Unterdruck: Ein Dirk-Pitt-Roman (German Edition)
Gold Hill vorbei, einem kleinen, aber auffälligen freistehenden Felshügel am Ufer, der die kontinentale Wasserscheide und den Punkt des tiefsten Aushubs markierte. Dahinter verlief der Kanal schnurgerade zu den Pedro-Miguel-Schleusen, die in zwei Meilen Entfernung zu erkennen waren. Bolcke und Pablo hatten die Schleuse bereits erreicht und glitten nun in die nördliche Kammer, deren Tore bereits in Erwartung der Salzburg geöffnet worden waren.
Pablo legte am Mitteldamm an, der die beiden Schleusenkammern voneinander trennte. Er half zwei Schleusenarbeitern, die vordere und die hintere Leine am Beiboot zu befestigen, ehe er an Land ging. Die Arbeiter verzichteten auf die kleinen Zahnradlokomotiven, die stets bereitstanden, um die großen Schiffe in Position zu ziehen, und schleppten das Boot samt Bolcke, der an Bord geblieben war, ans andere Ende der ersten Schleusenkammer und machten es dort fest.
Pablo eilte zum Schleusenhaus, einem mehrstöckigen weißen Gebäude in der Mitte des Damms, von dem aus der Wasserzufluss für die Schleusenkammern gesteuert wurde.
Ein unfreundlicher Aufseher mit einem Schreibbrett in der Hand kam Pablo entgegen. »Das ist aber kein vierhundert Fuß langer Massengutfrachter.«
»Wir hatten einen Unfall mit dem Schiff und müssen sofort passieren. Mr. Bolcke zahlt Ihnen das Dreifache Ihres üblichen Honorars, wenn Sie ihn nicht registrieren.«
»Ist er das im Boot?«
Pablo nickte.
»Hab ihn lange nicht mehr gesehen.« Der Aufseher hakte das Sprechfunkgerät vom Gürtel und rief das Schleusenhaus. Eine Minute später begannen sich die massiven Schleusentore zu schließen. Nicht lange und das Wasser in der Schleusenkammer würde abfließen und das Boot auf das Niveau des nächsten Kanalabschnitts absenken.
»In zehn Minuten sind Sie wieder draußen«, versprach der Aufseher.
Pablo warf einen flüchtigen Blick auf die sich schließenden Tore, dann sah er genauer hin. Ein kleines Schlauchboot näherte sich mit hoher Geschwindigkeit. Seine Besatzung bestand aus drei Personen – zwei Männer und eine Frau mit kurzem blondem Haar. Ann Bennett.
»Einen Moment.« Er deutete auf das Schlauchboot. »Diese drei haben unser Schiff angegriffen und versenkt. Behandeln Sie sie wie potentielle Terroristen und halten Sie sie mindestens eine Stunde lang auf.«
Der Schleusenaufseher betrachtete das sich nähernde Boot. »Die sehen aber nicht wie Terroristen aus.«
»Für Sie sind noch mal zehntausend zusätzlich drin.«
Der Aufseher strahlte. »Wissen Sie, es ist schon möglich, dass ich mich in diesem Punkt geirrt habe«, sagte er. »Grüßen Sie Mr. Bolcke von mir.«
Alles, was er als Antwort erhielt, war Pablos Rücken, als der Kolumbianer eilig zum wartenden Boot ging.
75
Während sich die Tore der nördlichen Schleusenkammer schlossen, um Bolckes Boot aufzunehmen, wurden die Tore der südlichen Kammer geöffnet, um einen großen Frachter zu entlassen. Pitt lenkte das Schlauchboot um den breiten Frachter herum und in die Schleusenkammer hinein. Er hielt auf das Schleusenhaus zu und legte am Kai an, wo der Schleusenaufseher mit zwei bewaffneten Wachtposten stand. Der Wasserspiegel in der benachbarten Kammer war bereits um einige Meter gesunken, so dass das Beiboot Pitts Blick entzogen war.
Dirk sprang mit der Bugleine des Schlauchboots in der Hand auf den Kai und hielt das Boot fest, während Ann herauskletterte. Dirk wandte sich an den Aufseher.
»Das Boot mit den beiden Männern.« Er deutete auf die andere Schleusenkammer. »Es muss sofort angehalten werden.«
»Ich fürchte, Sie sind es, die angehalten werden müssen«, erwiderte der Aufseher und gab den Wachmännern ein Zeichen. »Verhaften Sie diese Leute.«
Pitt hatte am Schleusenbau vorbeischauen können und Pablo entdeckt, der sich auf dem Kai entfernte. Als er hörte, wie die Wachen Dirk und Ann aus dem Verkehr zogen, gab er Gas. Dirk ließ die Bootsleine durch seine Hand gleiten, und das kleine Schlauchboot rauschte durch die Schleusenkammer.
Die Distanz zwischen dem Schleusenhaus und den vorderen Schleusentoren betrug gut einhundertfünfzig Meter, und Pablo hatte die Strecke fast schon bewältigt, als er das Schlauchboot näher kommen hörte. Er fuhr herum und bekam einen gelinden Schock, als er Pitt mit seiner SIG Sauer in der Faust am Ruder sitzen sah.
Pablo, der unbewaffnet war, blickte zu den Wachen am Schleusenhaus hinüber. Sie waren damit beschäftigt, Dirk und Ann festzunehmen, und machten keinerlei Anstalten,
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