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Unter Trümmern

Unter Trümmern

Titel: Unter Trümmern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Heimbach
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schon nicht“, entgegnete Koch.
    „Dann schauen Sie sich das mal an.“
    „Halb so schlimm.“
    Reuber ließ sich darauf nicht ein. Er zündete sich eine Zigarette an und inhalierte genüsslich.
    Es hatte sich merklich abgekühlt und der Wind fuhr ihnen in die Kleider.
    „Sehen Sie“, sagte Reuber zwischen zwei Zügen, „ist doch nicht so angenehm.“
    „Ausgerechnet heute sind wir mit dem Motorrad unterwegs“, fluchte Koch und zog sich die Jacke enger vor seine Brust.
    Nach einer halben Stunde ließ der Regen nach. Reuber startete die Maschine und Koch kletterte in den Seitenwagen. In der Stadt wurden sie durch eine Kontrolle französischer Besatzungssoldaten aufgehalten. Erst am Nachmittag erreichten sie Gonsenheim und stellten die Maschine vor Brunners Haus ab.
    Klara öffnete ihnen die Tür.
    „Sie wünschen?“, fragte sie und betrachtete die nassen Männer mit demonstrativer Herablassung.
    „Zu Herrn Brunner.“
    „Haben Sie einen Termin?“, fragte die Köchin spitz, die eine Schürze trug, die ihr fast bis zum Hals reichte.
    „Sind wir hier beim Arzt?“, erwiderte Reuber, der hinter Koch stand.
    „Nein, aber Herr Brunner ist sehr beschäftigt …“
    „Der Herr Kommissar“, schallte Brunners sonore und selbstsichere Stimme aus der Tiefe des Flurs. Er trug eine dunkelbraune Hose, ein weißes Hemd, einen Seidenschal und über den Händen Ärmelschoner, wie ein Buchhalter.
    Er lachte, als er Kochs Blick bemerkte. „Die Bücher, mein lieber Herr Kommissar. Das gehört zum Geschäft dazu. Bücher. Saubere Buchführung. Ich weiß gerne ganz genau, was ich einnehme und was ich ausgebe. Ich habe viele Kollegen kommen und gehen sehen, die zwar viel eingenommen haben, aber noch mehr ausgegeben. Das geht nicht lange gut. Was kann ich für Sie tun? Ich hoffe, dass es nichts Dienstliches ist? Ich dachte, die Sache wäre geklärt. Es scheint ja sehr, sehr dringend zu sein, wenn Sie weder Wetter noch Mühen scheuen, um zu mir zu kommen. Sie erkälten sich noch.“
    „Wann ist schon etwas geklärt?“, orakelte Koch vieldeutig. „Nein, nein. Eine eher private Frage. Dieser alte Mercedes, Sie wissen, der hinten in Ihrer Garage stand, ist der noch da?“
    „Woher kommt dieses besondere Interesse?“
    Koch überlegte einen Moment. „Eine Überraschung, für meinen rennbegeisterten Kollegen, Sie wissen schon.“
    „Damit sind aber nicht Sie gemeint?“, wandte sich Brunner an Reuber.
    „Gerhard Reuber“, stellte der sich vor. „Aber auch rennbegeistert.“
    „Ich muss Sie enttäuschen. Der Verstand hat über die Sentimentalität gesiegt. Der Wagen gehörte meinem Vater, deshalb habe ich mich so lange geziert, ihn herzugeben. Aber als Sie da waren und ihn in der hintersten Ecke gefunden haben, da wurde mir klar, dass er da nur einstaubt. Und ich brauche Platz. Deshalb habe ich ihn weggegeben.“
    Koch unterdrückte einen Fluch und musste niesen.
    „Gesundheit!“, sagte Brunner und sah den Kommissar mitleidig an. „Ich habe gesehen, dass Sie mit einem Motorrad gekommen sind. Kurzfristig ging es ja mal aufwärts, mit dem BMW, meine ich. Und nun …“
    „Sie wissen aber schon noch, wem Sie den Wagen gegeben haben?“, sprang Reuber schnell ein, der verhindern wollte, dass sich Koch provozieren ließ.
    Brunner lachte. „Um ehrlich zu sein, nein. Aber es hat ja auch fast nichts mehr funktioniert. Und ihn zu reparieren für Ihren jungen Kollegen, wenn ich Sie richtig verstanden habe, das hätte sich nicht gelohnt.“
    „Aber Sie haben den Wagen doch nicht einfach so irgendwem gegeben?“
    „Warum nicht?“, entgegnete Brunner.
    „Aber man verschenkt doch einen Wagen nicht einfach so. Und schon gar nicht jemandem, den man nicht kennt.“
    „Na, Herr Kommissar, mir war danach. Ich bin froh, den Schrott los zu sein und Platz zu haben. Wenn ich gewusst hätte, dass Sie Interesse haben. Dabei, ja, vielleicht war ich voreilig. Wenn ich an den Adler denke … Aber das ist jetzt kein Grund traurig zu sein. Ich habe da was anderes für Sie: Wie wäre es mit einer Flasche Bordeaux?“
    Bis dahin war Koch ruhig geblieben, hatte sich von den kleinen Sticheleien nicht provozieren lassen, es sich zumindest nicht anmerken lassen, aber nun zeigten Brunners Provokationen Wirkung. Kochs Körper spannte sich und er kniff seine Lippen zusammen, was Reuber nicht entging.
    „Ich denke, wir gehen jetzt. Mit dem Auto für den Kollegen ist’s ja nichts. Und mit Wein, Bordeaux insbesondere, werden wir zurzeit ja regelrecht

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