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Unterwegs in der Weltgeschichte

Unterwegs in der Weltgeschichte

Titel: Unterwegs in der Weltgeschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Christian Huf
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Hunden. An der schönen Weinbergterrasse können Sie den dreien einen Besuch abstatten.
    Nur zwei Jahre nach dem Tod Friedrichs wird in Danzig übrigens ein gewisser Arthur Schopenhauer (1788–1860) geboren, der ebenfalls Hunde für die besseren Menschen hält und seinen eigenen Pudel bei Unartigkeiten mit dem Schimpfwort »Du Mensch!« belegt. Schopenhauer wird an seinem aufgeklärten Pessimismus aber nicht leiden, sondern eine moderne Philosophie daraus machen. Sein Welt-Skeptizismus wird weit bis ins 21. Jahrhundert ausstrahlen und Teil unserer westlichen Lebensart werden.
    Aber noch einmal im Buch der Geschichte zurückgeblättert: Wie kam es zur preußischen Erfolgsstory? Wie wurde König Friedrich II. ein »Großer«?
    Als Preußen noch Brandenburg heißt und im Jahre 1640 der Kurfürst Friedrich Wilhelm I., den man später »der Große Kurfürst« nennen wird, ans Regierungsruder gelangt, hat diese »unfruchtbarste Streusandbüchse des Reiches« eine ziemlich unbedeutende Geschichte unter der 200-jährigen Herrschaft der Familie Hohenzollern hinter sich. Der Boden des Landes ist wenig ertragreich, Rohstoffe sind hier nicht zu finden, das Geld ist knapp, weil auch die Steuer zahlenden Untertanen knapp sind und weil zu dieser Zeit das Wort »Steuergerechtigkeit« noch bedeutet, dass der Adel von allen Steuerpflichten befreit ist und nur Kriegsdienst leisten muss. Nach dem Dreißigjährigen Krieg ist das Heilige Römische Reich Deutscher Nation nur noch auf dem Papier existent. »Kaiser« ist bloß noch ein Ehrentitel. Jedes Fürstentum muss und will nun sein eigenes Süppchen kochen. Brandenburg zählt territorial immerhin zu den größten unter ihnen, neben Sachsen, Bayern und Österreich.
    Gesamtpolitisch betrachtet geht es mit der »Europäischen Gemeinschaft« in diesen Tagen übrigens deutlich bergab: Nur noch einmal, nämlich im Jahre 1683, wird es gelingen, sich in gemeinsamer europäischer Solidarität zusammenzuraufen, um in einer konzertierten Aktion die Türken vor Wien zu verjagen. Die Angst vor dem Einbruch der Muselmanen nach Mitteleuropa schweißt ein letztes Mal Protestanten, Katholiken, gesamtdeutsche Truppen, den polnischen König sowie die Kassenwarte des Papstes zusammen, um in der Schlacht am Kahlenberg die 200 000-Mann-Macht des Pascha Kara Mustafa zu brechen. Europäische Solidarität im Sinne gemeinschaftlicher Ziele werden wir erst wieder 270 Jahre später erleben, als sich nach dem Trauma des Zweiten Weltkriegs die ersten europäischen Staaten auf gemeinsame wirtschaftspolitische Ziele einigen und in atemberaubender Kürze innerhalb von nur sechzig Jahren die Konstruktion unserer Europäischen Union mit 27 (!) Mitgliedsstaaten gelingt – eine politische Großtat im Turbotempo.
    Wie weit hingegen Anfang des 18. Jahrhunderts die zunehmende Isolierung der europäischen Staaten untereinander gediehen ist, zeigen zwei interessante Fakten. Zum einen: Der Konflikt zwischen England und Frankreich spielt sich längst woanders ab, nämlich in Übersee, genauer in Indien und Kanada. Es geht jetzt um mehr als um die Sicherung heimischer Territorien. Es geht um weltweite Dominanz. Die Kampfarenen weiten und technisieren sich – eine Frühform der Globalisierung.
    Zum anderen: Jeder hat so seine eigenen Probleme, um die er sich alleine kümmern muss. Völlig unbeeinflusst voneinander können auf europäischem Boden zwei große Kriege parallel stattfinden. Südwestlich der bereits erwähnte Spanische Erbfolgekrieg (1701–1713), nordöstlich der große Nordische Krieg (1700–1721). In diesem Konflikt kämpft Zar Peter der Große gegen den schwedischen König Karl XII., um Russland mit der neuen Hauptstadt St. Petersburg einen Zugang zur Ostsee zu schaffen. Das ist die wichtigste Voraussetzung, um das Land aus seinem Dornröschenschlaf zu wecken. Denn der agile Zar, auf dessen Siegel steht: »Ich bin ein Lernender, und Lehrer suche ich«, will kulturell und politisch zu Europa aufschließen und Russland modernisieren. Nach der Niederlage der Schweden, die er mit viel taktischer Raffinesse 1709 durch die russischen Weiten bis hinab ins ukrainische Poltawa gelockt und dort besiegt hat, wird ihm dies auch gelingen, trotz aller Widerstände gegen die Neuerungen. Aber das ist jetzt noch Zukunftsmusik.
    Im Jahr 1640 schläft der

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