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Untitled

Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown Author
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Gesicht ein wenig zu breit. Ihr Herr und Gebieter war, wenn er schlief, auf eigenartige Weise nicht er selbst, stellte sie fest. Er mußte einer jener Menschen sein, die Miss Fanshaw beschrieben hatte und deren Züge im bewegten Zustand sich deutlich von denen in Ruhe unterschieden. Sie erinnerte sich, daß er auch geschlafen hatte, als sie ihn das erste Mal mit Besitzerstolz betrachtete. Sie hatten zusammen in einem festgemachten Boot gelegen. Er würde aufwachen müssen, um sich auszuziehen, aber es schien ihr keine Eile geboten. Was war es noch, was er am Telefon über einen meineidigen Winter gesagt hatte?
    Sie nahm das Buch von ihrem Nachttisch. Ein von Peter ein
    gestreutes Zitat mußte man immer zuerst bei John Donne suchen. Nun fand sie es ziemlich rasch.

    Meineidig schwor zur Winterszeit mein Herz, Die Liebe sei unendlich – wo doch Mai sie mehrt!

12
    Nur auf den König! Legen wir dem König
Leib, Seele, Schulden, bange Weiber, Kinder
Und Sünden auf …!

    WILLIAM SHAKESPEARE

    Alle Könige sind meistens Halunken.

    MARK TWAIN

    Beim Frühstück fühlte sich Harriet irgendwie beklommen. Sie winkte ab, als man ihr Eier mit Schinken und Bücklinge und Blutwurst anbot, alles auf silbernen Servierplatten dargereicht, und blieb bei dünn gebuttertem Toast. Ihr Herr und Gebieter, der in den frühen Morgenstunden aufgewacht war und seine Rückkehr nach der Art des Herzogs von Marlborough, der aus dem Krieg heimgekehrt war, gefeiert hatte, langte kräftig zu. Harriet musterte ihn argwöhnisch. Sie wollte hoffen, daß sein Strahlen auf die Nachwirkungen der letzten Nacht zurückzuführen war, und nicht auf irgendeinen Aspekt, der mit seiner Trennung von ihr verbunden war. Und was diese Abwesenheit anging – würde er ihr erzählen, worum es sich gehandelt hat? Vor ihrer Heirat war er auch schon von Zeit zu Zeit plötzlich von der Bildfläche verschwunden – soviel sie wußte, in geheimer Mission für das Außenministerium. Und um so etwas mußte es sich hier auch handeln. Damals wäre es ihr nicht im Traum eingefallen, ihm Fragen zu stellen. Hätte er sich geweigert zu antworten, so hätte dies eine unerträgliche Situation für sie beide bedeutet; hätte er aber darüber gesprochen, so wäre er in eine peinliche Lage gekommen.
    Wer ein Geheimnis verrät und den Adressaten dann auf Ver
    schwiegenheit einschwört, verlangt vom anderen eine Diskretion, an die er sich selbst nicht hält.
    Zumindest daran, entschied Harriet, hatte sich nichts geändert. Es wäre so unlauter wie eh und je, ihn um Erklärungen zu bitten. Sie schlug ihre Zeitung auf, um das Neueste über die Rheinlandbesetzung zu lesen. Hitler hatte Bedingungen für den Frieden gestellt. Gelangweilt blätterte sie den Rest der Zeitung durch. War es eine diffuse und unbestimmte Angst, die für ihr Unwohlsein verantwortlich gemacht werden könnte? Miss Gloria Tallant wurde immer noch vermißt, las sie. Die Polizei hatte ihre Suche ausgeweitet.
    «Arbeitest du heute morgen?» erkundigte sich Peter.
    «Ich hoffe es. Ich will es versuchen. Das heißt, wenn du mich brauchst …»
    «Nicht jetzt, aber hoffentlich sehen wir uns zum Mittagessen», sagte er. «Wir müssen einiges besprechen.»

    «Also, Charles, was für einen Fang hast du gemacht?»
    «Amery ist aufgetaucht, wie du gesagt hast. Ich habe ihn auf seine Rechte hingewiesen und ihm gesagt, daß er unter Mordverdacht steht.»
    «Was hat er denn getan, um sich deinen Zorn zuzuziehen?» fragte Wimsey leichthin.
    «Er hat uns angelogen, was seine Schritte am Mordabend angeht. So, wie er sich benommen hat, hätte er eindeutig ein Motiv für ein Verbrechen aus Leidenschaft gegenüber dieser Frau.»
    «Inwiefern hat euch der dumme Kerl angelogen?» fragte Wimsey.
    «Also, zuerst hat er gesagt, er wäre nie auch nur in der Nähe des Bungalows in Hampton gewesen. Er hätte festgestellt, daß Mrs. Harwell nicht in der Stadt war, und sei enttäuscht nach Hause gegangen. Von der Sache habe er erst aus der Zeitung erfahren. Als wir ihn dann mit der Tatsache konfrontiert haben, daß auf ihn die Beschreibung des Bahnsteigschaffners in Hampton paßt, der am fraglichen Abend gegen halb sieben einen Mann hat ankommen sehen und sich sicher ist, daß der Mann an diesem Abend keinen Zug zurück genommen hat …»
    «Er könnte ihn ja auch einfach übersehen haben», warf Wimsey ein.
    «Jedenfalls hat Amery bei diesem Manöver, als wir ihm sagten, daß er gesehen worden ist, seine erste Geschichte fallenlassen. Ja, er

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