Unterdruck: Ein Dirk-Pitt-Roman (German Edition)
Uniform trug. »Ein hervorragendes Fluggerät, General Jintai.«
»Ja, das ist es wirklich«, bestätigte Jintai. »Und wir brauchten nicht einmal Ihre Hilfe, um es zu bauen.«
Bolcke überging diesen Seitenhieb mit einem Grinsen. Nachdem er soeben Pablos Nachricht aus Maryland empfangen hatte, war sein Selbstvertrauen grenzenlos.
Die Besucherschar musste eine Anzahl weiterer ermüdender und weitschweifiger Reden über sich ergehen lassen, ehe sie in einen offenen Hangar geleitet wurde, in dem ein Büfett aufgebaut worden war. Bolcke folgte dem General, einem stellvertretenden Vorsitzenden des chinesischen Zentralen Militärrats, während er sich zu anderen Funktionären der Volksbefreiungsarmee gesellte. Nachdem er sich nach dem neuen Wohnsitz eines Generalskollegen in Hong kong erkundigt hatte, kehrte Jintai zu Bolcke zurück.
»Jetzt habe ich meine Pflichten als Gastgeber erfüllt«, sagte er zu dem Österreicher. »Haben wir etwas Geschäftliches zu besprechen?«
»Wenn es Ihnen recht ist«, erwiderte Bolcke.
»Na schön. Ich gebe unserem Spionagechef Bescheid, dann können wir uns unter sechs Augen unterhalten.«
Jintai ließ den Blick über die Besucherschar wandern, bis er einen zierlichen, bebrillten Mann entdeckte, der ein Heineken-Bier trank. Tao Liang war Leiter eines Direktorats im Ministerium für Staatss icherheit, also der Behörde, die die chinesischen Spionage- und Spionageabwehraktivitäten lenkte. Tao unterhielt sich gerade mit Zhou Xing, dem residierenden Außendienstler aus Bayan Obo . Der Mann mit der bäuerlichen Erscheinung machte Tao diskret darauf aufmerksam, dass sich Jintai an ihn heranpirschte, während der General den Raum erst halb durchquert hatte.
»Da sind Sie ja, Tao«, sagte der General. »Kommen Sie, wir müssen uns über ein neues geschäftliches Vorhaben mit unserem alten Freund Edward Bolcke unterhalten.«
»Mit unserem alten Freund Bolcke«, sagte Tao mit einem Anflug von beißendem Spott. »Ja, ich kann es wirklich kaum erwarten, mir seine neuesten Angebote anzuhören.«
Mit Zhou als Nachhut durchquerten die Männer den Hangar und betraten ein kleines privates Büro. Es war mit einer tragbaren Hausbar und einem Serviertablett voller Dim-Sum-Happen ausgestattet worden. Jintai schenkte sich einen Whiskey ein und nahm mit den anderen an einem Konferenztisch aus Teakholz Platz.
»Ich darf Ihnen zu Ihrer jüngsten Errungenschaft gratulieren, Gentlemen«, sagte Bolcke. »Dies ist ein großer Tag für die Wächter Chinas. Wenn auch in einem eher bescheidenen Umfang.«
Er hielt inne, damit seine Beleidigung auch gebührend zur Kenntnis genommen wurde. »Ich wollte Ihnen einen Vorschlag machen, der Ihnen im Hinblick auf die Verteidigung Ihres Landes vielleicht schon morgen einen revolutionären Schritt nach vorn ermöglicht.«
»Wollen Sie vielleicht das russische und das amerikanische Militär für uns kastrieren?«, fragte Jintai und amüsierte sich kichernd über seine Formulierung, während er sein Whiskeyglas leerte.
»Ja, so könnte man es ausdrücken.«
»Sie sind ein Bergmann und ein ordinärer Dieb, Bolcke. Worauf wollen Sie hinaus?«
Bolcke fixierte den General mit zusammengekniffenen Augen. »Ja, ich bin ein Bergmann. Ich kenne den Wert von wichtigen Mineralien wie zum Beispiel Gold und Silber … und Seltenen Erden.«
»Wir kennen ebenfalls den Wert von Seltenerdmetallen«, sagte Tao. »Deshalb manipulieren wir ja auch den Preis, indem wir Sie als Makler einsetzen, um auf dem freien Markt einzukaufen.«
»Es ist kein Geheimnis, dass China praktisch das Monopol in der Produktion von Seltenerdmetallen hält«, sagte Bolcke. »Aber dieses Monopol wird durch Aktivitäten zweier großer Minen außerhalb Ihres Landes bedroht. Die Amerikaner haben kürzlich ihre Mountain-Pass-Mine wiedereröffnet, während die Mount-Weld-Anlage in Australien vergrößert wird.«
Jintai warf sich in die Brust. »Wir werden immer an erster Stelle stehen.«
»Schon möglich. Aber Sie werden nicht mehr den Markt kontrollieren.«
Bolcke holte ein großes Foto aus seinem Aktenkoffer. Es war eine Luftaufnahme von einigen schwelenden Gebäuden in einer Wüstenlandschaft, die in der unmittelbaren Nähe eines Tagebaus lag.
»Dies sind die Überreste des amerikanischen Bergwerks in Mountain Pass«, erläuterte Bolcke. »Die Verarbeitungsanlagen wurden in der vergangenen Woche durch ein Feuer zerstört. Man wird dort während der nächsten beiden Jahre keine Unze Seltenerdmetalle mehr
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