Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Unterm Messer

Unterm Messer

Titel: Unterm Messer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Rossmann
Vom Netzwerk:
deswegen hat sie mir das Bild wohl auch nicht in die engere Auswahl zur Veröffentlichung gestellt. Dann das Kloster im Gegenlicht der Frühsonne, so als hätte Gott es eben erschaffen, um dem eitlen Treiben in der Schönheitsklinik ein Ende zu setzen. Warum sie mir dieses Foto nicht gezeigt hat, verstehe ich nicht. Oder doch: Ich wollte ja beide Gebäude auf einem Bild. Ich speichere das Foto auf meiner Festplatte. Es könnte eine sehr gute Illustration zu meiner nächsten Story werden. Wie hat der Geschäftsführer in seiner Mail gemeint? ,Sex und Rache im Nonnenkloster'. Mal sehen. Nein, ich sollte gleich ganz genau hinsehen: Auch da ist ein Lkw drauf, einer, der von der Schönheitsklinik weg Richtung Bundesstraße fährt. Wieder zoome ich näher. „Beauty&Young“-Lkw Nummer zwei. Eigentlich ziemlich unwahrscheinlich, dass sie gleich mit zwei Lkw Cremes und Pillen geliefert haben. Wieder einmal schaue ich auf mein Telefon. Könnte ja sein, dass Vesna über diesen Transport schon mehr weiß. Keine Nachricht. Hat irgendjemand festgestellt, dass sie zu viel erfahren hat?
    Zehn vor sieben. Es ist einfach nicht normal, dass sie sich bis jetzt nicht gemeldet hat. Ich rufe Karl Simatschek an.
    „Im Fitnesscenter? Da will ich schon lange einmal hin“, sagt er, nachdem ich ihm das Nötigste erklärt habe.
    „Du kennst es?“
    „Es gilt als das beste weit und breit. Grünwald hat dem Bezirkspolizeikommando einen Sonderpreis gemacht. Die trainieren alle dort. Zumindest die, die so etwas mögen.“
    „Und wie ist das mit dir?“
    „Ich laufe lieber. Aber es ist kein Problem für mich, an eine Gastkarte zu kommen. Vielleicht wollte deine Freundin ja auch dorthin, um Kraft zu tanken.“
    „Wäre ihr schon zuzutrauen. Aber sie hätte mich angerufen.“ Meine Stimme klingt zu unruhig, ich muss mich zusammenreißen. „Was ist eigentlich los?“ Das kommt jetzt einigermaßen scharf. „Na ja, sie hat offenbar als Packerin angeheuert. Es könnte gut sein, dass das verschwundene Labor in der Fabrikshalle untergebracht wurde. Mehr weiß ich aber auch nicht.“
    „Und du bist in Panik, weil sie sich bisher nicht gemeldet hat?“ „In Panik ist zu viel gesagt. Aber so sicher bin ich mir eben doch nicht, dass es die Nonne war“, murmle ich. „Und selbst wenn: Es muss einen Grund geben, warum niemand vom Kellerlabor wissen durfte.“ Kann allerdings sein, dass ich den inzwischen kenne.
    „Ich sollte es dir nicht sagen, aber ... es sieht nicht danach aus, als ob das Labor bei ,Beauty&Young‘ wesentlich vergrößert worden wäre. So einseitig sind unsere Ermittlungen wieder nicht, dass wir da nicht nachsähen. Natürlich können wir ohne genaue Tests nicht sagen, ob das eine oder andere technische Gerät auch schon letzte Woche da war. Das Labor ist eng, aber nicht überfüllt. Und wir haben auch sonst wo in der Halle keine Kisten mit Geräten gefunden.“
    „Ihr habt einen Hausdurchsuchungsbefehl bekommen?“, frage ich erstaunt.
    „Nein. Grünwald und sein Geschäftsführer hatten nichts dagegen, dass wir uns umsehen.“
    Wohin haben die beiden Lkw das Labormaterial gebracht? Wohin die Mäuse? Oder hat man die einfach laufen lassen?
    „Bist du noch da?“, fragt der Gerichtsmediziner besorgt.
    „Ja. Danke. Und lass dir im Fitnesscenter nichts geben!“
    „Was soll ich mir nicht geben lassen?“
    „Na irgend so ein Aufputschmittel“, antworte ich lahm. Zum Glück fragt er nicht weiter.
    Ich stehe in unserer Küche und bastle an einem exotischen Rezept: Lachsfilet, in Rotwein poeliert. Als Vorspeise hatten wir kalte Köstlichkeiten aus dem Delikatessenladen, Oskars Spezialität. Ich könnte nicht sagen, dass mein Appetit groß gewesen wäre. Vesna hat sich noch immer nicht gemeldet. Karl auch nicht. Ich habe Begeisterung für das geheuchelt, was mich üblicherweise wirklich entzückt: zarter Rohschinken vom Reh, ausgesuchte Kapernbeeren, knuspriges Ciabatta, Entenleberterrine, Ziegenkäsebällchen in frischen Kräutern. Oskar wollte natürlich erfahren, was ich im Vulkanland gemacht habe. Ich habe freundlich abgeblockt, habe erzählt, dass ich beim stockschwulen Gerichtsmediziner übernachtet habe, von der seltsamen Pressekonferenz des steirischen Polizeichefs bei Grünwald berichtet und davon, dass die alte Nonne kurz vor der Verhaftung zu stehen scheint. Kein Grund zur Besorgnis also. Es gab Augenblicke, da habe ich selbst daran geglaubt.
    Das Nudelwasser kocht. Ich habe dicke italienische Pappardelle gefunden, die

Weitere Kostenlose Bücher