Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown Author
Vom Netzwerk:
ihre Kleider in Ordnung, und plötzlich waren ihre Gedanken wieder bei Carrie White.
      Es war Freitag abend, und Tommy (der nachdenklich aus dem Rückfenster hinausschaute, die Hosen noch immer unten um die Knöchel gewickelt; der Effekt war komisch, aber irgendwie liebenswert) hatte sie zum Bowling ausgeführt. Das war natürlich nur ein gegenseitig akzeptierter Vorwand. Sie dachten von Anfang an an nichts anderes als ans Bumsen.
      Sie ging mit Tommy mehr oder weniger regelmäßig seit Oktober (jetzt war Mai), und sie liebten sich erst seit zwei Wochen. Siebenmal, überlegte sie. Heute abend war es das siebente Mal gewesen. Bis jetzt hatte es noch kein Feuerwerk gegeben, keine Band, die ›Stars and Stripes für immer‹ spielte, aber es ging schon ein bißchen besser.
      Das erstemal hatte es weh getan wie die Hölle. Ihre Freundin, Helen Shyres und Jeanne Gault, hatten es schon getan, und sie hatten ihr versichert, daß es nur eine Minute lang weh tut — wie wenn man eine Penicillinspritze bekommt —, und dann sei alles wie auf Rosen. Aber Sue hatte das erstemal das Gefühl gehabt, als fuhrwerke jemand mit einem Axtstiel in ihr herum. Tommy hatte ihr später grinsend gestanden, daß er den Gummi verkehrt herum angehabt habe.
      Heute Abend war es erst das zweitemal, daß sie begann, so etwas wie Spaß daran zu empfinden, und da war es auch schon vorbei. Tommy hatte ausgehalten, so lange er konnte, aber dann war es einfach... vorbei. Eine Menge Reiberei für ein bißchen Wärme.
      Danach fühlte sie sich leer und melancholisch, und ihre Gedanken wanderten zu Carrie. Eine Woge von Reue packte sie, und als Tommy sich von dem Anblick von Brickyard Hill löste, weinte sie.
      »He«, sagte er erschrocken. »Oh, he.« Er umarmte sie ungeschickt.
      »Schon gut«, sagte sie, noch immer weinend. »Hat nichts mir dir zu tun. Ich hab’ heute was getan, was nicht so gut war. Ich muß nur daran denken.«
      »Was?« Zärtlich tätschelte er ihren Hals.
      Sie erzählte plötzlich von den Ereignissen des Morgens und war überrascht, ihre eigene Stimme zu hören. Genaugenom men hatte sie Tommy hauptsächlich erlaubt, sie zu nehmen, weil sie
      (ihn liebte? in ihn vernarrt war? spielte keine Rolle, das Ergebnis ist das gleiche)
      und jetzt stellte sie sich so in ein schiefes Licht — Mitwirkende bei einem häßlichen Duschraum-Witz — das war wohl nicht die beste Art, sich einen Liebhaber zu angeln. Natürlich war Tommy beliebt. Für jemand wie sie, die ihr ganzes Leben lang beliebt war, war es nur selbstverständlich, daß sie sich eines Tages in jemand verlieben würde, der ebenso beliebt war wie sie selbst. Es war fast sicher, daß man sie beide zum König und zur Königin des Frühlingsballs der Schule wählen würde. Und die Senioren-Klasse hatte sie bereits zum Klassenpaar für das Jahrbuch ernannt. Sie waren zum Fixstern in dem unruhigen Firmament der Bekanntschaften und Liebschaften geworden, bekannt als Romeo und Julia. Und mit plötzlichem Haß erkannte sie, daß es ein Paar wie sie in jeder weißen Vorstadtschule Amerikas gab.
      Und da sie nun etwas besaß, wonach sie sich immer gesehnt hatte — einen Sinn für den richtigen Status, ein Sicherheitsgefühl —, mußte sie entdecken, daß Unbehagen damit verbunden war. So hatte sie sich das nicht vorgestellt. Außerhalb ihres warmen Lichtkreises lauerten finstere Dinge. Zum Beispiel, daß sie sich von ihm hatte ficken lassen
      (mußt du das unbedingt so ausdrücken ja diesmal muß ich),
      weil er beliebt war. Die Tatsache, daß sie zusammenpaßten, wenn sie miteinander spazierengingen, daß sie ihr Spiegelbild in einer Schaufensterscheibe betrachten und sagen konnte: Da geht ein hübsches Paar. Sie war ganz sicher
      (oder hoffte es nur),
      daß sie nicht so schwach, nicht so beeinflußbar war, um sich widerstandslos in die angenehmen Vorstellungen von Eltern, Freunden, ja sogar von sich selbst zu fügen. Aber jetzt war da diese Duschgeschichte, in die sie mit boshaftem Vergnügen hineingeschlittert war. Das Wort, das sie vermied, hieß sich anpassen, und es beschwor scheußliche Vorstellungen von Lokkenwicklern, langen Nachmittagen am Bügelbrett, Seifenorgien, während das Männchen in irgendeinem obskuren Büro die Mäuse verdiente. Mitgliedschaft bei der Eltern-Lehrer-Vereinigung und später, wenn das Einkommen eine fünfstellige Zahl erreicht hatte, Mitgliedschaft im Country-Club; Pillen in viereckigen gelben Schächtelchen, die

Weitere Kostenlose Bücher