Unterdruck: Ein Dirk-Pitt-Roman (German Edition)
produzieren können.«
»Wissen Sie etwas über das Feuer?«, fragte Tao.
Bolcke sah ihn schweigend an, während ein selbstgefälliges Grinsen um seine Lippen spielte. Er legte ein zweites Foto auf den Tisch. Es zeigte einen anderen Tagebau in einer Wüstenlandschaft.
»Dies ist die Mount-Weld-Mine in Westaustralien. Sie gehört der Hobart Mining Company, an der ich seit kurzem eine kleine Beteiligung halte.«
»Soweit ich weiß, haben die Australier die Produktion vorübergehend gestoppt, um den Betrieb zu modernisieren«, sagte Tao.
»Das ist richtig.«
»Ich finde das alles sehr interessant«, sagte Jintai, »aber was hat es mit uns zu tun?«
Bolcke holte tief Luft und sah den General herausfordernd an. »Es hat mit zwei Aktionen zu tun, die Sie ausführen werden. Zuerst einmal werden Sie fünfhundert Millionen Dollar bereitstellen, damit ich die australische Mine in Mount Weld erwerben kann. Zweitens werden Sie den Export von chinesischen Seltenerdmetallen umgehend verbieten.«
In dem Raum wurde es für einen Moment totenstill, ehe Jintai leise zu kichern begann. »Sonst noch einen Wunsch?«, fragte er und erhob sich, um sich Whiskey nachzuschenken. »Vielleicht den Posten des CEO von Hongkong?«
Tao starrte Bolcke mit erwachendem Interesse an. »Verraten Sie uns doch bitte, weshalb wir diese beiden Dinge tun werden.«
»Aus wirtschaftlichen Gründen und aus solchen der Sicherheit«, sagte Bolcke. »Zusammen könnten wir den gesamten Markt an Seltenerdmetallen kontrollieren. Wie Sie wissen, habe ich als Makler die Hand auf dem größten Teil der Förderleistung der restlichen Welt – ich denke an Produzenten wie Indien, Brasilien und Südafrika –, die ich an Sie verkaufen könnte, um den Preis hochzuhalten. Ich könnte auch langfristige Lieferverträge mit diesen Quellen abschließen, ehe Sie den Exportstopp bekannt geben, und damit die Vorräte für den Weltmarkt unerreichbar machen. Was Mount Weld betrifft – wenn Sie meinen Erwerb finanzieren, würde ich die Rückzahlung in Form von Erz vornehmen, das Sie mit exorbitantem Profit an ausgewählte Handelspartner verkaufen können, wenn Sie wollen. Da die Amerikaner vorübergehend aus dem Geschäft sind, würde China praktisch die gesamte Weltproduktion an Seltenerdmetallen kontrollieren.«
»Wir kontrollieren bereits den größten Teil des Marktes«, sagte Jintai.
»Das ist zwar richtig, aber Sie können ihn eben nicht vollständig kontrollieren. Das Feuer in Mountain Pass war kein Unglücksfall. Und Mount Weld hat seine Tätigkeit nicht ausschließlich aus eigenem Gutdünken eingestellt. Das alles geschah auf meinen Einfluss hin.«
»Sie sind immer ein wertvoller Handelspartner für Mineralien und amerikanische Verteidigungstechnologie gewesen«, sagte Tao. »Daher gehen die Preise hoch, und wir profitieren letztlich vom Verkauf der Mineralien …«
»Nein«, sagte Bolcke, »es könnte für Sie noch wesentlich besser laufen. Mit der vollständigen Kontrolle des Marktes können Sie jede weltweit agierende Firma, die Seltenerdmetalle verarbeitet, zwingen, ihre Produktion sowie ihre Technologie an China zu binden. Jedes Smartphone und jeder Laptop, jede Windturbine, jeder Welt raumsatellit gehört Ihnen. Und Technologie ist der Schlüssel. In jeder innovativen Technologie werden Seltenerdmetalle eingesetzt, und damit nähmen Sie eine dominante Position hinsichtlich der Weiterentwicklung von Konsumprodukten und, was noch wichtiger ist, von Verteidigungswaffen ein.«
Beschwörend sah er Jintai an. »Würden Sie nicht viel lieber der restlichen Welt den fortschrittlichsten Angriffshubschrauber vorstellen, anstatt ein fremdes Modell zu kopieren?«
Der General nickte.
»Anstatt westlicher Technologie hinterherzulaufen, würde China zum Weltführer werden. Indem Sie die Versorgung mit Seltenerdmetallen kontrollieren, würden Sie zahlreiche Weiterentwicklungen westlicher Militärmächte schlagartig stoppen. Neue Generationen amerikanischer Raketen, Laser, Radarsysteme – sogar neue Schiffsantriebssysteme – sind auf Seltenerdmetalle angewiesen. Indem Sie die Versorgung unterbrechen, können Sie den technologischen Vorsprung leicht aufholen. Nicht China wird die westliche Verteidigungstechnologie kopieren, sondern die Welt wird sich bei China bedienen.« Bolcke sammelte die Fotos ein und verstaute sie wieder in seinem Aktenkoffer. »Wie ich schon sagte, es ist eine wirtschaftliche Frage und zugleich eine Frage der Sicherheit. Beide gehen Hand in Hand
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