Unter Trümmern
Glodkowski ausgebufft und brutal war. Und ihm war bewusst, dass Brunner auch den letzten Schritt gehen würde.
Am Samstagmittag klopfte er an Bressons Tür. Dieses Mal wurde ihm auch während des Tages geöffnet.
Bresson begrüßte ihn sehr aufgeräumt. „Na, Puhler, wegen nem Absacker kommen Sie aber nicht, oder?“
„Nee, und an Ihren Orgien will ich auch nicht teilnehmen.“
„Na, nun habense sich mal nicht so! Wir müssen doch alle irgendwie über die Runden kommen. “
„Spaß beiseite, Bresson“, wurde Koch ernst und zog das Bild von Glodkowski, das Reuber ihm gegeben hatte, aus der Tasche. „Ist das der Mann?“
Bresson sah nur kurz auf das Foto.
„Kein Zweifel“, stellte er lapidar fest. „Der kantige Kopf und die Narbe.“
Koch steckte das Bild ein.
„Hat er meinen Vater umgebracht?“
„Kommen Sie rein“, forderte Bresson seinen Nachbar statt einer Antwort auf.
Im Wohnzimmer setzten sie sich aufs Sofa, Bresson griff unter sich und zog eine Flasche hervor.
„Ich weiß es nicht“, sagte Bresson endlich, während er zwei Gläser zu je einem Drittel füllte.
„Cheers!“ Er stieß sein Glas gegen das von Koch. Der schwieg.
„Glodkowski hatte einen Brass auf Ihren Vater. Dem hat es Spaß gemacht ihn zu schlagen. Er hat gespürt, dass Ihr Vater ihm haushoch überlegen war und er hat Glodkowski das auch spüren lassen. Der hat nur auf eine Gelegenheit gewartet, es ihm zeigen zu können.“
Bresson nippte an seinem Glas. Er dachte nach.
„Ich weiß nicht, ob er ihn selbst umgebracht hat. Das glaube ich nicht. Aber er könnte wissen, wer es war und wo es passiert ist.“
Koch setzte sein Glas an und trank es in einem Zug aus, sagte kurz „Danke!“ und verließ die Wohnung so schnell, dass Bresson keine Chance hatte, auch nur eine Frage zu stellen.
Den Rest des Wochenendes grübelte Koch über die Frage, wie er Glodkowski beim nächsten Mal begegnen sollte. Dass der um seine Familienverhältnisse wusste, glaubte er kaum. Dafür war sein Name zu gewöhnlich.
Erleichtert atmete Koch am Montagmorgen auf, als sein Wecker rappelte. Endlich konnte er etwas tun.
Als er auf den Hof der Polizeidirektion trat, hörte er wie sein Name laut gerufen wurde.
„Herr Kommissar Koch!“
Er sah sich um, konnte aber zunächst nicht erkennen, woher die Stimme kam, bis er Jörg, den Mechaniker, entdeckte, der seinen Kopf aus der Werkstatttür gesteckt hatte.
Koch ging in seine Richtung.
„Sagen Sie, Herr Kommissar“, begann er, als Koch noch einige Schritte von ihm entfernt war, „stimmt es, dass der Siggi schwer verletzt ist?“
„Ja, das stimmt“, antwortete Koch. „Aber es geht ihm schon wieder so lala. Ich werde nachher bei ihm vorbeischauen.“
„Sagen Sie ihm gute Besserung von mir und den Jungs hier.“ Er griff in seine Tasche und reichte dem Kommissar ein Stück Schokolade. „Für Siggi. Kann mir vorstellen, dass der Süßes mag.“
„Gebe ich ihm, Jörg, vielen Dank. Das wird ihn freuen.“ Damit verabschiedete er sich von dem Mann und lief über den Hof zurück zum Treppenaufgang in sein Büro.
„Koch, gut, dass ich Sie treffe.“ Oben, an einem mit einem Brett vernagelten Fenster, stand Arnheim, breitbeinig, die Arme vor der Brust verschränkt.
„Ihr Kollege liegt im Krankenhaus, ist mir zu Ohren gekommen. Was ist passiert?“
Darauf war Koch nicht vorbereitet. Was sollte er sagen? Arnheim begann schon wieder an einem seiner Bartenden zu spielen.
„Also!“, forderte er.
„Er ist noch nicht vernehmungsfähig. Hat was auf den Kopf gekriegt.“
„Fremdeinwirkung? Oder ist er gestürzt? Ich habe gehört, dass er ordentlich Alkohol im Blut hatte. Sieht so aus, als ob er im Suff die Orientierung verloren hätte, der Kollege Maus. Hat ja mordsmäßig Glück gehabt.“ Arnheim lachte über den eigenen Kalauer.
„Ich hoffe, dass wir das bald erfahren werden.“
„Ich auch, Koch, ich auch. Ich hoffe, dass Sie da nicht als schlechtes Vorbild vorangehen. Einer wie Sie reicht mir.“ Er lachte wieder. Dabei wurde in dem Gebäude eine Tür geöffnet und wieder zugeschlagen, ab und zu tönte eine unverständliche Stimme durch die Gänge.
Gut gelaunt fand Koch seinen Vorgesetzten fast noch widerlicher als mit schlechter Laune.
„Nun haben Sie ja eine Menge Zeit, bis der Kollege Maus wieder vernehmungsfähig ist, den abschließenden Bericht im Fall Gerber zu schreiben. Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag.“
„Na, das war ja ganz große Unterhaltung“, begrüßte
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