Unterdruck: Ein Dirk-Pitt-Roman (German Edition)
Meilen von der Position entfernt, die du mir genannt hast … und es befindet sich genau auf dem Schiffskurs.« Er sah Pitt an und nickte anerkennend. »Gut kombiniert.«
»Sie hatten keine Zeit, das Schiff zu fluten, daher haben sie wahrscheinlich einen Kurs nach Clipperton programmiert – in der Annahme, dass es auf das Riff auflaufen und sinken würde.«
»Nur hat der Sturm es an der Insel vorbeigeblasen«, sagte Yaeger, »und dann ist es viertausend Meilen weitergefahren, bis es in Valparaiso eintraf.«
Pitt trank einen Schluck Kaffee. »Das bringt uns der Antwort auf die Frage, wer das Schiff angegriffen und die Mannschaft beseitigt hat, jedoch keinen Deut näher.«
»Ich habe nach Hafenpapieren gesucht, in denen in jüngerer Zeit Bauxit-Lieferungen verzeichnet sind, jedoch nichts Entsprechendes gefunden.«
»Und das wird man wahrscheinlich auch nicht. Hiram, forsch mal nach weiteren Meldungen über Piratenüberfälle, die in letzter Zeit im Pazifik stattgefunden haben. Oder auch über verschollene Schiffe. Und tu mir noch einen Gefallen.« Pitt ergriff die glänzende Gesteinsprobe und warf sie Yaeger zu. »Das habe ich auf der Tasmanian Star gefunden. Wenn du zum Computerzentrum zurückkehrst, dann schau doch bei den Jungs von der Meeresgeologie vorbei und bitte sie, uns zu verraten, was das ist.«
»Wird gemacht.« Yaeger studierte die Gesteinsprobe, während er zur Tür ging. »Nicht unser Bauxit?«
Pitt schüttelte den Kopf. »Ein seltsames Gefühl in der Magengrube und ein großes, auf Grund gelaufenes Geisterschiff sagen mir, dass es genau das nicht ist.«
9
Pitt trabte die Eingangstreppe des Eisenhower Executive Office Building hinauf und versuchte die ersten Anzeichen eines einsetzenden Jetlag abzuschütteln. Das imposante Bauwerk stand direkt neben dem Weißen Haus und war Pitts liebstes Regierungsgebäude. Im Jahr 1888 im Second-Empire-Stil erbaut, besitzt es ein steiles Giebeldach und hohe Fenster, womit es aussieht, als sei es aus einem Roman von Victor Hugo direkt nach Washington verpflanzt worden. Es war ein Paradebeispiel für die Verwendung von Granit und Schiefer – so gut wie kein Holz hatte bei seiner Fertigstellung Verwendung gefunden, um die Brandgefahr so weit wie möglich zu reduzieren. Ironischerweise hatte jedoch im Jahr 2007 ein Feuer im zweiten Stock das Büro von Vizepräsident Cheney beinahe vollständig zerstört.
In jüngerer Zeit haben Vizepräsidenten lediglich repräsentative Büros in diesem Gebäude unterhalten, da sie lieber im Westflügel des Weißen Hauses residierten, wo sie dem Präsidenten stets wesentlich näher waren. Das alles änderte sich mit dem Dienstantritt Admiral James Sandeckers. Eher widerstrebend in sein Amt gelangt – weil sein Vorgänger gestorben war –, zog Sandecker es vor, zu den Spindoktoren, die jede Administration zu infiltrieren pflegten, so weit wie möglich Distanz zu halten. Stattdessen machte er das Büro des Vizepräsidenten im alten Executive Office Building zu seinem Hauptarbeitsplatz. Fröhlich marschierte er wenn nötig mehrmals am Tag durch den unterirdischen Tunnel zum Weißen Haus, sehr zum Leidwesen seiner Helfer, die körperlich nicht so fit waren.
Nachdem er mehrere Sicherheitskontrollen passiert hatte, erreichte Pitt die Zimmersuite des Vizepräsidenten im zweiten Stock und wurde in das private Büro geleitet. Die Ausstattung und das Dekor des großzügigen Raums bestanden aus Objekten, die aus dem Bereich der Nautik stammten, wie es einem pensionierten Admiral geziemt. Mehrere antike Ölgemälde von längst vergessenen Segelklippern in stürmischer See gehörten dazu. Obgleich sich Pitt pünktlich eingefunden hatte, war die Besprechung bereits im Gange. Zwei Männer und eine Frau saßen in gemütlichen Ohrensesseln um einen Kaffeetisch herum und lauschten dem Vizepräsidenten, der mit einer Zigarre zwischen den Zähnen auf dem knöcheltiefen Teppich auf und ab ging.
»Dirk, da sind Sie ja.« Er eilte quer durch den Raum, um Pitt die Hand zu schütteln. »Kommen Sie, setzen Sie sich.«
Obgleich selbst von eher kleiner Statur, reichte Sandeckers Energie für zehn Männer. Eine leidenschaftliche Glut brannte in seinen blauen Augen, die mit seinem feuerroten Haar und dem ebenfalls feuerroten Van-Dyck-Bart in scharfem Kontrast standen. Als Vete ran Washingtons, der politische Ränkespiele verabscheute, war er für seine Offenheit und Integrität hoch geachtet und gefürchtet. Für Pitt bedeutete er so etwas wie eine
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