glauben, zu fremd wirkten die beiden Menschen miteinander. Das beruhigte Koch auf der einen Seite, weil es damit keinen Nebenbuhler gäbe, aber auf der anderen Seite gab es der ganzen Situation ein weiteres Fragezeichen.
    Am Dienstag begann er den Bericht und verschob den Besuch bei Franziska Molitor auf den Nachmittag, doch ein Besuch von Reuber hielt ihn davon ab.
    Mit einem Grinsen im Gesicht stürmte er in Kochs Büro und hielt inne, als er dessen ernste Miene sah.
    „Was ist los, Koch? Wieder den Blues? Dagegen habe ich was. Mein amerikanischer Freund war mal wieder da. Zonen-Hopping nennt er das. Was meinen Sie?“
    Koch ging nicht darauf ein.
    „Auf! Kommen Sie rüber in mein Büro! Arnheim ist auf einer Tagung in Koblenz. Wir haben uns lange nicht mehr gesehen und ich muss sagen, dass ich Sie irgendwie vermisse. Der einzige halbwegs vernünftige Mensch hier im Haus.“
    Koch reagierte nicht sofort, Reuber ließ ihm die Zeit.
    „Also gut“, sagte der Kommissar schließlich und stand auf.
    Am Mittwoch endlich machte Koch sich zusammen mit Siggi auf den Weg nach Gonsenheim zu Franziska Molitor. Da kein Wagen fahrbereit war, mussten sie die Straßenbahn nehmen.
    „Es geht nur langsam voran oder sehen Sie einen Fortschritt?“, fragte Koch seinen Assistenten.
    „Der ganze Schutt. Wo soll der denn hin?“
    „Ich weiß es nicht!“ Koch klang resigniert.
    Koch war verwundert, wie aufgeräumt und normal es im Haus von Franziska Molitor aussah. Wenn er eben nicht noch in der Neustadt an den zerstörten Wohnblocks vorbeigefahren wäre, würde er in diesen Zimmern nicht auf die Idee kommen, dass vor gut einem Jahr noch ein schrecklicher Krieg in Europa und Deutschland gewütet hatte. Alles war sauber, kleine gehäkelte Decken lagen auf den Kommoden, Kissen auf dem Sofa und Geschirr und all das, was die anderen Menschen zum Tauschen wegbrachten oder aus Angst vor Einbrüchen versteckten, stand hier offen in der Wohnung.
    Auch die Hausherrin machte auf den Kommissar einen ungewöhnlich normalen Eindruck, eine Person, die mit beiden Füßen im Leben zu stehen schien, in sich gefestigt.
    „Ein Bugatti“, rief Siggi im Flur aus. Koch und Franzi waren schon ins Wohnzimmer gegangen, der Junge hatte sich die Bilder an den Wänden angeschaut. „Ein Typ 35.“
    „Das ist mein Mann“, sagte Franzi, die wieder zurückgegangen war. „1932 haben wir Urlaub in Frankreich gemacht. Lothringen. Und da waren wir in Molsheim. Norbert durfte sich in den Wagen setzen. Der Werkmeister hat ein Bild gemacht. Das hat er uns später geschickt. Norbert war sehr stolz darauf.“
    „Mein Traum“, schwärmte Siggi.
    „Dorle soll was?“, fragte Franzi, nachdem Koch sie mit der Anzeige gegen ihre Freundin konfrontiert hatte. „Rolf umgebracht haben? Wer erzählt denn so einen Unsinn? – Neubert. Das kann nur Neubert sein. Stimmt’s?“
    Koch antwortete nicht direkt. „Diese Person sagt aus, dass sie lange, bevor Rolfs Tod gemeldet wurde, kein Lebenszeichen mehr gehört habe.“
    „Wissen Sie“, sagte Franzi und setzte sich gerade auf ihren Stuhl. „Der Neubert ist ein Schwein. Der ist schon lange scharf auf die Dorle. War der schon vor dem Krieg, als der Hans-Joachim, ihr Mann, noch da war. Hat gemeint, weil er in der Partei ist, könnte er sich alles erlauben. Als Hans-Joachim eingezogen wurde, hat der ganz offen gebuhlt. Aber Dorle hat ihm die kalte Schulter gezeigt. Das hat der nicht verwunden. Der hält sich für einen ganz tollen Hecht.“
    „Davon hat Frau Becker nichts gesagt“, erwiderte Koch.
    „Nein. Es ist ihr peinlich. Sehr peinlich. Er hat ihr oft aufgelauert.“
    „Und der Mann von Frau Becker?“
    Siggi sah kurz zu seinem Chef herüber.
    „In Russland vermisst. Schon seit über zwei Jahren hat sie nichts mehr von ihm gehört. Deshalb glaubt der Neubert ja, dass er Chancen hat. Aber wenn der Neubert erzählt hat, dass die Dorle den Rolf umgebracht hat, dann kratze ich ihm die Augen aus. Dieses Mistschwein.“ Franzi hatte sich in Rage geredet.
    „Können Sie denn bestätigen, Frau Molitor, dass Rolf Becker sich Ende März umgebracht hat?“
    Sie überlegte kurz. „Ja“, antwortete sie knapp. „Das heißt, ich war zu der Zeit lange krank. Ich hatte Fieber. Und deshalb war ich auch nicht draußen. Aber Rolf hat da noch gelebt. Bis er … Schrecklich. Ende März war das. Da hat er sich erhängt.“
    Koch sah sie durchdringend an.
    „Waren Sie dabei, als Frau Becker ihren

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