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Unterm Messer

Unterm Messer

Titel: Unterm Messer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Rossmann
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wieder, befestigt das Absperrband und eilt an mir vorbei Richtung Treppe. Ich werde ihr die Freude an dieser Entdeckung nehmen müssen. Oder wollte sie mich damit ohnehin nur ablenken?
    Vesna ist bloß eine Viertelstunde nach uns zum Kloster gekommen. Sie hat es tatsächlich geschafft, die Platte über den Schacht zu legen.
    Und sie hat meine Schuhe mitgebracht. Ich ziehe sie an und fühle mich  gleich besser. Wir sitzen im Arbeitszimmer von Schwester Gabriela, es riecht noch immer nach Lavendel. Die Nonne hat Tee gekocht, einen dritten Sessel geholt, sie wirkt, als wäre sie immer um die Zeit wach. Jetzt schenkt sie ein.
    „Ich denke, Sie können die Handschuhe ausziehen“, sagt sie dann.
    Ich sehe irritiert auf meine Hände. Irgendwie scheine ich schon ziemlich durcheinander zu sein. Ich hab gar nicht bemerkt, dass ich noch immer Handschuhe trage. Handschuhe mit ziemlichen Schmutzspuren darauf. Ich ziehe sie ab, stopfe sie in meine Hosentasche.
    „Eigentlich haben wir uns etwas Stärkeres verdient“, sagt die Nonne nach einem langen Blick auf mich und geht zu einem Kästchen, auf dem eine Statue der heiligen Hildegard steht. Sie öffnet die Tür und holt eine Flasche und drei Gläser heraus. „Kriecherlschnaps", sagt sie und schenkt in alle drei Gläser nicht zu knapp ein. Wir ich mir schon gedacht habe: Diese Frau kann kein allzu schlechter Mensch sein. Warm geht der Schnaps meine Kehle hinunter. Ich seufze zufrieden und lasse mich zurück in den Sessel sinken. Jetzt soll sie erzählen!
    Auch Schwester Gabriela hat einen kräftigen Schluck genommen. „Wer fängt an?“, fragt sie dann und fügt hinzu: „Ich schlage vor, ich."
    Vesna und ich nicken. Ich werde auf einmal so angenehm müde, meine Glieder entspannen sich, selbst der Oberschenkel, mit dem ich im Finstern in Panik gegen einen Tisch gerannt bin, tut kaum noch weh. - Ist da womöglich etwas im Schnaps? Ach was, und wenn, ist es etwas Gutes. Ich werfe Vesna einen Seitenblick zu. Sie wirkt wach, interessiert. Na also. Und sie hat auch vom Schnaps gekostet. Allerdings hat sie bloß einen winzig kleinen Schluck gemacht. Und die Nonne ... vielleicht ist sie immun ... Quatsch, Mira. Du bist müde, das ist kein Wunder. Und jetzt hörst du zu.
    „Ich habe die Habseligkeiten von Schwester Cordula durchgesehen", erzählt die Nonne gerade. „Einen Teil hat die Polizei mitgenommen, das, was dageblieben ist, wird verteilt, Andenken werden an ihre Familie geschickt. Und als ich ihre Toilettenutensilien geordnet habe, ist mir ein Zettel mit dem Namen dieser ehemaligen Mitarbeiterin des Professors in die Hände gefallen. Samt Telefonnummer.“
    „Der Polizei das ist entgangen?“, fragt Vesna, die Ungläubige. „Kein Wunder.“ Die Nonne lächelt fein. „Sie hatte ihn in ihre Schachtel mit Tampons gesteckt. Auch Nonnen sind Frauen. Offenbar schien ihr das ein sicherer Platz zu sein. Und: Die Schachtel war fast voll. Sehr lange dürfte der Zettel also nicht drin gewesen sein.“ „Was könnte sie von dieser ehemaligen Mitarbeiterin gewollt haben?“, frage ich träge.
    „Ich weiß es nicht. Ich habe versucht, diese Natalie Veith zu erreichen. Sie arbeitet jetzt an einem öffentlichen Institut. Dort hat man mir gesagt, dass sie einige Tage Urlaub genommen hat. Da sie ja früher in unserem Labor beschäftigt war, bin ich heute Nacht dorthin. Professor Grünwald will nicht, dass jemand hinein kann, der nicht berechtigt ist. Es gibt eine Türkarte, wie für die Hotelzimmertüren. Aber ich weiß, wo diese Karte liegt. Ich bin mir nicht sicher, was ich gehofft habe zu finden. Vielleicht wollte ich dem Geheimnis von Schwester Cordula auch nur räumlich näher kommen.“
    „Und danach Sie waren bei Sauna drüben?“, hakt Vesna nach. „Oh nein, da war ich vorher.“ Sie sieht mich an. „Sie haben ihn heute auch bemerkt, nicht wahr? Den Lavendelduft.“
    Ich lächle verzeihend. Sie ist eben doch nicht mehr die Jüngste. „Sie selbst riechen nach Lavendel. Hier riecht es nach Lavendel. Sie haben den Duft mitgenommen.“
    Ich ernte einen gekränkten Blick. „Ich bin doch keine Idiotin. Mir hat Ihre Frage nach dem Hildegard-Aufguss keine Ruhe gelassen. Ich habe mich natürlich umgezogen, bevor ich hinübergegangen bin.“
    Ich sehe sie verwirrt an. „Aber wie kann es sein, dass wir gestern nichts gerochen haben und heute schon? Der ganze Bereich ist versiegelt.“
    „Ich kann mir nur vorstellen, dass es etwas mit der Temperatur zu tun hat. Die Lavendelsubstanz

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