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Unterm Messer

Unterm Messer

Titel: Unterm Messer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Rossmann
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zumindest. Ganz abgesehen davon, dass keiner davon weiter fährt als ins Stockwerk minus drei. Und selbst bis dorthin ist der hinter dem Wellnessbereich heute Nachmittag nicht mehr gegangen. Wenn auch vielleicht auf Anordnung der Polizei.
    „Gehört nicht zu normalen Lifts nach oben“, sagt auch Vesna. „Kommt wahrscheinlich irgendwo versteckt in Stockwerk minus drei an. Von dort man kann allgemeine Lifts nehmen oder Treppe.“
    „Glaubst du, dass es auch eine Stiege nach oben gibt?“ Ich kann nicht fassen, dass ich es bin, die das flüstert.
    „Wir können nur zurück durch die Zimmer und dann in Betongang weiterschauen. - Dieser Aufzug da ist seltsam. Ich glaube, er ist weiteres Zeichen, dass Labor soll geheim sein.“
    „Grünwald hat Knobloch offenbar davon erzählt“, widerspreche Ich.
    „Ja, ist auch seltsam. Vielleicht Professor will auch bloß Barriere gegen neugierige Gäste. Soll niemand wie wir bei Mäusen landen und fast Herzinfarkt kriegen.“
    „Alles ist unversperrt“, überlege ich weiter. „Das könnte bedeuten, dass die Zugangsbarriere einen Stock höher liegt.“
    „Wir müssen nachsehen, wo Lift ankommt“, sagt Vesna mit rauer Stimme.
    „Das ist verrückt!“
    Vesna sieht auf ihr Mobiltelefon. Im Licht der Taschenlampe wirkt die Aufzugstür wie ein Beamer in einem Science-Fiction-Film. „Kein Netz. Du bleibst da, und wenn du etwas Eigenartiges hörst oder gar nichts mehr, dann du rennst durch Räume zum Schacht, nach oben und rufst Polizei.“ Vesna nimmt mich am Arm und zieht mich zurück ins Labor. Das, was der Strahl ihrer Lampe trifft, blitzt auf. Mikroskope, Computer, Kühlschranktüren. Ihre Hand ist feucht. „Ich hole Lift. Wir verstecken uns da hinter Türe. Wenn jemand in Lift runterkommt, wir fliehen. Ansonsten ich fahre nach oben. Wenn du etwas hörst oder ich in fünf Minuten nicht bin da, du rennst und rufst Polizei.“
    Ich fummle nach meiner Minitaschenlampe, sie ist nicht eben leistungsstark und ich weiß auch nicht, ob ich jemals die Batterie gewechselt habe. Lichtschein. Immerhin. Auch wenn er deutlich schwächer ist als der von Vesnas Lampe.
    „Du willst meine?“, fragt sie.
    Ich schüttle den Kopf. Vesnas Plan ist auch mit Licht gefährlich genug. Wir vergleichen unsere Uhren. Dann macht Vesna ein paar rasche Schritte, ist durch die Tür, beim Lift, drückt den Knopf, rennt zurück, steht wieder eng neben mir. Ich spüre ihren Atem. Der Lift braucht zehn Sekunden und ist da. Er kann tatsächlich nur ein Stockwerk weit gefahren sein. Ich will es Vesna zuflüstern, aber sie hält mir die Hand vor den Mund. Wir warten. Eine Minute.
    Nur unser Herzschlag. Zwei. Ich hab das Gefühl, ich kann die Mäuse hören. Nichts. Vesna macht einen vorsichtigen Schritt nach vorne. „Nein!“, will ich schreien, aber ich kann nicht. Vesna ist beim Lift. Mit einem Ruck öffnet sie die Tür.
    „Keiner da“, flüstert sie mit hörbarer Erleichterung. „Komm nach vorne. Lausche. Ich fahre.“ Und schon ist sie im Lift und ich höre, wie er nach oben gleitet. Ein rascher Blick auf die Uhr. Ein Uhr fünfundzwanzig. Wir sind erst eine knappe halbe Stunde hier unten. Ich lehne mich an den Türstock. Ein leises Surren. Es kommt von den Kühlschränken im Labor. Ist meine Taschenlampe noch schwächer geworden? Was, wenn sie ausfällt? Würde ich es hören, wenn oben jemand auf Vesna losgeht? Bin ich schnell genug, um Hilfe zu holen? Was, wenn sie Verstärkung kriegen und jemanden von draußen in den Schacht schicken? Das hätten wir uns früher überlegen müssen. Drei Minuten sind vergangen. Vesna, bitte komm! Der Operationssaal. Was geschieht dort? Geht es wirklich ausschließlich um Tierversuche? Um welche? Und ist das nicht schlimm genug? Was testet der Professor hier? Und: Wer arbeitet mit ihm? Das Labor wirkt nicht so, als wäre es bloß für eine Person gemacht. Vier, fünf, sechs Sessel mit Rollen zähle ich. Da war ein Geräusch. Ich fahre auf. Vielleicht hat Vesna die Lifttür geöffnet. Nein, das klingt anders. Da ist etwas einen Stock höher gegen die Lifttür gefallen. Weg. Ich muss weg. Ich schaffe es nicht, mich zu bewegen. Ich starre Richtung Lift, dann auf die Uhr. In dreißig Sekunden soll ich laut Vereinbarung losrennen. Wieder ein dumpfes Geräusch von oben. Weg! Schnell! Ich muss Vesna retten! Ich kann ihr nur helfen, wenn ich renne und Hilfe hole! Und jetzt laufe ich tatsächlich im schwachen Schein meiner Taschenlampe, stoße an einen der Labortische,

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