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Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown Author
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leises Klirren hinter mir ließ mich den Kopf wenden. Sechs Schwarze mühten sich in einer Reihe den Pfad herauf. Sie schritten aufrecht und langsam einher, balancierten kleine Körbe voll Erde auf den Köpfen, und das Klirren hielt Takt mit ihrem Schritt. Schwarze Lappen waren um ihre Lenden gewickelt, und die hinteren Zipfel bewegten sich wie wackelnde Schwänze. Ich konnte alle ihre Rippen zählen; die Gelenke ihrer Gliedmaßen waren wie Knoten in einem Seil; jeder hatte einen eisernen Ring um den Hals, und sie waren alle durch eine Kette miteinander verbunden, die zwischen ihnen, rhythmisch klirrend, hin und her schwang. Ein neuerliches Krachen von der Felsklippe her ließ mich plötzlich an jenes Kriegsschiff denken, das ich hatte in einen Kontinent schießen sehen. Es war derselbe heillose Klang; doch diese Männer konnten auch bei angestrengtester Phantasie nicht als Feinde bezeichnet werden. Sie wurden Verbrecher genannt, und das beleidigte Gesetz war gleich den platzenden Granaten als ein unlösbares Rätsel vom Meer über sie hereingebrochen. Ihre mageren Brustkörbe keuchten, die wild geblähten Nüstern bebten, die Augen starrten steinern den Hügel hinan. Sie schritten im Abstand von kaum sechs Zoll an mir vorüber, ohne mir einen Blick zuzuwerfen, mit dieser vollkommenen, totenähnlichen Gleichgültigkeit unglücklicher Wilder. Hinter diesem Menschenmaterial schlenderte einer der Bekehrten, das Produkt der neuen Kräfte, die hier am Werk waren, verdrossen einher und hielt ein Gewehr in der Mitte umfaßt. Er trug einen Uniformrock, an dem ein Knopf fehlte, und als er einen Weißen auf dem Pfad erblickte, schulterte er diensteifrig das Gewehr. Das geschah einfach aus Klugheit, denn die Weißen sahen einander auf größere Entfernung so ähnlich, daß er nicht zu sagen vermocht hätte, wer ich wohl sei. Geschwind hatte er sich vergewissert, daß ich ihm nichts antun würde, und schien mich mit einem breiten, zähneblitzenden, schurkischen Grinsen und einem Seitenblick auf seine Schutzbefohlenen zum Partner in seiner erhabenen Pflegschaft machen zu wollen. Nach allem hatte ich doch ebenfalls teil am großen Endzweck dieses hoheitsvollen und gerechten Beginnens.
      Anstatt hinaufzugehen, wandte ich mich um und stieg nach links hinab. Ich hatte die Absicht, mich ein wenig zu verweilen, bis diese Kettenträger außer Sicht seien, ehe ich weiter den Hügel erklomm. Ihr wißt, ich bin nicht sonderlich zart besaitet; ich habe oft genug Schläge austeilen und abwehren müssen.
      Ich habe mich verteidigen und zuweilen auch angreifen müssen – was nur eine Art der Verteidigung ist –, ohne an die Folgen denken zu können, je nachdem wie die Lebensform, auf die ich nun einmal verfallen war, es verlangte. Ich habe den Teufel der Gewalttätigkeit und den Teufel der Habsucht und den Teufel heißer Begierde kennengelernt; doch, weiß der Himmel! das waren stämmige, rüstige Teufel mit blutunterlaufenen Augen gewesen, die den Stock schwangen und Menschen schindeten – Menschen, sage ich. Doch als ich da in dieser Hügellandschaft stand, begriff ich, daß ich unter dem blendenden Sonnenschein dieses Landes Bekanntschaft mit einem schlappen, eingebildeten, kurzsichtigen Teufel raubgierigen und erbarmungslosen Wahnsinns machen würde. Wie heimtückisch dieser Teufel obendrein sein konnte, sollte ich erst einige Monate später und tausend Meilen weiter im Innern erfahren.
      Erschrocken blieb ich einen Augenblick lang stehen, wie nach einem Warnsignal. Schließlich stieg ich den Hügel schräg zu jenen Bäumen hinab, die ich vorher gesehen hatte.
      Ich umging ein riesiges künstliches Loch, das irgend jemand in den Abhang gegraben hatte und dessen Zweck ich mit dem besten Willen nicht zu erraten vermochte. Jedenfalls handelte es sich weder um einen Steinbruch noch um eine Sandgrube.
      Es war einfach ein Loch. Vielleicht mochte es mit dem menschenfreundlichen Wunsch zusammenhängen, Verbrechern eine Beschäftigung zu geben. Ich weiß nicht. Dann fiel ich beinahe in eine sehr schmale Rinne, fast nur einen Spalt im Boden. Ich entdeckte, daß eine Menge importierter Drainagerohre für die Siedlung dort hineingeworfen worden war. Nicht ein einziges war heil geblieben. Es war mutwillige Zerstörung.
      Schließlich gelangte ich unter die Bäume. Ich hatte beabsichtigt, mich hier eine Weile im Schatten zu ergehen; doch kaum war ich in den Schatten eingetaucht, meinte ich, die düsteren Gründe irgendeines Inferno

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