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Unterdruck: Ein Dirk-Pitt-Roman (German Edition)

Unterdruck: Ein Dirk-Pitt-Roman (German Edition)

Titel: Unterdruck: Ein Dirk-Pitt-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Dirk Cussler
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kämpfte gegen seine Schmerzen an und warf einen vorsichtigen Blick über die Hügelkuppe.
    Im matten Sternenschein gewahrte er einen Eisenbahnzug – keine zehn Meter entfernt. Er verscheuchte den Gedanken, dass dies ein Wunder war, und kam schwankend auf die Füße. Der Zug war ganz real und kroch durch eine schmale Schneise im Dschungel. Er bestand aus Niederbordwagen, die mit Frachtcontainern beladen waren.
    Pitt stolperte auf die Schienen zu, während der Schäferhund den Hügel erklomm und ihn erblickte. Mit frischem Jagdeifer startete der Hund durch und rannte hinter Pitt her, während dieser auf wackligen Beinen den Zug erreichen wollte.
    Ein nur zur Hälfte beladener Güterwagen rollte vorbei, und Pitt machte einen verzweifelten Satz. Er landete mit dem Oberkörper auf der Ladefläche und krallte die Finger in die schartigen Holzplanken, während der Hund angriff. Er vollführte einen kraftvollen Sprung und schnappte nach Pitts rechtem Fuß.
    Pitt zog sich ganz auf die Ladefläche, während der Hund weiter an seinem Fuß hing und mit den Beinen in der Luft strampelte. Pitt nahm Zhous Feldflasche, die er sich mit ihrem Riemen um den Hals gehängt hatte, und benutzte sie als Wurfgeschoss. Die Flasche traf die Hundeschnauze, und der Schäferhund jaulte und ließ los. Aber kaum war er auf dem Schotterbett neben dem Gleis gelandet, gehorchte der Hund wieder seinem Jagdinstinkt und verfolgte Pitts Güterwagen. Für eine Viertelmeile rannte der Hund neben dem Waggon her, kläffte und knurrte wütend, ohne jedoch aufspringen zu können. Dann überquerte der Zug eine Schlucht auf einer schmalen Bockbrücke, und der Hund musste seine Jagd abbrechen. Pitt winkte ihm zum Abschied zu, während das Tier den verschwindenden Zug weiter anbellte. Pitt kroch über die Ladefläche des Waggons, rollte sich neben einem verrosteten Container zusammen, schloss die Augen und schlief auf der Stelle ein.

63
    Der langsam fahrende Güterzug kam mit einem heftigen Ruck zum Stehen, der seinen einsamen Passagier weckte. Auf seinem Pritschenwagen schlug Pitt die Augen auf und sah blinzelnd in die grelle Morgensonne.
    Der Zug der Panama Railway hatte seine Endstation – einen Güterbahnhof in der Hafenstadt Balboa – erreicht. In der Nähe der Pazifik-Einfahrt in den Panamakanal und nur wenige Meilen südlich von Panama City gelegen, war Balboa der wichtigste Transitpunkt für den Schiffsverkehr über die Landenge. Pitt sprang von dem Pritschenwagen herab und fand sich in einem stählernen Dschungel wieder. Berge von aufgestapelten mehrfarbigen Frachtcontainern reihten sich aneinander, so weit das Auge reichte. Er blickte an einer langen Reihe von Güterwagen entlang und entdeckte einen Brückenkran über den Gleisen – und dann waren da Arbeiter zu sehen, die gerade damit anfingen, die allgegenwärtigen Frachtcontainer abzuladen.
    Pitt, der am Ende des Zugs stand, verließ den Güterbahnhof auf den Gleisen. Er konnte sich vorstellen, dass ihn die örtliche Eisenbahnverwaltung wie einen Landstreicher behandeln würde. Sobald er sich außerhalb des Güterbahnhofs befand, kletterte er über einen rostigen Maschendrahtzaun und gelangte in eine Gegend, die von alten Lagerhäusern beherrscht wurde. Einen halben Block entfernt parkte eine Handvoll Wagen vor einem schmalbrüstigen Gebäude. Es war eine ziemlich heruntergekommene Bar, die vorwiegend von Hafenarbeitern frequentiert wurde. Ein verblichenes Schild verkün dete den Namen des Etablissements, El Gato Negro , nebst einem Gemälde von einer schwarzen Katze mit durchgestrichenen Augen.
    Pitt betrat die dämmrige Bar und handelte sich die neugierigen Blicke der wenigen frühmorgendlichen Gäste ein, die bereits die Barhocker besetzten. Pitt ging auf den Barkeeper zu und erhaschte dann einen Blick auf sein eigenes Konterfei im großen Spiegel hinter der Bar. Der Anblick jagte ihm beinahe einen Schreck ein.
    Es war das Bild eines müden, ausgezehrten Mannes mit einem ramponierten, blutigen Gesicht, der schmutzige, zerfetzte und ebenfalls blutbesudelte Kleider trug. Er sah aus wie jemand, der von den Toten zurückgekehrt war.
    » ¿El teléfono? «, fragte Pitt.
    Der Barkeeper sah Pitt an, als sei er direkt vom Mars gekommen und soeben erst gelandet, dann deutete er in eine Ecke neben der Toilette. Pitt schlug die angezeigte Richtung ein und fand zu seiner Erleichterung einen ramponierten Münzfernsprecher. Obgleich in Amerika inzwischen so gut wie ausgestorben, hatte der ehrwürdige

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