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Unterholz: Alpenkrimi (German Edition)

Unterholz: Alpenkrimi (German Edition)

Titel: Unterholz: Alpenkrimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Maurer
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mintfarbene Chino-Hose, ein seidiges Top in unschuldigem Cremeweiß, darüber einen pfirsichfarbenen Kurzblazer und einen Schal.
    »Und, was meinen Sie?«
    Sie setzte ein Bein vor das andere, so dass die Blicke zu den ebenfalls pfirsichfarbenen Plateau-Sandalen gelenkt wurden.
    »Gut sehen Sie aus«, sagte Jennerwein.
    Maria lächelte.
    »Danke, Hubertus, aber das meine ich nicht.«
    Ostler kratzte sich am Hinterkopf.
    »Ja, Frau Schmalfuß, Sie haben sich umgezogen. Ist es das?«
    »Gut beobachtet. Aber meine anderen Klamotten waren klatschnass. Auf den Kleiderwechsel allein will ich auch nicht hinaus.«
    »Der Baumwollschal«, sagte Hansjochen Becker, »er scheint mir aus irgendeinem Grund nicht zum Rest der Kleidung zu passen.«
    »Sehr gut!«, rief Maria entzückt aus. »Sie sind schon ganz nahe dran.«
    Die Gerichtsmedizinerin meldete sich zu Wort.
    »Übersehen wir vielleicht irgendwas an der Farbzusammenstellung? Tragen Sie unpassende Kombinationen? Sind hochhackige Schuhe zu dieser Hose absolut unmöglich?«
    »Das ist es nicht. Es ist etwas an mir, das man bemerken müsste, ohne sich in Mode- oder überhaupt in Kleidungsfragen auszukennen. Selbst einem absoluten Dressmuffel müsste es auffallen.«
    Maria konnte jetzt gar nicht anders, als Stengele einen giftigen Sekundenblick hinzuklatschen. Becker schlug sich mit der Hand an die Stirn.
    »Bei meiner Spurensichererehre! Wie konnte ich das übersehen: Sie haben sich von Kopf bis Fuß neu eingekleidet! Die Kleider sehen völlig ungetragen aus, wie gerade frisch ausgepackt.«
    »Richtig, Becker! Die Kleider sind nigelnagelneu. Ich habe alles einschließlich der Schuhe vor drei Stunden gekauft, gleich nachdem ich von der Alm gekommen bin. Ich habe sie im Geschäft angezogen und gleich anbehalten. Nur den Schal habe ich wieder umgelegt. Und das ist das, was Ihnen unnatürlich vorkommt. Wenn etwas absolut unzerknittert ist, ohne jede Gebrauchsspur, ohne den Hauch einer Falte, ohne ein Staubkörnchen – dann fällt das genauso auf wie wenn jemandem eine Nudel an der Nase klebt.«
    »Und was hat das schließlich mit der Handtasche zu tun?«, unterbrach Stengele genervt.
    »Alles. Sie ist nämlich ebenfalls nagelneu. Gut, das könnte man noch damit erklären, dass sich die Frau vor ihrer Reise noch eine Handtasche gekauft hat. Aber kauft man den Inhalt auch neu? Sämtliche zweiundzwanzig Dinge, die hier auf dem Tisch liegen – nagelneu?«
    Alle beugten sich nun über die ausgebreiteten Gegenstände, um sie zu inspizieren.
    »Aber sehen Sie«, sagte Nicole Schwattke, »der Augenbrauenstift, der ist doch schon runtergespitzt.«
    »Der ist gespitzt, ja«, erwiderte Maria. »Aber es ist ein Unterschied zwischen einem neuen, angespitzten Stift und einem Stift, der schon wochenlang in Gebrauch ist. Dieser hier weist überhaupt keine Gebrauchsspuren auf.«
    »Sie denken also, dass die Handtasche eigens für uns präpariert wurde«, stellte Jennerwein nachdenklich fest. »Sie meinen, dass wir als Ermittler in eine bestimmte Richtung gelenkt werden sollen.«
    »Ja, wenn ich es recht überlege«, fügte Becker hinzu. »Ich habe den Eindruck, dass einige Dinge auf der Alm inszeniert wurden.«
    »Bei der Handtasche glaube ich ganz fest daran«, fuhr Maria fort. »Aber bei dieser falschen Spur wurden meiner Ansicht nach einige Fehler gemacht. Sehen sie her. Ich habe hier einen blauen Eyeliner. Dazu Lidschatten in sämtlichen Grüntönen, ein Döschen Rouge, ein knallroter Lippenstift und reichlich Puder. Das ist viel Schminke für eine Frau, die auf ihrem Passfoto überhaupt nicht geschminkt ist. Und noch was. Gibt es jemanden unter Ihnen, der findet, dass blauer Eyeliner und grüner Lidschatten zusammenpassen?«
    »Wenn Sie die die Frage so stellen, dann wahrscheinlich nicht«, gab Nicole zurück.
    Jennerwein schüttelte den Kopf. Wieder schien etwas in ihm zu arbeiten.
    »Maria, was wollen Sie damit sagen? Dass es eine gefakte Identität ist? Dass wir an der Nase herumgeführt werden sollen?«
    »Wir – oder jemand anders«, antwortete Maria.
    Jennerwein sah sie nachdenklich an.
    »Meinen Sie –«
    »Aber andererseits könnte es doch auch eine Frau sein, die auf solche Sachen keinen besonderen Wert legt«, unterbrach Nicole. Die Recklinghäuserin gab nicht auf. Sie stand auf einfache, naheliegende Erklärungen. »Wie zum Beispiel ich. Ich lege auf solche Sachen überhaupt keinen Wert. In meiner Handtasche wird man vielleicht auch viel Unpassendes finden. Es könnte doch

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