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Unter Trümmern

Unter Trümmern

Titel: Unter Trümmern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Heimbach
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und machte zwei Schritte auf Koch zu.
    Mittlerweile hatten einige Leute in dem Bahnhofsgebäude den Streit mitbekommen und blieben stehen, um den Fortgang aus sicherer Entfernung zu beobachten. Endlich eine Abwechslung in dem gleichtönigen Ablauf ihrer Tage.
    „Mach schon, was er sagt!“, wiederholte er die Aufforderung des Alten. „Einfach ‚Entschuldigung‘. Ist doch nicht so schwer.“ Dabei verschränkte der junge Mann seine Arme vor der Brust und blickte Koch herausfordernd an.
    Der Ring um die Streitenden war enger geworden, von hinten drängten schon die Ersten, die von dem sich anbahnenden Spektakel nichts verpassen wollten. Koch behielt den Mann vor sich im Auge und suchte gleichzeitig nach der Frau. Wegen eines solchen Schwachkopfes würde er sie aus den Augen verlieren. Da wippte der blonde Schopf aus der Menge. Koch drehte sich zur Seite und wollte weggehen, doch der junge Mann machte zwei schnelle Schritte und packte ihn an der Schulter.
    „Stehen bleiben! Ohne Entschuldigung gehst du hier nicht weg!“
    Der Mann hatte nicht mit Kochs Wendigkeit gerechnet. Der drehte sich um und nutzte den Schwung dieser Bewegung für seinen Schlag. Er traf den überraschten Mann am Kinn, der sofort zu Boden ging. Kaum lag er am Boden, da stürzten sich schon drei der anderen Männer auf Koch. Den ersten von ihnen konnte er mit einem Schlag in den Magen niederstrecken, aber dann bekam ihn einer der anderen von hinten zu packen und hielt ihn fest, während der dritte auf ihn einschlug.
    Zu seinem Glück waren die Schläge nicht platziert. Er machte es dem Mann auch nicht leicht, da er sich hin und her wand, um der Umklammerung zu entkommen. Er trat um sich, traf den anderen am Knie, was dessen Zorn weiter anstachelte, bäumte sich auf, versuchte mit seinem Hinterkopf das Gesicht des Mannes in seinem Rücken zu treffen, während das Ganze für die Gruppe der Umstehenden, die weiter anwuchs, zu einer Volksbelustigung wurde. Sie schrien und feuerten die Kämpfer an. Erste Scherzbolde nahmen schon Wetten an, wie lange Koch sich noch würde halten können. Der Mann, den Koch als ersten niedergestreckt hatte, war wieder aufgestanden, hatte sich sein Kinn gerieben und näherte sich Koch nun mit einem Totschläger. Der hatte sich noch nicht aus dem Klammergriff des Mannes hinter ihm befreien können.
    Langsam kam er näher, umfasste seinen Stock fester, schlug ihn in seine linke Handfläche und gab dem Mann hinter Koch ein Zeichen, ihn fester zu packen, damit er sein Ziel besser anvisieren konnte.
    Koch bäumte sich auf, doch der Mann hielt ihn fest im Griff.
    „Warum hilft mir keiner!“, schrie er in die Gruppe der Gaffer, die nun in einem Abstand von vier oder fünf Metern den Kreis um die Kämpfer geschlossen hatten.
    „Zwei Kippen, dass er es schafft!“, rief einer.
    „Drei dagegen, dass er gleich die Engel singen hört“, setzte ein anderer dagegen.
    Der Kerl stand nun einen Schritt vor ihm, gerade so weit, dass Koch ihn nicht mit seinen Füßen erreichen konnte. Sein Gegenüber wartete auf eine Gelegenheit, ohne Gefahr an ihn herankommen zu können, um ihm den entscheidenden Schlag zu versetzen. Koch spürte, dass seine Kräfte nachließen.
    Mit einer letzten Anstrengung bäumte er sich auf, stieß sich mit den Füßen ab, sodass er mit dem Mann in seinem Rücken zwei Meter nach hinten stolperte. Der mit dem Stock setzte sofort nach, sah seine Chance gekommen und holte aus.
    „Jetzt kracht’s!“, schrie einer der Umstehenden.
    „Jetzt fließt Blut!“
    „Die Lebensmittelkarte geht an mich!“
    Koch sah die erhobene Hand mit dem Totschläger, mobilisierte seine letzten Reserven, stieß sich nochmals nach hinten ab, krachte mit dem Mann in seinem Rücken gegen eine Wand, hörte, wie dessen Kopf gegen die Wand schlug, nutzte den Moment und riss sich los, stürzte vor und warf sich auf den Mann mit dem Totschläger.
    Er wälzte sich auf den Mann, schlug auf ihn ein und versuchte ihm gleichzeitig den Totschläger zu entwinden. Das nahm ihn so in Anspruch, dass er nicht mitbekam, wie die Menge plötzlich auseinandergerissen wurde und zwei Grenzpolizisten, gefolgt von einem französischen Militärpolizisten, auf die Kämpfenden zustürmten und ihn von seinem Gegner herunterrissen. In der Meinung, dass es sich um weitere Männer aus der Gruppe um den Alten handelte, schlug Koch nun blind um sich. Er wollte seine Haut so teuer wie möglich verkaufen und wenn sie ihn ins Grab prügeln wollten, sollten sie einen

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