Unterdruck: Ein Dirk-Pitt-Roman (German Edition)
zu scannen und im Computer zu speichern. Er behauptete, die Übersetzung ins Englische sei ein Kinderspiel und hat mir das Ergebnis gegeben, kurz bevor wir uns auf den Weg machten.«
Sie verteilte die Blätter am Tisch, damit Dirk und Perlmutter sie wie hungrige Kojoten verschlingen konnten.
»Dann hört mal zu«, sagte Dirk. »Hier steht, dass sie von zwei Flugzeugen in der Bucht von Biscaya entdeckt und angegriffen wurden, kurz nachdem sie den Hafen verlassen hatten, den Verfolgern aber entkommen konnten. Der Funkmast wurde beschädigt, wodurch sie daran gehindert wurden, mit dem Oberkommando Verbindung aufzunehmen.«
Anhand des Logbuchs verfolgten sie die Fahrt der Barbarigo um das Kap der Guten Hoffnung und über den Indischen Ozean. Das U-Boot löschte seine Ladung in Singapur und wurde dann zu einem kleinen malaysischen Hafen in der Nähe von Kuala Lumpur geschickt.
»›Übernahmen am 23. September von den Einheimischen 130 Tonnen rostigen Erzes, Roter Tod genannt‹«, las Summer vor. »›Ein deutscher Wissenschaftler namens Steiner überwachte den Ladevorgang und begleitete die Ladung auf der Rückreise.‹«
»Der Erste Offizier schrieb später, dass sich Steiner mit einem Stapel Physikbücher für den Rest der Reise in seiner Kabine verkroch«, sagte Dirk.
»Der Rote Tod?«, sagte Perlmutter. »Ich frage mich, ob es so was Ähnliches war wie Edgar Allan Poes gleichnamige Seuche. Ich muss mir das mal näher ansehen – und diesen Steiner auch. Wirklich eine seltsame Fracht.«
Die drei blätterten die Eintragungen mehrerer Wochen durch, in denen die Rückkehr des U-Boots über den Indischen Ozean beschrieben wurde. Am neunten November wirkte die Handschrift dann undeutlicher, gehetzter, und auf den Seiten des Logbuchs waren Salzwasserflecken zu erkennen.
»Hier sind sie in Schwierigkeiten geraten, während sie sich vor der Küste von Südafrika befanden«, stellte Perlmutter fest. Er las den Bericht über ein Tauchmanöver der Barbarigo , um einem nächtlichen Luftangriff zu entgehen, laut vor. Nachdem sie mehrere Bombenabwürfe überstanden hatten, glaubte die Mannschaft, man sei dem Angriff entronnen – um kurz darauf feststellen zu müssen, dass die Schraube des U-Boots entweder aufgrund einer Beschädigung unbrauchbar geworden oder vollständig abgebrochen war.
Dirk und Summer hörten schweigend zu, während Perlmutter den Bericht über den weiteren Fortgang der Tragödie vorlas. Ohne Antrieb blieb das Boot zwölf Stunden lang auf Tauchstation – aus Furcht, dass weitere Flugzeuge zu Hilfe gerufen worden waren. Als sie gegen Mittag auftauchten, war die See völlig leer, und sie trieben nach Südosten. Fern aller Schifffahrtslinien und ohne Langstreckenfunkanlage befürchteten die Offiziere, dass sie bis in die Antarktis abgetrieben werden könnten und dort sterben würden. Kapitän De Julio gab Befehl, das Schiff zu verlassen, und die Mannschaft verteilte sich auf die vier Schlauchboote, die unter dem Vorderdeck bereitlagen. Dann verabschiedete er sich salutierend von ihrem geliebten Schiff. Aufgrund eines unklaren Befehls versäumte der letzte Offizier jedoch, die Flutventile zu öffnen und die Sprengladungen der Selbstversenkungsanlage zu aktivieren, und schloss stattdessen die Hauptluke. Anstatt vor ihren Augen zu versinken, trieb die Barbarigo davon und verschwand am Horizont.
Perlmutter hörte auf zu lesen und hob die Augenbrauen. »Wie ich schon sagte«, meinte er leise. »Das ist höchst seltsam.«
»Was geschah denn mit den anderen drei Booten?«, wollte Summer wissen.
»Die Logbucheintragungen werden an diesem Punkt spärlicher«, sagte Perlmutter. »Sie haben versucht, Südafrika zu erreichen und befanden sich bereits in Sichtweite des Kontinents, als ein Sturm aufkam. Die Boote wurden in der schweren See auseinandergetrieben, und Kapitän De Julio schrieb, dass die Männer in seinem Boot die anderen drei nie wieder zu Gesicht bekamen. Während des Unwetters verloren sie fünf Männer, all ihre Lebensmittel und ihr Trinkwasser sowie die Segel und Ruder. Das Boot wurde von der Küstenströmung nach Osten und aufs offene Meer hinausgetragen. Das Wetter änderte sich, es wurde heiß und trocken. Ohne Trinkwasser verloren sie zwei weitere Männer, so dass nur noch der Kapitän, der Erste Offizier und zwei Ingenieure übrig blieben.«
»Von Durst gequält, sahen sie wenig später wieder Land und konnten sich paddelnd darauf zubewegen. Starke Winde und hohe Wellen trugen sie
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