Unterdruck: Ein Dirk-Pitt-Roman (German Edition)
mickrig, aber bedienen Sie sich.«
Der Kapitän blickte durch die Windschutzscheibe – und erkannte, dass sein Kranschiff die Drake anschob. »Verdammt! Lassen Sie mich erst mal zu Ihrem Eimer auf Distanz gehen, ehe Sie starten.«
Er schaltete für ein paar Sekunden den Rückwärtsgang ein, dann ging er in den Leerlauf. Während er sich zu Pitt umwandte, runzelte er skeptisch die Stirn. »Nehmen Sie sich bei diesen Kerlen bloß in Acht.«
»Das tun wir ganz bestimmt.«
Pitt nickte dem Mann zu und machte dann Anstalten, Giordino nach draußen zu folgen. Während er das Ruderhaus verließ, fiel sein Blick auf die Kranführerlizenz des Skippers, die neben der Tür an der Wand hing. Als er den Namen Clive Cussler auf dem Dokument sah, runzelte Pitt irritiert die Stirn, dann eilte er aufs Deck.
Giordino hatte bereits die Leine gelöst, mit der das kleine Schlauchboot am Ruderhaus festgezurrt worden war. Anstatt sich die Zeit zu nehmen, es mit einer Winsch ins Meer abzulassen, bugsierten die beiden Männer es mit reiner Muskelkraft über die Reling und stiegen dann hinein. Pitt brachte den Außenbordmotor in Betriebsposition, zog mehrmals an der Starterleine und erweckte den Motor zum Leben. Indem er den Gashebel nach vorn schob, lenkte er das Boot vom Kranschiff weg zum Festland.
Das mexikanische Motorboot war in der zunehmenden Dunkelheit immer noch zu sehen, und Pitt suchte sich einen möglichst effektiven Kurs, um es zu verfolgen. Doch sie befanden sich auf verlorenem Posten, da der Kabinenkreuzer gut zehn Knoten schneller als das kleine Schlauchboot durch die Wellen rauschte. Alles, was Pitt tun konnte, war zu versuchen, das Boot lange genug im Auge zu behalten, um festzustellen, wo es anlegen würde.
»Ich hoffe, du hast daran gedacht, unsere Reisepässe mitzunehmen«, rief Giordino. Ihr südöstlicher Kurs führte sie auf direktem Weg zum mexikanischen Festland.
»Ich wünschte, ich hätte stattdessen eine RPG mitgenommen.«
Giordino hatte das Zodiac bereits durchsucht. Ihre einzige potentielle Waffe war ein kleiner Anker. Aber Pitt hatte gar nicht die Absicht, sich auf eine Auseinandersetzung mit den bewaffneten Dieben einzulassen. Er hatte ausschließlich Ann Bennetts Sicherheit im Sinn.
Während die Umrisse des Motorboots in der Ferne verschwammen, dachte er an die beherzte NCIS -Agentin und fragte sich, was sie eigentlich in diesem Augenblick zu unternehmen gedachte.
15
Während sie sich triefnass, wie sie war, an die Reling des Kabinenkreuzers klammerte, stellte sich Ann Bennett die gleiche Frage. Am liebsten hätte sie das Boot beschlagnahmt und nach San Diego gebracht, aber allein gegen vier bewaffnete Männer war das zu viel verlangt. Sie tastete mit einer Hand ihren Rücken in Taillenhöhe ab, um sich zu vergewissern, dass das Holster mit der SIG Sauer P239 den Sprung in den Ozean unbeschadet überstanden hatte.
Ihr Entschluss, sich an Bord des mexikanischen Bootes zu schleichen, war eher Folge eines Adrenalinschubs als einer wohlüberlegten Strategie. Sie war gerade aus einem der Labore des Schiffes gekommen, wo sie nach einem sicheren Platz gesucht hatte, an dem sie Heilands Kiste hätte verstauen können, als sie sah, wie Pablo an Deck kam und Gunn mit einer Pistole bedrohte. Sie duckte sich in den Niedergang, huschte zu ihrer Kabine und holte ihre eigene Waffe. Als einer der Piraten die Aufmerksamkeit aller auf sich lenkte, indem er das Schlauchboot der Drake durchlöcherte, schlich sie zur Kommandobrücke – nur um festzustellen, dass das Funkgerät des Schiffes ebenfalls zerstört worden war. Während die Mannschaft von dem Überfall noch vollkommen geschockt war, wusste sie genau, weshalb die Männer erschienen waren. Sie hatten es auf die Kiste abgesehen. Sie – und nicht Ebersons sterbliche Hülle – war der eigentliche Grund für Anns Anwesenheit an Bord.
Die Bewaffneten handelten schnell und luden die Kiste um, ehe sie einen Gegenangriff planen und umsetzen konnte. Daraufhin entwickelte sich in ihrem Kopf nur noch ein einziger Gedanke: Wenn die Kiste nicht gerettet werden konnte, dann musste sie unbedingt zerstört werden.
Mit heftig pochendem Herzen bewegte sie sich zur Tür der Kommandobrücke und blickte nach achtern. Pablo war gerade mit Gunn in der Nähe des U-Boots beschäftigt, während die anderen Bewaffneten die Kiste an Bord des Motorboots sicherten. Sie machte einen tiefen Atemzug, trat auf die Brückennock hinaus und hechtete über die Brüstung ins Meer.
Dabei kam
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