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Unter uns Pastorentoechtern

Unter uns Pastorentoechtern

Titel: Unter uns Pastorentoechtern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fred Secombe
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also der neue Vikar.“ Mir wurde klar, wie David Copperfield sich bei seiner ersten Begegnung mit seiner Tante gefühlt haben mußte.
    „Kommen Sie herein“, befahl sie.
    Sie ging mir voraus durch die verglaste Innentür in einen Flur, in dem es nach Politur roch, und führte mich ins Gesellschaftszimmer. Die braunen Jalousien waren zugezogen, und in dem Raum roch es wie in einem Museum, das lange keine Besucher mehr gehabt hatte.
    Mrs. Powell ging zu den Jalousien und ließ dann mit drei raschen Zügen die Nachmittagssonne herein. Für eine alte Dame war sie sehr beweglich.
    „Setzen Sie sich“, kam ihr nächster Befehl.
    Ich setzte mich auf einen unbequemen, ledergepolsterten Stuhl, der neben einer Porzellanvitrine in der Nähe der Tür stand. An den Wänden hingen gerahmte Urkunden und die Vergrößerung der Fotografie eines Brautpaares, vermutlich Mrs. Powell und der verstorbene Mr. Powell. Eine Schusterpalme in einem braunen Topf stand auf einem kleinen Holztisch in der Mitte des Erkers. An einer Wand stand in steif militärischer Haltung ein Klavier nebst Hocker, auf dem Notenblätter säuberlich aufgestapelt waren. Drei weitere Stühle und ein Ledersofa vervollständigten die Möblierung des Zimmers. Ein quadratischer Teppich mit einem Muster aus braunen Blättern lag auf dem Linoleumfußboden. Der Kamin war von zwei braunweißen Porzellanhunden flankiert. Auf dem Kaminsims standen mehrere Schnappschüsse in schweren Rahmen, und darüber hing ein großer, ovaler Spiegel an einer Metallkette.
    Als Mrs. Powell sich mir gegenübersetzte, hatte ich das Gefühl, daß gleich ein Kreuzverhör beginnen würde. Ich behielt recht .
    „Sie kommen aus Swansea?“ fragte sie mich.
    „Ja. Ich habe mein ganzes Leben in Swansea zugebracht.“ Dann fügte ich hinzu: „Abgesehen von der Zeit auf dem College natürlich.“ Ich hatte den Eindruck, bei allen meinen Antworten gegenüber dieser Dame größte Genauigkeit walten lassen zu müssen.
    „Haben Sie Brüder oder Schwestern?“
    „Einen Bruder, der in der Armee ist, und eine Schwester, die in einem Hafenbüro arbeitet“, sagte ich.
    Das Verhör setzte sich für einige Minuten fort. Als sie mit dem Katalog der angesammelten Informationen zufrieden war, belohnte sie mich mit einer Tasse Tee, die für meinen Geschmack viel zu stark war, die ich aber nicht abzulehnen wagte.
    „Ich nehme an, der Herr Pfarrer hat Ihnen gesagt, daß ich früher immer die Singspiele der Kinder inszeniert habe“, sagte sie mit einem Anflug von Wichtigtuerei.
    „Er erwähnte etwas Derartiges.“ Ich betete um Vergebung für eine weitere Notlüge.
    „Diese Konzerte haben immer für einen vollen Saal gesorgt. Sie waren sehr erfolgreich. Die Kinder liebten sie, und alle Eltern kamen hin. Der Krieg hat all dem ein Ende gemacht.“ Offensichtlich betrachtete sie Hitler als einen Spielverderber. „Bevor ich Mr. Powell heiratete, war ich Lehrerin, wissen Sie. Das Unterrichten machte mir Freude, aber es war mir nicht erlaubt, meine Tätigkeit nach meiner Heirat fortzusetzen.“ Offenbar betrachtete sie den verstorbenen Mr. Powell ebenfalls als einen Spielverderber.
    Mrs. Powells starker Tee war die fünfte Tasse, die ich an diesem Nachmittag getrunken hatte, und die Flüssigkeitsansammlung in mir hatte den roten Bereich erreicht.
    Die Melbourne Terrace war drei Straßen weit von meiner Unterkunft entfernt. Ich konnte sie nur dann gefahrlos erreichen, wenn ich es schaffte, mich innerhalb der nächsten Minuten von Mrs. Powell zu verabschieden. Aber wie? Sie schien sich, wie Annie Jones, auf mindestens eine weitere halbe Stunde einseitiger Konversation eingestellt zu haben.
    Kalter Schweiß trat auf meine Stirn. Ich fragte mich, wie viele Kinder in ihrer Klasse vor vielen Jahren in meiner Lage gewesen waren und sich gefürchtet hatten, um die Erlaubnis zu bitten, das Zimmer verlassen zu dürfen. Wenn ich mich zum Gehen erhob, während sie mitten im Reden war, würde das äußerst unhöflich wirken.
    Die Erlösung kam in Gestalt eines Klopfens an der Tür. Es war der Bäcker mit einem Korb Brot. Als Mrs. Powell die Haustür erreichte, war ich bereits im Flur. Als sie gerade die Tür schließen wollte, platzte ich heraus: „Mrs. Powell, ich muß leider schon gehen. Ich habe einen dringenden Termin.“ Diese Aussage zumindest traf zu.
    Im Nu war ich die Treppe hinab. Die Mount Pleasant View Nummer dreizehn war bald in Sicht, und was für ein herrlicher Anblick das war! Als ich mich schließlich zur

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