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Unterdruck: Ein Dirk-Pitt-Roman (German Edition)

Unterdruck: Ein Dirk-Pitt-Roman (German Edition)

Titel: Unterdruck: Ein Dirk-Pitt-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Dirk Cussler
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kann ich nicht annehmen«, sagte Pablo, während er die Hand ausstreckte und den Umschlag ergriff.
    »Nein, ich bezahle für den Job und nicht für die Ergebnisse. In Anbetracht der Vorfälle habe ich jedoch entschieden, den Bonus, den ich Ihnen für Ihre gute Arbeit in der Mountain-Pass-Mine zahlen wollte, ersatzlos zu streichen.«
    Pablo nickte und war froh, den Umschlag behalten zu dürfen. »Sie waren immer sehr großzügig.«
    »Ich werde nicht mehr so großzügig sein, wenn sich die Fehlschläge häufen. Ich nehme an, Sie sind bereit, den nächsten Auftrag zu übernehmen?« Er verschränkte die Hände auf der Tischplatte und fixierte Pablo prüfend. Pablo wich dem Blick aus und starrte stattdessen auf Bolckes Hände. In Wahrheit waren sie es, die Aufschluss über den Mann gaben. Diese Hände waren klobig, knotig und von der Sonne verbrannt. Es waren nicht die Hände eines Mannes, der sich sein Leben lang in Konferenzsälen aufgehalten hatte, wie man beim ersten Eindruck von Bolcke noch hätte annehmen können. Es waren die Hände eines Mannes, der sein Leben damit verbracht hatte, die Erde umzugraben.
    In Österreich geboren und aufgewachsen, war Edward Bolcke in seiner Jugend durch die Alpen gezogen und hatte nach Gold und seltenen Mineralien geschürft. Dies war seine Methode des Ausbrechens gewesen, nachdem seine Mutter mit einem amerikanischen GI durchgebrannt war und ihn in der Obhut eines alkoholkranken Vaters mit Hang zu Gewaltexzessen zurückgelassen hatte. Während seiner Bergwanderungen entwickelte der junge Bolcke eine leidenschaftliche Liebe zur Geologie, die mit einem Diplom in Bergbautechnik an der Universität von Leoben belohnt wurde.
    Sein erster Arbeitsplatz war ein Kupferbergwerk in Polen, und es dauerte nicht lange, da hüpfte er kreuz und quer über die Erdkugel und arbeitete in Zinnminen in Malaysia, in Goldminen in Indonesien und in Silberminen in Südamerika. Dank der ungewöhnlichen Fähigkeit, stets die reichsten Erzvorkommen zu lokalisieren, sorgte er überall, wo er tätig war, für höhere Förderraten und Profite.
    In Kolumbien geschah schließlich etwas, das seinem Leben eine völlig neue Richtung gab. Bolcke kaufte sich in eine kleine Silbermine im Departamento del Tolima ein, einer Provinz im Zentrum Kolumbiens. Die von ihm zuvor durchgeführte eingehende Untersuchung des Bergwerkstandorts deutete auf ein weitaus wertvolleres Platinvorkommen am Rand seines neuen Grundbesitzes hin. Er sicherte sich die Schürfrechte und stieß tatsächlich auf eine ergiebige Erzader, die ihm innerhalb weniger Monate zu enormem Reichtum verhalf. Während er in Bogotá seine Glückssträhne feierte und den verdienten Lohn seiner Arbeit genoss, lernte er die temperamentvolle Tochter eines brasilianischen Industriellen kennen und heiratete sie schon nach kurzer Zeit.
    Mehrere Jahre lang führte er ein Leben wie in einem Bilderbuch und mehrte seinen Reichtum – bis er eines Tages in sein Haus in Bogotá zurückkehrte und seine Frau mit einem Angestellten des amerikanischen Konsulats im Bett antraf. Mit einer Wut, zu der er sich niemals für fähig gehalten hätte, zertrümmerte er mit einem Hammer den Schädel des Mannes. Als Nächstes kam seine Frau an die Reihe – ihr drückte er mit seinen schweren, klobigen Händen den Hals zu.
    Ein kolumbianisches Gericht, von seinem Anwalt großzügig geschmiert, ließ die Anklage aufgrund vorübergehender geistiger Umnachtung fallen. So verließ er das Gericht als freier Mann.
    Physisch war er frei, aber nicht psychisch. Das Ereignis riss die alten Narben des Verlassenwerdens auf, während es ihm gleichzeitig frische Wunden zufügte. Blutrünstiger Zorn überflutete seine Seele – und wollte sich auch nicht mehr zurückziehen. Er sann auf Rache und suchte sich dazu die leichtesten Opfer aus, die er finden konnte: hilflose junge Frauen. Nachts streifte er durch die Elendsviertel von Bogotá, sprach junge Prostituierte an, bezahlte sie und verprügelte sie unbarmherzig, um seine Wut zu stillen. Als er eines Nachts von einem wachsamen Zuhälter beinahe erschossen worden wäre, ließ er von dieser Art der Vergangenheitsbewältigung wieder ab und verließ Kolumbien, nachdem er seine Anteile an der Mine verkauft hatte.
    Bolcke hatte in eine ertragsarme Goldmine in Panama investiert, und dorthin zog er sich nun zurück. Jahre später, nachdem er den Bergwerksbetrieb einer gründlichen Prüfung unterzogen hatte, erkannte er, dass sie völlig unzureichend verwaltet

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