Unterdruck: Ein Dirk-Pitt-Roman (German Edition)
schwerfällig mit minimalem Tempo heran, schob sich um das hintere Ende des Kranschiffs herum, ehe es sich an das NUMA -Schiff herantastete. Während das Boot für einen kurzen Moment außer Sicht geriet, sprang ein einzelner bewaffneter Mann auf das Heck des Kranschiffs und schlich zum Ruderhaus.
Kurz darauf erschien ein großer Mann auf dem Achterdeck des Bootes und winkte Gunn kalt lächelnd zu. Er trug eine schwarze Hose und ein weit geschnittenes schwarzes Hemd, für eine Angeltour eigentlich eine seltsame Aufmachung. Die einsetzende Dämmerung verbarg seine braune Hautfarbe und seine glatten Gesichtszüge, die eher auf eine mittelamerikanische als eine mexikanische Herkunft hinwiesen. Der Mann warf einem bereitstehenden Matrosen eine Leine zu, dann wandte er sich an Gunn, der sich mit einem Fünf-Gallonen-Kanister Benzin in der Hand über die Reling lehnte.
»Danke, Señor«, sagte er mit einer tiefen Baritonstimme. »Wir waren zu lange zum Angeln draußen und befürchteten schon, dass wir es nicht mehr bis zur Küste schaffen würden.«
Er griff nach dem Kanister und stellte ihn aufs Deck. Dann, indem er sich mit katzenhafter Schnelligkeit bewegte, packte er die Reling und sprang über sie hinweg an Bord der Drake . Eine Glock tauchte aus seinem Paddle Holster auf, das er auf dem Rücken am Gürtel befestigt hatte – und wurde auf Gunns Brust gerichtet, sobald seine Füße das Deck berührten. »Sagen Sie Ihren Leuten, sie sollen die Hände auf die Reling legen und aufs Meer rausblicken.«
Gunn gab den Befehl an zwei geschockte Matrosen auf dem Deck weiter, die reflexartig nickten. Sie hoben die Arme und bewegten sich wie willenlose Puppen auf die Reling zu.
Zwei weitere Bewaffnete kletterten an Bord und rannten zur Kommandobrücke der Drake hinauf. Gunn zuckte zusammen, als er Schüsse hörte, atmete jedoch Sekunden später sichtlich erleichtert auf, als er sah, wie der wachhabende Rudergänger auf das Oberdeck hinuntergeführt wurde. Einer der Piraten hatte das halbstarre aufblasbare Rettungsboot der Drake entdeckt und es mit einigen Schüssen durchlöchert. Jetzt hing es schlaff wie ein geplatzter Luftballon auf seinem Schlitten. Als ein Wissenschaftler aus dem Labor kam, um nachzusehen, was der Lärm zu bedeuten hatte, wurde er unsanft gepackt und zu den anderen Matrosen hinübergetrieben.
Gunn sah den hochgewachsenen Mann in Schwarz fragend an. »Was wollen Sie?«
Der Mann ignorierte ihn, als ein kleines Funkgerät an seinem Gürtel zirpte.
»Das Kranschiff ist unter Kontrolle«, meldete eine unsichtbare Stimme.
»Dann bringt es längsseits und kommt an Bord des Forschungsschiffs«, erwiderte der Bewaffnete. »Wir sind in Kürze bereit.«
Das Funkgerät zirpte abermals. »Pablo, das U-Boot ist aufgetaucht.«
Der Mann in Schwarz stieß einen Fluch aus, während er ins Wasser blickte und den Rücken des Tauchboots hochkommen sah. Er steckte das Funkgerät in die Tasche, packte Gunn am Kragen und dirigierte ihn zu der Steuerkonsole des Hebekrans. »Hieven Sie Ihre Freunde aus dem Wasser, aber holen Sie sie nicht an Bord.« Er trat zurück, behielt die Waffe jedoch schussbereit in der Hand.
Gunn legte die Hände auf die Kontrollen und zermarterte sich das Hirn auf der Suche nach einer Möglichkeit, Pitt zu warnen. Die Idee verwarf er jedoch sofort wieder, als er die Mündung der Glock spürte, die gegen seine Wirbelsäule gedrückt wurde. Gunn hakte die Bergungsklammer ein, hob das Tauchboot aus dem Wasser und musste hilflos dabei zusehen, wie es in der Luft pendelte.
Ein paar Sekunden später stieß der alte Kahn gegen das Heck der Drake . Ein vierter Mann, der ebenfalls dunkle Kleidung trug und eine Pistole in der Hand hielt, rannte quer über das Deck des Kranschiffs und sprang auf die Drake hinüber. Sein Hemd war zerrissen, Blut sickerte aus seiner geschwollenen Unterlippe.
»Was ist denn mit dir passiert?«, fragte Pablo.
»Der Kapitän hat anfangs etwas Ärger gemacht.«
Pablo schüttelte verärgert den Kopf. »Schafft die Kiste an Bord. Und zwar augenblicklich!«
Der dritte Bewaffnete gesellte sich kleinlaut zu den beiden anderen und half ihnen, die Kiste, die von der Cuttlefish geborgen worden war, auf ihr Motorboot zu wuchten. Gunn wurde plötzlich bewusst, dass Ann Bennett nirgendwo an Deck zu sehen war.
Der Anführer des Piratentrupps wandte sich an Gunn und wedelte drohend mit der Glock. »Wagen Sie es nicht, uns zu verfolgen oder Hilfe zu rufen, sonst kehren wir um und machen
Weitere Kostenlose Bücher