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Unter uns Pastorentoechtern

Unter uns Pastorentoechtern

Titel: Unter uns Pastorentoechtern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fred Secombe
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schwelgte.
    „Ich fürchte, ich habe mich bei meiner Examensfeier betrunken“, sagte er. „Ich habe schrecklichen Ärger mit meiner Wirtin bekommen. Auf dem Weg hierher mußte ich daran denken, wie du einmal betrunken warst und von deiner Wirtin hinausgeworfen wurdest.“
    „Sie hat mich nicht direkt hinausgeworfen, Harry“, erwiderte ich. „Sie hat nur dafür gesorgt, daß ich im nächsten Trimester nicht wieder zu ihr komme.“
    Dieser Vorfall hatte sich gegen Ende meines ersten Trimesters auf dem College ereignet. Mrs. Evans, meine Wirtin, war eine knauserige Seele, die an Essen, Brennstoff und Licht sparte, wo es nur ging. Sie zählte noch die Zuckerkörner in der Schüssel. Ein Eskimo hätte es in seinem Vorderzimmer wärmer gehabt als ich. Niemals benutzte sie Glühbirnen, die stärker waren als vierzig Watt, so daß ich, wenn ich lernte, immer Druckerschwärze an der Nase hatte, weil ich mit den Augen so nah an das Buch heran mußte.
    Und dann war da noch ihr Hund, ein kläffender, stinkender, mausgrauer und mausgroßer Pekinese namens Jinny. Er verlor ständig Haare, nicht nur auf dem Teppich, sondern auch auf dem Sessel in meinem Zimmer, wo er es sich immer bequem machte. Schlimmer noch, er kläffte nicht nur, sondern biß mich auch, wann immer ich versuchte, ihn mit Gewalt aus meinem Sessel zu vertreiben.
    Als wäre dieser Katalog des Elends noch nicht lang genug, war da noch der Schlüssel. Mrs. Evans besaß nur einen Schlüssel zu ihrem Haus, den sie nie aus der Hand gab. Ich glaube, sie hatte ihn, zusammen mit ihren falschen Zähnen, unter dem Kopfkissen liegen, wenn sie schlief. Jedenfalls bedeutete diese harte Tatsache des Lebens für mich, daß ich zurück in meiner Bude sein mußte, bevor sie zu Bett ging — und das pflegte sie gegen neun Uhr zu tun.
    Das Ende meines ersten Trimesters rückte näher, und mit ihm das Ende meiner Geduld.
    Es war vorgesehen, daß ich noch weitere zwei Trimester bei Mrs. Evans verbringen würde. Die Aussicht war niederschmetternd. Aufregend dagegen war der Gedanke an das Weihnachtsessen, das für die Studenten meines Jahrgangs gegeben wurde. Da die Veranstaltung erst um acht Uhr begann, würde Mrs. Evans entweder auf ihren Schönheitsschlaf verzichten oder sich für diesen Abend von ihrem Schlüssel trennen müssen.
    Das Problem löste sich am Morgen vor dem Weihnachtsessen. „Sie können heute abend den Schlüssel haben, Junge. Machen Sie keinen Lärm, wenn Sie nach Hause kommen, und verlieren Sie den Schlüssel nicht; es ist der einzige, den ich habe.“ Als ob ich das nicht gewußt hätte.
    Bei dem Essen hatten wir alle unseren Spaß. Ich hatte noch nie in meinem jungen Leben so viel Wein getrunken. Zu allem Überfluß gelang es meinem Freund Don auch noch, nach der Veranstaltung eine verschlossene Flasche zu „organisieren“, und er lud mich zu sich auf die Bude ein, wo wir sie gemeinsam leerten. Seine Wirtin wohnte zwei Häuser von meiner entfernt, und das Haus dazwischen war die Bethesda-Kapelle.
    Wir tranken den Wein aus Teetassen, begleitet von sentimentalen Gesprächen, die immer unzusammenhängender wurden. Ich erinnere mich dunkel, wie Don in seiner Trunkenheit mich mit den folgenden Worten zu ernüchtern versuchte: „Wenn du nicht aufpaßt, wachst du morgen in der Kanzel von Bethesda auf.“ Er brauchte mehrere Anläufe, bis er das Wort „Bethesda“ herausbrachte.
    Um ein Uhr morgens verabschiedeten wir uns überschwenglich auf seiner Türschwelle. Es war die Zeit, in der nachts alles verdunkelt werden mußte, aber zumindest war es eine mondhelle Nacht. Nun mußte ich volle fünfzig Meter an der Kapelle vorbei zur Bethesda Terrace Nummer eins zurücklegen.
    Mein Schlachtplan bestand darin, die weiße Linie in der Mitte der Straße zu finden und ihr zu folgen, falls ich konnte. Dann, sobald ich die Höhe meiner Bude erreicht hatte, würde ich im rechten Winkel abbiegen und auf meine Vordertür zugehen. Also taumelte ich auf der Straße entlang, häufig von der weißen Linie abweichend.
    Statt dessen prallte ich mit beträchtlicher Wucht gegen das Vorderfenster. Als nächstes glitt ich an der Hauswand entlang zur Tür und verbrachte eine Ewigkeit mit dem Versuch, diesen Schlüssel ins Schloß zu befördern. Der Hund fing an zu kläffen, und dann ging das obere Fenster auf, und eine zahnlose Hexe zischte mich an: „Seien Sie still, Sie wecken ja die ganze Nachbarschaft auf.“
    In den Schlafzimmern der Häuser Nummer zwei, drei und vier ging das

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