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Unterm Messer

Unterm Messer

Titel: Unterm Messer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Rossmann
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ist schiefgegangen und er hat mir ein zugegebenermaßen hervorragendes finanzielles Angebot gemacht und ich dachte: So als Übergangsjob, warum nicht?“
    „Und Peter Schilling waren Sie so auch wieder näher“, füge ich hinzu.
    Die Wissenschaftlerin runzelt die Stirn. „Was haben Sie die ganze Zeit ... Er hat keine besondere Rolle gespielt. Stimmt schon, wir haben uns noch hin und wieder getroffen, es war aber mehr so eine Bequemlichkeitssache, wenn Sie verstehen, was ich meine. Ich hatte jemanden, mit dem ich über mein Fach reden konnte, und jemanden für die wenigen einsamen Stunden.“
    „Er war dann plötzlich Ihr Chef, haben Sie das ausgehalten?“
    Natalie Veith lacht. „Was hat er da wieder erzählt? Leiter des Labors war formal Grünwald, auch wenn er davon nichts verstanden hat. Ich glaube nicht, dass sich das geändert hat.“
    „Warum sind Sie weg von Grünwald?“
    „Weil ich den Job hier am neu gegründeten GRA bekommen habe. Ich bin Wissenschaftlerin.“
    „Schwester Gabriela sagt etwas anderes. Sie meint, Sie wollten mit dem Labor des falschen Professors nichts mehr zu tun haben.“ „Schwester Gabriela“, murmelt Natalie Veith nachdenklich. „Ich kann mir schwer vorstellen, dass sie die Täterin ist. Und schon gar nicht aus religiösem Wahn. Ich habe sie nicht sehr gut gekannt, aber sie ist mir immer sehr realistisch vorgekommen. Erstaunlich realistisch für eine Nonne.“ Sie seufzt.
    „Hat sie recht?“, frage ich nach.
    „Ja. Teilweise. Es war schon klar, dass ich den Job hier bekomme. Aber ich wäre wohl sowieso von dort weggegangen. Das Labor ... Allein dass er dieses Labor vor allen versteckt wissen wollte ... Zuerst haben wir über seine Geheimniskrämerei gewitzelt. Genetische Forschungen, wie wir sie betrieben haben, sind absolut legal. Und es ist ihm auch gelungen, einige wirklich hochklassige Wissenschaftler anzuwerben. Geld ist auch bei unsereinem ein zugkräftiges Argument. Ich habe nie mehr so gut verdient wie damals bei ihm. Wir haben — aber wehe, Sie schreiben das - ein Drittel offiziell bezahlt bekommen und zwei Drittel waren so etwas wie eine Erfolgsprämie, bar auf die Hand, und das jeden Monat.“
    „Sie haben sich nie gefragt, woher er das Geld hatte?“
    „Natürlich, doch es war ja nur ein Übergangsjob und mir war klar, dass ich in der staatlichen Forschung wieder viel, viel weniger verdienen würde. Wie viele Menschen sind so gesetzestreu, dass sie nicht hin und wieder etwas an der Steuer vorbei machen? Ich hatte ein anderes Problem mit seinem Forschungsprojekt: Ich bin dahintergekommen, dass er Forscher unter Druck setzt, damit sie bei ihm arbeiten.“
    „Hat er das bei Ihnen auch versucht?“
    „Er hatte keine Möglichkeit und ich bin ja freiwillig zu ihm gekommen. Aber ein Kollege aus Italien, der hatte hohe Schulden. Grünwald muss das über seine hervorragenden Kontakte herausbekommen haben. Er hat ihm angeboten, alles zu bezahlen, wenn er sich für fünf Jahre verpflichte.“ Natalie Veith zeichnet mit dem Zeigefinger Muster auf den Tisch. „Ein anderer hatte Probleme mit seinem Regime. Er hatte eine Zeit lang als Forschungschef für die Firma eines Oligarchen gearbeitet, der dann in Ungnade gefallen war und seither in einem Lager in Sibirien sitzt.“
    „Sind die noch bei Grünwald?“, will ich wissen.
    „Ich habe wie gesagt schon lange keinen Kontakt mehr zur ,Beauty Oasis‘. Sie forschen im Geheimen, da taucht kein Ergebnis in irgendeiner Publikation auf. Ich nehme an, sie arbeiten noch für ihn. Jedenfalls hat keiner seither publiziert.“ Natalie Veith schweigt eine Weile. „Sollte ich etwas über die Genforschung in der ,Oasis' öffentlich machen, würde ich das nicht überleben, hat mir Grünwald gedroht. Ich habe gelacht, aber er hat gesagt, er kenne Leute, die hätten überhaupt kein Problem damit, sich illoyale Mitarbeiter vorzuknöpfen.“
    „Kann es sein, dass die aus El Salvador sind?“, will ich wissen. Ich sollte vorsichtig sein. Ich weiß zu wenig über diese Frau. Aber es ist mir so herausgerutscht.
    „El Salvador?“, wiederholt sie. „Ich war mir damals schon sicher, dass an diesem Forschungsprojekt auch andere mit sehr viel Geld beteiligt waren. Und dass das der Grund war, warum alles so geheim ablaufen musste. Grünwald hat mit seiner Klinik ausgezeichnet verdient, doch er hätte wohl weder die Hightecheinrichtungen noch die enorm hohen Gehälter allein finanzieren können. Wer seine Partner waren, habe ich nie

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