Unterdruck: Ein Dirk-Pitt-Roman (German Edition)
und betrieben wurde. Sie gehörte einer privat geführten amerikanischen Firma mit zahlreichen anderen Holdings, und er konnte die Kontrolle nur übernehmen, wenn er die gesamte Firma erwarb. Um diesen Kauf zu tätigen, musste er jedoch einen Teil des Eigenkapitals der Firma der korrupten panamesischen Regierung, die seinerzeit noch von Manuel Noriega angeführt wurde, überschreiben. Als das amerikanische Militär Noriega aus dem Amt jagte, erhob die neue Regierung Besitzansprüche auf die Mine und zwang Bolcke zu einer ganzen Flut langwieriger Gerichtsklagen, um sich die Eigentumsrechte unter enormem Kostenaufwand zu sichern. Er machte die Amerikaner für seine finanziellen Verluste verantwortlich, wodurch sein seit langem tief verwurzelter Hass gegen diese Nation erneut aufflammte.
Neben dem Bergwerk gehörten ironischerweise auch einige kleine Unternehmen in Amerika zu dem Mischkonzern: eine Spedition, mehrere Handelsschiffe und eine kleine Sicherheitsfirma. Was als geringfügiges Ärgernis begonnen hatte, verwandelte sich schon bald in eine günstige Gelegenheit, seine Rachegelüste zu befriedigen.
Jede Nacht verfolgte ihn der Anblick seiner Frau mit dem amerikanischen Beamten in seinen Träumen: Er durchlebte immer wieder aufs Neue den Moment in seiner Kindheit, als er von seiner Mutter verlassen worden war, und wachte jeden Morgen mit einem Gefühl glühenden Zorns auf. Die Verursacher, obgleich schon lange tot, blieben weiterhin Ziele seiner Wut, und das galt auch für das Land ihrer Herkunft. Die Rachegefühle wurden nicht weniger und gaben ihn niemals frei. Doch anstatt seinen Hunger nach Vergeltung durch wahllos ausgeübte Gewalt zu stillen, suchte er sich eine andere, völlig neue Art und Weise, sich zu revanchieren. Indem er die in seinem Leben als Bergbauexperte erworbenen Fertigkeiten und Kenntnisse einsetzte, begann er seinen eigenen auf Vergeltung ausgerichteten Wirtschaftskrieg.
Bolckes freudlose dunkle Augen, von einem schmalen, scharfkantigen Gesicht umrahmt, musterten seinen Besucher prüfend, während er die Hände flach auf den Schreibtisch presste.
Pablo antwortete zögernd und mit deutlichem Unbehagen. »Ich bin nicht besonders scharf darauf, schon jetzt wieder nach Amerika zurückzukehren. Soweit ich es verstanden habe, sollte ich vor der nächsten Phase mehrere Wochen in Panama City bleiben.«
»Das ist richtig, aber der Zeitplan, der das vorsah, ist veraltet. Mittlerweile hat sich die Zeitachse nach vorn verschoben. Die Lieferung erfolgt in vier Tagen. Sie müssen sofort zurückkehren.«
Pablo widersprach nicht. Der ehemalige Angehörige der kolumbi anischen Special Forces hatte noch nie die Ausführung eines Befehls verweigert. Seit er einmal engagiert worden war, um einen Arbeiteraufstand im Bergwerk zu unterdrücken, arbeitete er inzwischen länger als zwanzig Jahre für den alten Österreicher. Seine unerschütterliche Gefolgschaftstreue war im Laufe der Jahre reichlich belohnt worden, vor allem als das Verhalten seines Chefs zunehmend bizarrer wurde.
»Ich muss vorher noch eine neue Hilfsmannschaft zusammenstellen«, sagte Pablo.
»Dazu bleibt keine Zeit. Zwei amerikanische Unternehmer werden Ihnen helfen.«
»Hilfe von außen ist nicht vertrauenswürdig.«
»Dieses Risiko müssen wir eingehen«, schnappte Bolcke. »Sie haben Ihre gesamte Truppe verloren. Ich kann Ihnen einige von Johanssons Männern zur Verfügung stellen, aber sie sind für die von Ihnen geforderten Aktivitäten nicht entsprechend ausgebildet. Mein Repräsentant in Washington versichert mir, dass diese Unternehmer vertrauenswürdig und zuverlässig sind. Außerdem«, sagte er und blickte Pablo mit einem Anflug von Spott an, »haben sie geschafft, wozu Ihr Team nicht in der Lage war. Sie haben die Berichte und Berechnungen zur Superkavitation an sich gebracht.«
Bolcke schob einen kleineren Briefumschlag zu Pablo hinüber.
»Die Telefonnummer unseres Mannes in Washington. Nehmen Sie mit ihm Kontakt auf, und er wird ein Treffen mit den Lieferanten arrangieren. Alles andere wurde bereits vorbereitet, daher brauchen Sie sich nur um die Beschaffung und die Lieferung zu kümmern.«
»Wird erledigt.«
»Der Firmenjet steht ab morgen bereit, um Sie ins Land zu bringen. Noch irgendwelche Fragen?«
»Diese Ermittlerin und die Leute von der NUMA – sind sie ein Problem?«
»Die Frau ist nicht von Bedeutung.« Bolcke lehnte sich in seinem Sessel zurück und ließ sich die Frage durch den Kopf gehen. »Bei den
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