Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Unterm Messer

Unterm Messer

Titel: Unterm Messer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Rossmann
Vom Netzwerk:
hat immer wieder in diesem Labor gearbeitet. Deswegen wollte ich her. Ich glaube nicht, dass die Polizei hier Spuren genommen hat. Die Sauna ist auf der anderen Seite der Brandschutztür, ein ganzes Stück weg vom Labor.“
    „Der stillgelegte Wellnessbereich ist versiegelt“, sage ich leise. „Waren Sie trotzdem drin?“ Wenn sie das Siegel aufgebrochen hat, dann ist es schon egal, dann könnten wir auch noch einen Blick reinwerfen. Andererseits: Dort waren die Spurentechniker sicher unterwegs. Und sie waren wahrscheinlich gründlich.
    „Kommen Sie“, erwidert die Nonne. „Wir treffen uns im Kloster. Dort können wir reden.“
    Und was, wenn das eine Falle ist?
    „Wie sollen wir wissen, Sie laufen nicht davon?“, will Vesna wissen.
    „Sie müssen es mir glauben“, sagt die Klosterschwester eindringlich und ich gebe zu, ich glaube ihr. Vesna wirft mir einen Blick zu, der bedeutet: Typisch du. Sie hat ja recht.
    „Wir dürfen keine Spur hinterlassen“, befindet Vesna. „Du gehst mit Schwester über die Oase zum Kloster, jetzt ist niemand auf, der dich kennt, denke ich. Zuerst aber musst du Lift holen, nachdem ich hinuntergefahren bin. Ich schließe unten alle Türen und stelle Kartons zurecht und verwische Fußabdrücke in Schacht. Dann ich komme über Hang.“
    „Du wirst die Eisenplatte nicht allein wieder drauflegen können" , gebe ich zu bedenken. „Wir zwei gehen gemeinsam.“
    „Ich werde schaffen, und wenn nicht, wir machen es zusammen nach Gespräch. Wir sollten Schwester nicht alleine lassen.“ Sie sagt das so nachdrücklich, dass mir klar ist: Sie traut ihr tatsächlich nicht.
    „Auf den Socken?“, frage ich und deute auf meine Füße.
    „Was spielt das für große Rolle?“, erwidert Vesna. „Soll ohnehin keiner dich sehen.“
    Irgendwie hat sie ja recht. Wenn ich auf Socken durch den Keller gekommen bin, werde ich wohl auch auf Socken ins Kloster gehen können. Ich seufze und nicke. Vesna fährt mit dem Lift nach unten. Ich hole ihn wieder herauf. Wortlos suche ich mit Schwester Gabriela nach irgendeiner Vorrichtung, die das Regal wieder an seinen Platz fahren lässt. Sie ist es, die den Knopf hinter einigen Medizinbüchem im Nachbarregal findet. Keiner würde auf die Idee kommen, dass es dahinter noch etwas gibt.
    „Folgen Sie mir“, sagt Schwester Gabriela und es ist wohl trotz allem das Klügste, es zu tun. Dämmerlicht im Gang. Offenbar geht niemand davon aus, dass sich hier in der Nacht jemand aufhält. Die Nonne hat für ihr Alter und nach all der Aufregung einen erstaunlich energischen Schritt.
    „Den Lift nach oben haben sie außer Betrieb gesetzt“, flüstere ich ihr von hinten ins Ohr.
    „Das weiß ich, schließlich bin ich auch hergekommen. Es gibt eine Personalstiege.“
    Also doch nicht bloß die Feuerleiter. Wir kommen der dicken Brandschutztür immer näher. Die Nonne wird wohl nicht in den alten Wellnessbereich ... Na jedenfalls die Kraft, mir etwas anzutun, hat sie nicht.
    „Dort hinten ist die Stiege“, sagt Schwester Gabriela und deutet auf einen Seitengang. Die Brandschutztür ist jetzt nur noch einige Meter entfernt. Kann es sein, dass es erst gestern Nacht war, dass wir uns hier unten kennengelernt haben? Im Seitengang hält die Nonne plötzlich inne. „Ich will Ihnen doch noch etwas zeigen“, flüstert sie.
    Alarm! Was soll sie mir zeigen wollen? Vielleicht hat sie ein Betäubungsmittel dabei. So wie vielleicht vor einigen Tagen, als sie die Schwester ...
    „Kommen Sie schon“, zischt die Nonne. Sie hat die dicke Trenntür aufgedrückt und eilt den Gang entlang zur Milchglasscheibe. Quer über der Scheibe klebt ein polizeiliches Absperrband. Die Nonne lockert das Band vorsichtig und zieht die Tür einen Spalt weit auf. Was soll ich hier sehen? Langsam und misstrauisch komme ich trotzdem näher. Schwacher Lichtschein. Er kommt von draußen. Die versiegelte Terrassentür im alten Wellnessbereich, vor ihr sind wir vor gar nicht so langer Zeit gestanden. Im Freien.
    „Riechen Sie!“, befiehlt die Nonne.
    Ich schnuppere, meine, noch immer einen leichten Geruch nach gekochtem Fleisch zu erkennen. Etwas süßlich. Mit einem Hauch Kräuteraroma. Gleich wird mir übel. Das Kräuteraroma ... Quatsch, es ist die Nonne, die nach Lavendel riecht, auch in ihrem Büro hat es stark nach Lavendel gerochen. Offenbar nimmt sie den Duft hier, außerhalb ihrer üblichen Umgebung, erst richtig wahr. „Lavendel“, sage ich.
    Die Nonne nickt befriedigt, schließt die Tür

Weitere Kostenlose Bücher