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Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown Author
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sie das Geflüster der beiden beobachtet. So sehr sie sich dabei anstrengte, hören konnte sie allerdings nichts. Flieger mußte der gepflegten Dame gerade etwas Nettes gesagt haben. Das konnte sie genau an den freundlichen Mienen ablesen. „Und sie ist doch eine Rivalin", murmelte sie neidisch. Richtig grün wurde sie bei dem Gedanken. „Meinen Flieger lasse ich mir von dieser Person nicht ausspannen. Seit Ewigkeiten bemühe ich mich vergebens um ihn, und sie? Mit ihrer dämlichen Liebenswürdigkeit wickelt sie ihn innerhalb von Sekunden um den kleinen Finger. Wo bleibt da die vielgerühmte Gerechtigkeit?"
      Die letzten Bosheiten sagte sie so laut, daß das neben ihr sitzende Fräulein sich angesprochen fühlte.
      „Trösten Sie sich, verehrte Gräfin! Vor meinem Bruder macht sie auch nicht halt. Sie läßt sich immer wieder etwas Neues einfallen, um ihn zu ködern. Ich glaube, nein, ich bin sicher, Ihren Neffen hat sie auch schon in ihren Krallen."
      Die beiden Frauen schwelgten geradezu in Boshaftigkeit. Wer dabei wen übertraf, dürfte schwerlich festzustellen sein.
      Louis Arthur war während der Haßtiraden unbemerkt hinter die Schwester des Arztes getreten und begann, zunächst ganz zaghaft, dann als er keinen Widerstand verspürte, recht kräftig, ihre Schultern zu massieren. Die Gräfin bemerkte die Aktivitäten des Kopflosen und war fassungslos. Entgeistert schaute sie das Fräulein an, die trotz allem weitere Gehässigkeiten ausspuckte und wie von Sinnen schien.
      „Alles mal herhören!" rief die Gräfin in die Runde. „Unser Arthur hat es geschafft!"
      Aller Blicke flogen geradezu in die Richtung des vor Scham rot anlaufenden Gespenstes und der jetzt wie elektrisiert wirkenden Schwester des Arztes.
      „Ein schönes Paar" grinste der Edle und schlug seinem Onkel Draci gewaltig auf die Schulter. Dieser, des Grimassierens überdrüssig, war in ein kleines Nickerchen verfallen und mußte mit den näheren Umständen erst einmal vertraut gemacht werden.
      „Igitt, sind die zusammen aber häßlich!" Sein Kommentar fiel nicht gerade schmeichelhaft aus. „Diese alte Jungfer würde ich ja nicht einmal vor dem Verhungern nach ihrer Blutgruppe fragen. Nichts für ungut, Herr Doktor! Aber ich bin ein ausgesprochener Ästhet."
      Das wohlige kribbelnde Gefühl mußte eine völlig neue Erfahrung für die Schwester sein, die natürlich auf mehr hoffte. Die taktlose Unterbrechung durch die Gräfin war ihr durchaus nicht recht. Auch der Graue, der nun endlich einmal zum Zuge kam, hoffte inständig, daß man sie beide allmählich in Ruhe ließ. Schließlich hatte er schon eine besonders schummrige Ecke im Auge.
      „Gleich, meine Liebe, gleich machen wir weiter", flüsterte er. Das Fräulein schlug die Augen nieder.
      „Ich bin gespannt, wann ihm sein Kopf endlich einen Strich durch die Rechnung macht!" Hochwürden lächelte etwas undurchsichtig. Wünschte er vielleicht, daß dieser Zwischenfall ein Eingreifen seinerseits bei diesem fast unmoralischen Verhalten der beiden nicht mehr erforderlich werden ließ?
      „Huaaah! Juaaah!" Ein entsetzliches Gebrüll schreckte in diesem Augenblick die gemütliche Runde auf. Schwere Schritte näherten sich polternd der Tür. Der Boden bebte.
      Die reizende Dame klammerte sich angstvoll an den blaß werdenden Arzt. Hochwürden bekreuzigte sich, und die drei Freundinnen hielten sich an Trani fest, die wieder einmal in Zeitlupe registrierte, daß sich etwas Bedrohliches ankündigte. Doch langsam fing auch sie zu schlottern an.
      Außer dem Liebespaar, das sich glücklich schätzte, eine Gelegenheit gefunden zu haben, der allgemeinen Beobachtung zu entfliehen, blieben nur der Edle, Graf Dracula und Ihre Scheußlichkeit überaus gelassen.
      „Keine Angst! Das ist nur Monty Frankenstein", erklärte die Gastgeberin – wie sie genüßlich bemerkte – ihren verschreckten Gästen.
      „Wer bitte?" heulte Sidonie los.
      „Ich will sofort nach Hause", forderte Clothilde gänzlich unangebracht.
      Eulalia faßte ihren Schirm fester.
      Ein Schlag erschütterte die schwere Eichentür, die in tausend Teile zerbarst. Ins Zimmer schob sich ein zum Fürchten aussehender Riese, dessen quadratischer Schädel von unzähligen Nähten überzogen war. Sowohl die geladenen als auch die ungeladenen Gäste fürchteten sich entsetzlich.
      Ein schüchternes Lächeln umspielte den breiten Mund des Monsters und ließ ihn etwas hilfloser aussehen.

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