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Unterwegs in der Weltgeschichte

Unterwegs in der Weltgeschichte

Titel: Unterwegs in der Weltgeschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Christian Huf
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aufgeschlossen für Literatur und Wissenschaft. Ohne seine Initiative müssten viele Dokumente aus der frühen mesopotamischen Geschichte als verloren gelten. Unter den 25 000 Keilschrifttafeln des Archivs von Ninive findet sich auch das Gilgamesch-Epos.
    Nach der Zerschlagung des assyrischen Imperiums setzten die südmesopotamischen Chaldäer die Großmachtpolitik ihrer Vorgänger fort. Nebukadnezar II., der das Neubabylonische Reich gründet und den gesamten Nahen Osten von der Euphrat-Mündung bis zum Mittelmeer beherrscht, wird zum bedeutendsten Feldherrn und Staatsmann seiner Epoche.
    Seinen guten Ruf hat er dennoch nicht retten können. Das liegt vor allem an der Bibel. Massendeportationen und Umsiedlungen großer Menschengruppen gehörten zwar sowohl bei den Assyrern als auch bei den Babyloniern zum Herrschaftssystem, und allein in assyrischer Zeit sollen viereinhalb Millionen Menschen verschleppt worden sein. Aber dass Nebukadnezar nach der Eroberung Jerusalems 587 v. Chr. nicht nur den Salomon-Tempel zerstörte und ausraubte, sondern auch die Angehörigen der jüdischen Oberschicht als Geiseln mitnahm, hat ihm die Geschichte nicht verziehen. Ausführlich hält die Bibel im Buch Daniel das Sündenregister Nebukadnezars fest und beschreibt die »Babylonische Gefangenschaft« des Volkes Israel, das sich seiner Religion beraubt fühlte und sich nun damit wehrte, die eigenen Überlieferungen schriftlich festzuhalten.
    Auch die geheimnisvolle Hand, die bei einem wüsten Ess- und Trinkgelage des Nebukadnezar-Nachkommen Belsazar in Erscheinung tritt und rätselhafte Worte an die Wand schreibt, wird im Alten Testament erwähnt. Während die einheimischen Gelehrten bei der Deutung des Menetekels versagen, kann der nach Babylon verschleppte Jude Daniel, der für seine Weisheit bekannt ist, dem gottlosen Gastgeber auf die Sprünge helfen. Er übersetzt die Drohung als Hinweis auf den bevorstehenden Untergang von Belsazars Reich: »gewogen und zu leicht befunden.«
    Â»Belsazar ward aber in selbiger Nacht / von seinen Knechten umgebracht«, notiert Heinrich Heine lakonisch und endgültig.
    Babylon aber darf noch einmal eine schmale Zeit glänzen. Nebukadnezar hat die Stadt wieder größer und prächtiger ausbauen, neue Kanalsysteme und gewaltige Stadtmauern errichten lassen. Ihre Länge schätzte der Babel-Spezialist Koldewey auf etwa 18 Kilometer und blieb damit deutlich hinter den Angaben der meisten antiken Autoren zurück. Man vermutet heute, dass sie eine zweite babylonische »Mauer« einrechneten, eine Art Schutzwall von nachweislich etwa fünfzig Kilometern Länge, die nördlich der Stadt zwischen den Flüssen Euphrat und Tigris verlief und so den Zugang aus dieser Richtung abriegelte.
    Allein das Zentrum der altorientalischen Metropole, die Jahrtausende lang als größte Stadt der Welt galt und in der zwischen 50 000 und 80 000 Menschen gelebt haben, nahm einst mehr als zweieinhalb Quadratkilomer ein. Die Ummauerung könnte eine Höhe von bis zu dreißig Metern erreicht haben. Angesichts der riesigen Fläche der Ruinenstätte und der Dichte der archäologischen Schichten war an eine vollständige Ausgrabung Babylons nie zu denken.
    Auch der legendäre Hochtempel des Stadtgottes Marduk, gewissermaßen der spätbabylonische Anteil am Turmbau-Mythos, entsteht unter Nebukadnezar neu. Mit insgesamt sieben übereinander gestellten Plattformen überragt er das Zwischenstromland. Und ein weiterer Mythos darf sich entfalten, der es sogar bis in die offizielle Liste der antiken Weltwunder schafft. Es sind die Hängenden Gärten der Semiramis, von denen mehrere Autoren der Spätantike überschwänglich berichten.
    Die Bibel allerdings schweigt sich darüber aus. Auch zeitgenössische Quellen oder eindeutige archäologische Funde sind nicht vorhanden. Wahrscheinlich handelt es sich um die begrünten Terrassen babylonischer Hochbauten oder um eine im Königspalast versteckte Park- und Blumenlandschaft. Auf jeden Fall aber um eine weitere schöne Spätblüte des mythischen Babylon.
    Als letzter König des Neubabylonischen Reiches unterliegt Nabonid 539 v. Chr. dem Perserkönig Kyros II. Ihm verdanken die Juden die Befreiung aus der Gefangenschaft und die Rückkehr in ihr Land. Viele der Geiseln, darunter erfolgreiche Kauf- und Geschäftsleute, verbleiben aber in Babylon, das

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