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Untitled

Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown Author
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Kinder, zehn Enkelkinder und nur drei Großenkel. Katzen sind in dieser Beziehung verläßlicher.»
    «Es wird wohl einfacher für sie sein», schlug Harriet vor. «Keine finanziellen Sorgen und nicht die Fesseln der Ehe.»
    «Da liegst du falsch», sagte Lady Severn triumphierend.
    «Siamkatzen sind überaus monogam. Peter übrigens auch, was nicht jeder weiß. Hast du das gewußt?»
    «Ich hatte so einen Verdacht. Sie bleiben doch zum Tee?»
    «Was ist das? Höflichkeit? Oder, wie sagt man, gute Verkaufe?»
    «Das ist die erste richtige Grobheit, die Sie mir an den Kopf werfen, Lady Severn.»
    «Das stimmt, meine Liebe, und ich muß mich entschuldigen. Aber heutzutage kennen die Leute kaum noch den Unterschied. Es ist schon eine Weile her, seit mich jemand auf den Topf gesetzt hat. Sehr erfrischend. Du gefällst mir», fügte sie unvermittelt hinzu. «Du hast das Herz am rechten Fleck. Mir ist es egal, wo Peter dich aufgegabelt hat oder was du auf dem Kerbholz hast. Wenn ich doch jünger wäre! Ich hätte Lust, mit dir die Runde zu machen und zu sehen, wie die Leute reagieren. Du weißt doch, daß du die meistgehaßte Frau in London bist?»
    «Daß es so schlimm ist, war mir nicht bewußt», sagte Harriet. «Glauben Sie, das steigert die Auflage?»
    Der Geier lachte – ein Kichern im Bariton. «Es würde mich nicht wundern», antwortete sie. «Und, ja, zu einer Tasse Tee sage ich nicht nein. Richtigen Tee. Nicht dieses chinesische Zeugs, das nach feuchtem Heu schmeckt. Bis der Tee fertig ist, kannst du mir noch das Haus zeigen. Die Treppen? Kinderkram. Ich habe das Laufen noch nicht verlernt.»
    Die Kritik von Lady Severn hatte ihre eigene Schärfe.
    «Wie nennt ihr das? Salon? Ach so, das Musikzimmer. Wohl Peters Musik, was? Das ist jedenfalls sein Klavier aus der alten Wohnung. Darfst du da ran? Oh, du spielst gar nicht Klavier – tja, an deiner Stelle würde ich auch nicht damit anfangen … Aha, das ist eindeutig, die Bibliothek. Sehr hübsch. Peters Bücher, zweifelsohne. Wo hast du deine? Ich will doch hoffen, daß du auch irgendwo eine eigene kleine Hundehütte hast?»
    «Die Bibliothek benutzen wir gemeinsam», sagte Harriet sanft. «Ich habe noch ein extra Arbeitszimmer im Erdgeschoß, und Peter hat ein kleines Zimmer für Besprechungen mit Architekten und Antiquaren und Inspektoren und Individuen. Die Herzoginwitwe hat sich beim Einrichten sehr viel Mühe gegeben.»
    «Peters Mutter? Hoffentlich hat sie dich gelegentlich auch mal gefragt. Ich mag Honoria sehr, aber in bezug auf Peter war sie schon immer etwas eigen … Das Zimmer der Hausdame? Quatsch, selbstverständlich gehe ich da hinein. Ach du liebe Zeit, das ist ja Trapp. Wie geht es Ihnen, Trapp? Sie sorgen doch wohl gut für Seine Lordschaft? Danke – wenn mein Asthma nicht besser wäre, wäre ich wohl kaum hier … Na bit te, ich hab's mir doch gedacht, daß diese angeberische Treppe nach einer Etage aufhört – sie sind doch alle gleich, diese georgianischen Häuser … Wessen Schlafzimmer ist das? Deins? Das Bett ist ein schönes Stück. Die Vorhänge sind ungesund.»
    «Aber sie sind so schön, meinen Sie nicht?»
    «Das schon, aber eure Generation hat doch sonst einen Frischluftfimmel. Oder ist jetzt wieder Muff im Schwange?»
    «Ich hatte nie wirklich schöne Dinge zu Hause», sagte Harriet zur Entschuldigung für die Vorhänge.
    «Nein, das glaube ich gern. Was war dein Vater noch? Ein Landarzt, oder? Nein, da kommt einem natürlich nicht viel unter, was Ähnlichkeit mit einem Himmelbett aus Williams und Marys Zeit hat. Und die Behausung in Bloomsbury? Als du mit diesem Dichterling zusammengewohnt hast, wer von euch beiden ist da für die Miete aufgekommen?»
    Die Frage kam so plötzlich, daß es Harriet fast die Sprache verschlug. Nach einem Augenblick des Zögerns antwortete sie leise: «Wir haben uns die Unkosten geteilt.»
    «Schau an. Jede Wette, ich weiß, wer dabei draufgezahlt hat. Keine Angst, Kleines, ich verlange nicht von dir, den Mann zu verpetzen. Hast du ihn geliebt?»
    «Heute weiß ich, daß es keine Liebe war. Aber er ist jetzt tot. Können wir ihn bitte in Frieden ruhen lassen?»
    «Oh, nimm es mir nicht übel. Mein Geliebter ist jetzt fünfzig Jahre tot. Keiner hat je von seiner Existenz erfahren, was unser Glück war. Aber ich habe ihn geliebt, und das war mein Unglück. Schafft es Peter denn, den toten Verseschmied ruhen zu lassen?»
    «Er hat nie ein Wort über ihn verloren.»
    «Dann solltest ausgerechnet du ihn

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