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Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown Author
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zu und machte eine weitere Eintragung. ›Je ein Fall von Geistesgestörtheit in Ihrer Familie vorgekommen?‹ fragte er in sachlichem Ton. Das verdroß mich. ›Wird diese Frage ebenfalls im Interesse der Wissenschaft gestellt?‹
      ›Es käme‹, sagte er, ohne meine Gereiztheit zu beachten, ›der Wissenschaft sehr zustatten, die geistigen Veränderungen der Individuen an Ort und Stelle beobachten zu können, aber da …‹
      ›Sind Sie Psychiater?‹ unterbrach ich ihn. ›Jeder Arzt sollte das sein – bis zu einem gewissen Grad‹, antwortete dieses Original von einem Mann unerschütterlich.
      ›Ich habe da eine kleine Theorie, für die Sie, Monsieur, und die anderen Herren, die dort hinausgehen, mir den Beweis erbringen sollen. Dies ist mein Anteil am Gewinn, den mein Vaterland aus dem Besitz solch einer gewaltigen Kolonie ziehen soll. Das einzige Gut, das ich andern hinterlassen werde.
      Entschuldigen Sie meine Fragen, doch Sie sind der erste Engländer, bei dem ich meine Beobachtungen anstellen kann …‹ Ich beeilte mich, ihm zu versichern, ich sei keineswegs typisch.
      ›Wäre ich es‹, sagte ich, ›so würde ich nicht in dieser Weise mit Ihnen reden.‹
      ›Was Sie da sagen, ist ziemlich abgründig und wahrscheinlich irrig‹, sagte er lachend. ›Hüten Sie sich mehr vor Verdruß als vor den Strahlen der Sonne. Adieu. Wie sagen doch gleich die Engländer? Good-bye. Ah! Good-bye.
      Adieu. In den Tropen muß man vor allem die Ruhe bewahren.‹ … Er hob den Zeigefinger … ›Du calme, du calme. Adieu.‹ Noch etwas blieb zu tun – meiner trefflichen Tante Lebewohl zu sagen. Sie triumphierte. Ich trank eine Tasse Tee – die letzte anständige Tasse Tee für viele Tage –, und in einem Zimmer, das in höchst wohltuender Weise genau so aussah, wie man es von einem Damenzimmer erwartet, hielten wir einen langen, friedlichen Plausch am Kamin. Im Verlauf dieser traulichen Unterhaltung wurde mir ziemlich klar, daß ich der Frau eines hohen Würdenträgers und wer weiß wie vielen Leuten sonst noch, als ein außerordentlich begabtes Wesen empfohlen worden war – ein wahrer Fund für die Handelsgesellschaft – ein Mann, wie man ihn nicht alle Tage trifft. Gütiger Himmel! Und ich sollte einen armseligen Flußdampfer mit einer lächerlichen Pfeife daran übernehmen! Es hatte jedoch den Anschein, als sei ich einer jener Schaffenden mit einem Kapital – wißt ihr. Eine Art Gesandter des Lichts, eine Art kleinerer Apostel.
      Zu jener Zeit war eine Menge solchen Unsinns in Druck und Rede auf die Menschheit losgelassen worden, und die vortreffliche Frau, die mitten in all dem Schwindel lebte, war mit fortgerissen worden. Sie ließ sich so lange darüber aus, wie man ›diese unwissenden Millionen von ihren entsetzlichen Bräuchen abbringen müsse‹, daß mir in der Tat recht unbehaglich zumute wurde. Ich wagte, darauf hinzuweisen, daß die Handelsgesellschaft des Profits wegen betrieben werde.
      ›Du vergißt, lieber Charlie, ein Arbeiter ist soviel wert, wie er verdient‹, sagte sie aufgeräumt. Sonderbar, wie den Frauen der Sinn fürs Wahre abgeht. Sie leben in ihrer eigenen Welt, und niemals hat es etwas gegeben, das dieser gleichgekommen wäre, und wird es auch nie geben. Diese Welt ist viel zu schön, und wenn sie je eine solche Welt errichten sollten – sie würde in Stücke gehen, noch
    ehe der erste Tag verstrichen wäre.
      Irgendein verflixtes Faktum, mit dem wir Männer uns seit dem Schöpfungstag stillschweigend abgefunden haben, würde ihnen in die Quere kommen und das Ganze über den Haufen werfen.
      Hiernach wurde ich in die Arme geschlossen, ermahnt, Wolle zu tragen und auch ja regelmäßig zu schreiben, und so weiter – und dann ging ich. Auf der Straße – ich weiß nicht warum – überkam mich das wunderliche Gefühl, ich sei ein Betrüger.
      Sonderbar, daß ich, der ich doch daran gewöhnt war, mich binnen vierundzwanzig Stunden nach jedem beliebigen Teil der Welt zu verfügen, ohne mir deshalb mehr Gedanken zu machen, als es die meisten Menschen beim Überqueren einer Straße tun – daß ich vor dieser so alltäglichen Geschichte einen Augenblick – ich will nicht sagen von Gehemmtheit erlebte, wohl aber verdutzten Innehaltens. Ich erkläre euch das am besten so: ich hatte da ein oder zwei Sekunden lang das Gefühl, ich sei im Begriff, nicht ins Innere eines Kontinents, sondern zum Erdmittelpunkt aufzubrechen.
      Ich reiste mit einem

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