Unterwegs in der Weltgeschichte
Karls. Mit einigen Getreuen wurde der letzte legitime Vertreter der staufischen Familie, gerade 16 Jahre alt, auf der späteren Piazza del Mercato in Neapel enthauptet. Ein christliches Begräbnis wurde ihm verweigert.
Der Papst hatte sein Ziel erreicht: Die Herrschaft der Staufer in Italien war zerschlagen. Er fühlte sich in seiner Rolle als Universalherrscher über die ganze Christenheit bestätigt und gestärkt. Was das »Reich« anging, war er der Einzige, der einen König zum Kaiser krönen durfte. Er war derjenige, der die Partikularkräfte der deutschen Könige bändigen oder mobilisieren konnte. Er konnte auch dazu auffordern, Jerusalem und das Grab Jesu aus den Händen der »ungläubigen« Sarazenen (die umgekehrt alle Nichtmuslime »Ungläubige« nannten) zu befreien, also zum Kreuzzug aufrufen â und schon folgten die Herrscher in Europa. Sie verlieÃen sich dabei auf den Stand der Ritter, der sich verpflichtet fühlte, für die »Sache Gottes« zu kämpfen.
Gehen wir zurück ins späte elfte Jahrhundert, als es den ersten Aufruf gab. Damals hatte Papst Urban II. auf der Synode von Clermont (1095) den abendländischen Rittern und Fürsten ein starkes Motiv und ein klares Ziel vorgegeben, als er die Christenheit zur Befreiung des Heiligen Grabes aufforderte. »Gott will es«, war die Antwort der Volksmenge vor der Kathedrale von Clermont gewesen. Jerusalem wurde erobert, war aber nicht zu halten. 1147 hatte sich dann auch der zweite römisch-deutsche Kaiser aus dem Geschlecht der Staufer, Konrad III. , von dem einflussreichen Zisterzienser Bernhard von Clairvaux zu einem Kreuzzug drängen lassen. Es war schon der zweite, aber niemanden schien zu stören, dass nach biblischer Ãberlieferung das Grab Jesu in Jerusalem leer war. Das Unternehmen verlief erfolglos, doch der Mantel mit dem Kreuz begleitete auch weiterhin die europäische Geschichte.
Konrad III. bestimmte â unter Zurücksetzung seines erst sechsjährigen Sohnes â den Sohn seines Bruders zum Nachfolger. Damit sind wir im Jahr 1152 und wieder bei Friedrich I. Barbarossa. Wie später Friedrich II. war auch Kaiser Rotbart ein gebildeter und sprachenmächtiger Herrscher. Er hatte sich gegen den Welfen Heinrich den Löwen durchgesetzt, stärkte seine Hausmacht durch Städtegründungen und neue Münzstätten, verschärfte aber durch seine Italienzüge und die Bekämpfung der nach Unabhängigkeit strebenden lombardischen Städte den Konflikt mit dem Papst. Der sah seine Position in Italien allein schon durch die Nähe Barbarossas gefährdet. Die Sorge war nicht unbegründet, denn Friedrich ernannte bald einige Gegenpäpste, um zu teilen und zu herrschen. Letztlich arrangierte er sich aber mit dem Papst. Mit Alexander III. schloss er 1177 in Venedig einen Friedensvertrag.
Mit echter Begeisterung setzte sich Friedrich Barbarossa 1190 an die Spitze des dritten Kreuzzugs, an dem auÃer dem französischen König auch König Richard I. Löwenherz von England teilnahm. Nach der Ãberquerung des Hellespont erreichten die deutschen Ritter unter unsäglichen Strapazen das anatolische Hochland und eroberten am 13. Mai die seldschukische Hauptstadt Ikonium, das heutige Konya. Am 10. Juni 1190 starb der Kaiser an der Grenze des christlichen Königreichs Armenien, als er den Gebirgsfluss Saleph überqueren wollte. Er ertrank. Sein Sohn Herzog Friedrich von Schwaben führte die Kreuzritter noch nach Akkon, erlag dort aber einer seuchenartigen Krankheit.
38 Jahre hat Friedrich Barbarossa regiert. Bevor Friedrich II. den Thron bestieg, führte Heinrich VI. die Politik seines Vaters weiter. Durch seine Heirat mit Konstanze, der Erbin des normannischen Königreichs Sizilien, erreichten die Staufer den Höhepunkt ihrer Macht. Wie es weiterging, haben Sie schon erfahren.
Und die Kreuzzüge? Die Ritterheere und mehr noch die in einem Massenrausch aufbrechenden Volkshaufen waren auf die Strapazen einer solchen Unternehmung nicht vorbereitet. Sie kannten Wege, Länder und Menschen nur vom Hörensagen. Sie waren mangelhaft ausgerüstet. Ohne angemessene Logistik wurden die Heerscharen der Kreuzfahrer in vielen Schlachten und Scharmützeln aufgerieben. Nur ein vom französischen Heerführer Gottfried von Bouillon geführtes Ritterheer hatte auf dem Landweg das Heilige Land erreicht. Er belagerte und eroberte
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