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Unter uns Pastorentoechtern

Unter uns Pastorentoechtern

Titel: Unter uns Pastorentoechtern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fred Secombe
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Vesper niedersetzte, beschloß ich, daß ich mich künftig bei Hausbesuchen auf zwei Tassen Tee pro Nachmittag beschränken würde.
    Gerade als ich aufbrechen wollte, um mich zum Abendessen mit Fisch und Chips bei Idris dem Milchmann einzufinden, fing es an zu regnen; ein schwerer Sommerregen. Mrs. Richards schlug vor, daß ich den Schirm des verstorbenen Mr. Richards mitnehmen sollte.
    „Ich habe ihn lange aufbewahrt. Aber wenn ich ihn noch länger aufbewahre, werden ihn nur die Motten fressen. Dann ist er zu nichts mehr nutze. Da ist es mir lieber, Sie benutzen ihn.“
    „Vielen Dank, Mrs. Richards“, sagte ich. „Ich weiß Ihre Freundlichkeit sehr zu schätzen. Am nächsten Zahltag werde ich mir einen kaufen.“
    „Tun Sie das nicht, Mr. Secombe. Solange Sie hier sind, können Sie diesen nehmen.“
    Die Tür zur Hillside Avenue Nummer eins, der Behausung von Idris dem Milchmann, stand weit offen. Ich glaube nicht, daß ich diese Tür während meines gesamten Aufenthalts in Pontywen jemals geschlossen sah. Als ich den Schirm des verstorbenen Mr. Richards geschlossen hatte, öffnete sich die Innentür am Ende des Flurs, und ein strohblondes, barfüßiges kleines Mädchen erschien, gekleidet in ein weißes Nachthemd. Sie sah aus wie ein Cherub, der von seiner Wolke gefallen war. Die Erscheinung stand da, starrte mich an und rannte dann zurück ins Zimmer: „Mami, der alte Armleuchter von Vikar ist da!“ verkündete sie mit einer für ein so kleines Mädchen überraschend lauten Stimme. Ich merkte, daß mir bereits ein Ruf vorauseilte.
    Drinnen wurde es still. Dann erschien eine andere Gestalt im Türrahmen. Eine etwas verlegene kleine Dame, die erwachsene Ausgabe des Cherubs, kam eilig durch den Flur auf mich zu. „Kommen Sie herein, Mr. Secombe“, stammelte sie. „Ich hoffe, Sie haben nicht gehört, was unsere Elsie gesagt hat“, fügte sie hinzu. „Sie hat in letzter Zeit furchtbare Ausdrücke aufgeschnappt“, erklärte sie.
    Obwohl es die erste Juniwoche war, brannte ein helles Feuer im Kamin des Wohnzimmers. Ein großer Kessel aus geschwärztem Metall sang sanft auf seinem Gestell über den glühenden Kohlen; im Flammenschein schimmernd, schützte ein Kaminvorsetzer aus Messing die Kokosmatte, die sich durch das Zimmer erstreckte.
    Elsie, die etwa drei oder vier Jahre alt war, stand am Fuß der Treppe am anderen Ende des Raumes, als ob sie sich bereithielte, dem drohenden elterlichen Zorn nötigenfalls rasch zu entfliehen. Percy, der Chorknabe, saß an dem mit einer Wachstuchdecke gedeckten Tisch und las ein Buch.
    „Percy, nimm bitte Mr. Secombe den Mantel und den Schirm ab, und du, Elsie, ab ins Bett. Sag gute Nacht zu Mr. Secombe.“ Ein stählerner Unterton lag in ihrer Stimme. Plötzlich wurde ich in die Zange genommen: Percy kam von links und griff nach meinem Schirm, während Elsie, der kleine blauäugige Bilderbuchengel, mir von rechts ihr Rosenmündchen zum Gutenachtkuß darbot.
    „Paß auf, daß du dir nicht an meinem Mantel dein Nachthemdchen naß machst“, warnte ich sie.
    „Laß Mr. Secombe zuerst seinen Mantel ausziehen“, sagte Mrs. Idris und trug dann meinen Mantel nebst Schirm mit einer Haltung, die Butler Jeeves alle Ehre gemacht hätte, ins Vorderzimmer.
    Ich hob den Cherub auf, und sie warf ihre Arme um meinen Hals und gab mir einen ziemlich feuchten Kuß voll auf die Lippen.
    „Das reicht“, sagte ihre Mutter. „Und ich möchte keinen Laut von oben hören.“
    Elsie nickte ergeben, als wäre sie ein Ausbund an Gehorsam, und flog dann die Treppe hinauf.
    „Ich hoffe, Ihnen ist nicht zu heiß.“ Mrs. Idris wandte mir ihre großen Augen zu. „Es ist Freitagabend, und das bedeutet, daß heute gebadet wird, wissen Sie“, sagte sie. „Komm, Percy, mach dich fertig. Ich wärme das Wasser an, bevor du hineinsteigst.“
    Mit diesen Worten zog sie ein Flanelltuch hervor, ergriff den Henkel des großen Kessels und ging in die Spülküche, wobei sie ihre schwere Last mit der Wendigkeit einer Bantamgewichtsmeisterin im Gewichtheben trug. Das von dem Kessel befreite Feuer glühte mit der Intensität einer Stahlschmelze. Als das Wasser in die Blechbadewanne geschüttet wurde, wogte eine Dampfwolke ins Wohnzimmer. Ich fühlte mich wie ein voll bekleideter Eskimo in einem türkischen Bad.
    Percy schoß nach oben und nahm sein Buch mit, sei es, um sich die Zeit zu vertreiben, oder weil er dem Vikar mißtraute. Seine dampfbefeuchtete Mutter füllte den Kessel wieder auf, setzte

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