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Unterm Messer

Unterm Messer

Titel: Unterm Messer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Rossmann
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eher um Geschäfte und Geldverdienen. - Ich frage mich, was er im geheimen Labor macht. Und ob er die Mäuse wirklich braucht, um seine Cremes zu testen.“
    Vesna und ich nicken. Allerdings wird sich das heute nicht mehr klären lassen. Schwester Gabriela ist geradezu enttäuscht, als ich langsam aufstehe und meine, es sei jetzt Zeit, schlafen zu gehen.
    Halb vier ist es inzwischen. „Verzeihen Sie“, sagt sie. „Ich war immer schon ein Nachtvogel. Vor drei gehe ich selten zu Bett.“
    „Danke, dass Sie mit uns geredet haben. Und danke für den Schnaps“, sage ich höflich.
    „Und entschuldigen Sie, dass ich Sie aus Gründen von Sicherheit gefesselt habe“, ergänzt Vesna.
    Sieh an, langsam scheint auch sie davon überzeugt zu sein, dass die Nonne nicht auf der dunklen Seite der Macht steht.
    Wir traben alle zusammen durch den Vorraum mit dem großen Hildegard-Bildnis und dem Spruch „ Disce et servi “ und mir wird mit Entsetzen bewusst, dass Vesna und ich jetzt noch einmal den Hang hinunter müssen, quer über die Wiese, den Feldweg durchs Maisfeld entlang, bis wir zu Vesnas Auto kommen. Vesna seufzt. Auch sie ist müde. „Die Straße entlang es ist etwas kürzer. Wir gehen Richtung Ort und dann wir biegen ab. Ich glaube, ich weiß, wie es geht.“
    „Du hast ja ein Zimmer in der ,Beauty Oasis‘, du kannst einfach rübergehen und dein Auto morgen holen“, murmle ich.
    „Und Sie übernachten hier“, schlägt mir die Nonne vor. Ein verlockender Gedanke, gebe ich zu.
    „Das Bett von Schwester Cordula ist schon abgezogen. — Ich gebe Ihnen neue Wäsche.“
    Oh nein, danke. Das ist mir nun doch zu jenseitig. So viel Aberglauben darf ich schon haben, dass ich nicht im Bett der gerade erst Verstorbenen übernachten möchte. Dann lieber zurück über die Wiese.
    Die alte Nonne deutet meinen Blick richtig und meint mit freundlichem Spott: „Dass sich die Menschen immer vor dem bereits Gewesenen fürchten, anstatt darauf zu achten, was sie erwartet ... Ich fahre Sie zu Ihren Autos, in Ordnung?“ Nach einem eher kurz gehaltenen höflichen Protest stimmen wir zu.
    Es ist gegen vier, als ich die Abzweigung zu meinem Weingartenhäuschen finde. Sah nicht so aus, als hätte sich jemand dafür interessiert, wohin die Klosterfrau mitten in der Nacht fährt. An Rebzeilen vorbei schlängelt sich der Weg bergan. Das Wäldchen auf der linken Seite habe ich am späten Nachmittag gar nicht wahrgenommen. Halb versteckt ein Auto. Ich fahre noch langsamer. Weit und breit kein anderes Haus. Was macht der Wagen hier? Ich bin völlig allein, rund um mich Weinstöcke. Wenn uns doch jemand gefolgt ist ... Wenn er weiß, wo ich übernachte ... Wenn da jemand auf mich lauert ... Man würde mich nicht einmal schreien hören. Jetzt fahre ich im Schritttempo. Mit einem Mal bin ich hellwach. Wie gut kenne ich den Gerichtsmediziner? Mira, du spinnst, wenn du jetzt auch schon Simatschek verdächtigst. Es kann bald jemand davon erfahren haben, dass ich heute hier übernachten werde. Jetzt bin ich schon fast auf der Höhe des Weingartenhäuschens. Ich spähe zur Sitzgruppe vor dem Haus. Mir wird eisig kalt. Da sitzt einer. Da wartet jemand auf mich. Rückwärtsgang. Im Finstern die kurvige Straße bergab? Unmöglich. Ich versuche zu reversieren, streife eine Rebzeile, egal, ich habe gewendet. Der Schotter spritzt. Ich rase davon, schaue immer wieder in den Rückspiegel. Da kommt keiner. Aber ich habe mich nicht getäuscht. Da war einer. - Und wenn es doch der Gerichtsmediziner war, der auf mich gewartet hat? Vielleicht ist er bloß ein Nachtvogel, hatte gar keine böse Absicht, war vom Treffen mit seinen Eltern zurück, wollte mich noch besuchen, hat sich dann draußen hingesetzt ... Womöglich gibt es einen Reserveschlüssel für das Häuschen. Er hat sich eine Flasche Wein aufgemacht und ist vielleicht eingeschlafen. Könnte der Wagen bei dem Wäldchen nicht seiner gewesen sein? Ich habe keine Ahnung. Ich bin eine Idiotin. Wenn er aufgewacht ist und gerade noch gesehen hat, dass ich davonrase ... Ich lache hysterisch auf. So eine wie du, Mira, sollte sich um Ungefährliches wie etwa Kulturpolitik kümmern. Na gut, so ungefährlich ist die auch nicht. Intrigenabgründe, sieht man ja gerade wieder an den Salzburger Festspielen, aber immerhin selten mörderisch.
    Ich zwinge mich, auf der „Route 66“ anzuhalten. Ich habe die Nummer von Karl Simatschek gespeichert. Ich werde ihn anrufen. Und dann umkehren. Ich höre es läuten. Dreimal,

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